Prettner vs. Preiss
So kritisch sehen Ärzte unser Gesundheitssystem
Patienten-Versorgung in Gefahr? Hinter medialen Schlagabtausch zwischen Gesundheitsreferentin Beate Prettner und Petra Preiss steckt eine altbekannte Gefahr, die auch Patienten zu spüren bekommen: Immer mehr Jungärzte wandern in andere Bundesländer ab. Versorgungslücken werden befürchtet.
KLAGENFURT, KÄRNTEN. Eiszeit zwischen Petra Preiss (Sprecherin der Kärntner Spitalsärzte) und Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ): Vor und nach dem Demozug mit 350 Ärzten in Klagenfurt am 6. Mai 2024 haben sich die Wogen hochgeschaukelt. Prettners Sprecherin, Claudia Grabner, pocht darauf, dass die Gesundheitsreferentin von der Aktion "nie informiert wurde", und nennt das Verhalten Preiss' eine "Respektlosigkeit". "Was will sie (Anm.: Beate Prettner) von mir? Seit 15 Monaten haben wir Forderungen am Tisch, am Freitag vor dem Marsch, den wir seit zwei Wochen ankündigen, will mich Frau Prettner anrufen?" Dass die Gesundheitsreferentin erst aus den Medien vom Marsch erfahren habe, kann Preiss nicht nachvollziehen: "Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sie (Anm.: Prettner) nur mit der GÖD (Anm.: Gewerkschaft Öffentlicher Dienst) verhandelt", so Preiss. Bei der Demo betonte Preiss, dass die Landesregierung nicht mehr bereit sei, mit der Ärztekammer zu verhandeln.
Verhandlungsangebot von Prettner
Prettner wiederum zeigt sich in einer aktuellen Aussendung gesprächsbereit. "Ich setze jedenfalls weiterhin auf konstruktive Gespräche – vor allem zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten. Ich weiß, der Weg dorthin führt auch über zufriedene Ärztinnen und Ärzte. Deshalb verhandeln wir auch über zusätzliche mittel- und langfristige Maßnahmen, die den KABEG-Mitarbeitern zugutekommen", teilt Prettner mit. Weiters unternehme man alles, "um die Gehälter der KABEG-Ärzteschaft auch in Zukunft in der Spitzenposition zu halten. Parallel dazu befinde ich mich in laufendem Austausch mit Ärztekammerpräsidenten Markus Opriessnig."
Zukunftsängste
Der Protestmarsch letzten Montag sollte als Warnung für die Politik verstanden werden, Kärntens Ärzte sind Sorge um Kärntens Gesundheitssystem. "Extremen Personalmangel gibt es an der Radiologie in Klagenfurt", sagt Preiss. Der Hintergrund: Sechs Jahre dauert die Ausbildung eines Facharztes. "Wenn bis Ende 2026 meine Stammmanschaft in Pension geht, habe ich ein Problem", so Preiss. Laut der Spitalsärztesprecherin macht sich dieser Mangel bereits bei den Patienten bemerkbar. "Waren Patienten z.B. bei Tumornachsorge es jahrelang gewohnt, das im Krankenhaus zu machen, kann er/sie dies wegen Personalmangels nicht mehr auf der Radiologie machen – das wird ausgelagert", erklärt Preiss.
Abwanderung droht
Dass die jungen Mediziner keine adäquate Ausbildung genießen können, stellt eine ihrer größten Sorgen dar. Hier schließt sich der Kreis zu den Forderungen nach mehr Fachärzten. "Auf einigen Abteilungen funktioniert die Ausbildung gut, auf etlichen Abteilungen fehlt das Fachpersonal, es bleibt aber kaum Zeit für die Ausbildung", sagt die Sprecherin der Jungärzte Kim Haas. Am Klinikum Klagenfurt laufe es laut ihr auf der HNO-Abteilung sehr gut. "Hier gibt es ausreichend Assistenzärzte, die angehende Allgemeinmediziner ausbilden und Fachärzte für die Ausbildung der nächsten Generation an HNO-Ärzten. Wichtig ist: Es gibt eine Kultur der Ausbildung."
Ausbildung vor Geld
Ohne passende Ausbildung wandern immer mehr Jungärzte ab. Wien und Graz als Universitätsstandorte sind weitaus attraktiver. "Viele motivierte Kollegen haben Erwartungen, die gehen dann, weil sie sich in der Ausbildung nicht entfalten können", erklärt die Jungärztesprecherin. "Das Grundgehalt ist in der Steiermark für junge Ärzte in Ausbildung und junge Fachärzte um bis zu ein Viertel höher, bei Stationsärzten sind wir in Kärnten überhaupt Schlusslicht im Bundesländervergleich", sagt Haas. Geld sei aber nicht alles: "Wir Ärzte wollen Kompetenzen, bei Stellen mit einem guten Arbeitsklima und einer hervorragenden Ausbildung kommen die Leute für weniger Geld."
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