Bischof Josef Marketz
„Ich möchte Frauen in wichtige Positionen in der Kirche bringen“

Bischof Josef Marketz: „Nicht wir retten Weihnachten mit allen möglichen Mitteln, sondern Weihnachten rettet uns.“ | Foto: Diözesan-Pressestelle/karlheinzfessl.com
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Josef Marketz, Bischof der Diözese Gurk, im Weihnachtsinterview mit der WOCHE Kärnten über die Weihnachtsbotschaft in Corona-Zeiten, das Zölibat, die Position der Frau in der Kirche und die Lehren aus der Krise.

WOCHE: Das Jahr 2020 stand im Zeichen eines Virus namens Corona. Wie ist es möglich, in diesen schwierigen Zeiten Halt im Glauben zu finden?
BISCHOF JOSEF MARKETZ:
In Krisen-Zeiten sucht jeder Mensch Halt, aber auch so etwas wie eine Perspektive für die Zukunft. Viele Menschen erwarten sich beides bei Virologen und Ärzten, aber auch bei Politikern und überfordern sie, weil sie Übermenschliches verlangen.
Gläubige und spirituell suchende Menschen schöpfen Zuversicht aus dem Glauben, von der Psychotherapeut Michael Lehofer meint, sie wäre ein innerer Zustand, der von einer übergeordneten Geborgenheit im Leben ausgeht: Es wird alles gut! Das ist eine gute Beschreibung, die natürlich noch glaubwürdiger wird, wenn gläubige Menschen das zumindest ansatzweise in die Tat umsetzen – mit erhöhter Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Zärtlichkeit, Liebe.

Stellt uns Gott mit dieser Pandemie auf die Probe?
Da kann ich nur auf die Bibel verweisen. Dort werden ähnliche Situationen beschrieben, die die Menschen als Prüfungen, sei es durch Gott oder das Böse, erfahren. Das führt sie zur Frage, die sich jetzt wohl auch viele stellen: Ist der Herr unter uns oder nicht? Die Antwort Jesu, der selbst immer wieder versucht wurde, ist aber eindeutig: Wir können gewiss sein, Gottes Hilfe, seine Treue und sein Erbarmen werden uns nicht allein lassen.

Welche Chancen ergeben sich in der Pandemie für die katholische Kirche, um moderner zu werden?
Ich denke, die Kirche hat in solchen Krisen-Situationen zwei Hauptfunktionen: Einerseits aus dem Reichtum ihrer spirituellen Schätze und Erfahrungen Menschen Trost, Kraft und Zuversicht zu schenken, Stütze zu sein und gleichzeitig karitativ tätig zu werden. Andererseits betrifft das auch die verschiedenen psychischen Herausforderungen, wo neben einer materiellen Hilfe Rat, Beratung und Begleitung notwendig werden.
Überraschend schnell haben sowohl die Pfarren als auch die kirchlichen Zentralstellen die Möglichkeiten von digitalen Kommunikationsmitteln erkannt und genützt.

Sie sind seit 2. Februar Bischof der Diözese Gurk. Sie befürworteten zu Beginn Ihrer Ära die Freiwilligkeit des Zölibats für katholische Priester. Weshalb wäre die Zeit reif für Pfarrer, die ein Eheleben führen?
Ohne jetzt auf die konkrete Zölibatsdebatte einzugehen, mache ich mir gerade in Zeiten wie diesen, wo man möglichst nicht unter Menschen gehen sollte, Sorgen um die Priester, von denen die meisten allein in großen Pfarrhöfen wohnen. Darunter viele, die aus der Weltkirche zu uns gestoßen sind und keine Familie hier haben, andere wiederum sehr betagt sind und für sich selbst sorgen. Ich denke, dass auch solche Situationen in die Debatte einfließen sollten.

Bischof Josef Marketz im Interview: „Ich werde weiter versuchen, Frauen in wichtige Positionen zu bringen, ohne sie auf Funktionen zu reduzieren.“ | Foto: Diözesan-Pressestelle/Daniel Gollner
  • Bischof Josef Marketz im Interview: „Ich werde weiter versuchen, Frauen in wichtige Positionen zu bringen, ohne sie auf Funktionen zu reduzieren.“
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Sie stehen für ein offenes Weltbild: Welche Rolle könnten Frauen künftig in der katholische Kirche einnehmen?
Dazu darf ich auf das neue Buch von Papst Franziskus „Wage zu träumen! Mit Zuversicht aus der Krise“ hinweisen. Wenn man sich nicht auf die Frage der Weihezulassung fixiert, die natürlich ein großes Problem für die katholische Kirche darstellt, wo aber auch einiges im Fluss ist, finde ich dort sehr wertschätzende Worte über Frauen, denen ich mich mit Überzeugung anschließe. Sie würden komplexe Situationen und Prozesse besser sehen und schneller reagieren. Sie wissen, wie man Projekte vorantreibt. So werde ich weiter versuchen, Frauen in wichtige Positionen zu bringen, ohne sie auf Funktionen zu reduzieren.

Wie lautet Ihre Weihnachtsbotschaft an die Kärntner im Corona-Jahr?
Die Botschaft lautet: Gott ist bei uns, bei allen Kärntnerinnen und Kärntnern! Und nicht wir retten Weihnachten mit allen möglichen Mitteln, sondern Weihnachten rettet uns. Meistens wird Gott ganz leise Mensch, sagt Andrea Schwarz, das wird diesmal wahrscheinlich zutreffen. Nicht viel Lärm, keine großen Feiern, auch nicht die überteuren Geschenke, sondern Menschlichkeit, die wir einander schenken, Achtsamkeit und Zärtlichkeit.

Bischof Josef Marketz | Foto: Diözesan-Pressestelle/karlheinzfessl.com
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Auch in den Weihnachtsfeiertagen ist Abstand das Gebot der Stunde. Wie verbringen Sie selbst das Weihnachtsfest und die Feiertage?
Ich habe den Heiligen Abend schon mit verschiedensten Menschen gefeiert, mit Einsamen, Alten, Obdachlosen, Nachbarinnen, aber auch allein mit ein paar Stunden Stille vor den festlichen Gottesdiensten, um davor das Licht Jesu in mich hineinströmen zu lassen. Natürlich werde ich meine Schwestern, meinen alten Vater und ein paar Freunde besuchen, sonst bin ich flexibel, freue mich vor allem auf ein paar Tage der Ruhe.

Welchen Wunsch haben Sie für das Jahr 2021 für die katholische Kirche?
Wir sollten nach dieser verordneten Distanz noch näher an die Menschen heranrücken. Mir ist eine offene und einladende Kirche wichtig, in der sehr fromme und traditionsbewusste Katholiken ihren Platz haben, zugleich aber auch nach neuer Spiritualität und Solidarität suchende Menschen. Das Verbindende habe ich in meinem bischöflichen Wahlspruch benannt: Gott ist die Liebe. Und darauf möchte ich vertrauen, die Erfahrung von Liebe in der Kirche unterstützen.

Welche Lehren soll die Gesellschaft für die Zeit nach Corona, wann immer sie kommen mag, ziehen?
Ich hoffe, dass wir nicht in die alte Normalität zurückkehren, vielleicht sogar noch alles nachholen wollen, was wir jetzt versäumt haben. Solidarität und Menschlichkeit sollten wieder mehr einkehren anstelle von zu großem Leistungsdruck und Egoismus. Und für die nächste Krise rund um Klimawandel, Schöpfungsverantwortung und weltweiter Solidarität mit Menschen, die vor all den Ungerechtigkeitssituationen fliehen, sollten wir uns wappnen, wie die Jugend es vor der Corona-Krise gefordert hat. Dazu werden wir in vielem umdenken und unser Handeln verändern müssen.

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