Ein Appell an die Kärntner

Bischofs-Appell an die Kärntner, am Sonntag wählen zu gehen. Aschermittwoch ist „wichtiger denn je“.

 WOCHE: Was verbinden Sie persönlich mit dem Aschermittwoch?
Bischof Alois Schwarz: Ich verbinde damit den Beginn der Vorbereitungen auf das Osterfest, Tage der Neuorientierung und Neuausrichtung auf das wichtigste Fest im Kirchenjahr.
Maß halten ist eine der vier Kardinaltugenden. Was bedeutet Maß halten konkret?
Maß halten heißt, dass man versucht, bei allem das rechte Maß zu finden – z. B. in der Zeiteinteilung, beim Essen, in der Arbeit. Ziel kann es sein zu versuchen, im rechten Maß seinen Tag zu ordnen. Dazu gehören die innere Ruhe und das Gebet.
Ist denn das Maßhalten in einer Überflussgesellschaft nicht überholt?
Jeder Mensch braucht Rituale der Reinigung, der inneren Erneuerung, Entschlackung und Entschleunigung. Es ist wichtiger denn je, in unserer überfüllten Zeit eine Auszeit für die innere Freiheit zu haben.
Was löst das Fasten aus?
Man beginnt wieder zu atmen. Man spürt, dass die äußeren Dinge nicht das innere Leben des Menschen zudecken dürfen. Wir brauchen die innere Freiheit für die Dynamik des Geistes, der Seele.
Was ist die spirituelle Dimension des Fastens?
Durch den Verzicht auf äußere Dinge wird der Mensch frei für Gott. Fastenzeit ist eine Zeit, in der wir in besonderer Weise dazu eingeladen sind, bewusst zu leben.
Wie fasten Sie?
Ich persönlich verzichte in der Fastenzeit auf das Abendessen und beschränke im Sinne des „Autofastens“ Autofahrten auf das absolut notwendige Maß. Ich habe in der Fastenzeit mehr Zeit zum Leben in der Meditation und Stille.
Viele Menschen belastet die Krise, über die permanent berichtet wird.
Meine Frage lautet: Wie wird die Krise zum Sprungbrett für eine neue Lebenssituation? Die Umwandlung von Widerständen in neue Aufbruchssituationen ist die große Herausforderung unserer Zeit.
Es gibt also die sprichwörtlichen Chancen in der Krise?
Ja, wenn man dabei schaut, wer einem aus der Krise helfen kann. Der Blick auf Gott ist wie auch sonst das Entscheidende. Er führt aus der Bedrängnis in das erfüllte Leben hinein.
Immer mehr Menschen werden arbeitslos – kann die Kirche Trost spenden?
Appelle oder Mahnungen wegen der Auswüchse im Finanzgeschäft allein helfen nicht weiter. Es braucht gerade jetzt einen besonderen Blick für Notleidende und eine neue, aktive Solidarität mit diesen.
Wie haben Sie den Wahlkampf erlebt?
Ich erlebe ihn als sehr starkes Bedrängen der Parteien, die Wähler für sich zu gewinnen. In einer Demokratie sollen die Bürgerinnen und Bürger ihr Wahlrecht nützen.
Uwe Sommersguter