Arbeitsmarkt: Auch 2017 herausfordernde Situation

- Eine Trendwende am Arbeitsmarkt sieht das AMS Kärnten 2017 noch nicht
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Die Prognose für heuer: Steigende Beschäftigung, aber auch steigende Arbeitslosigkeit. AMS setzt auf Maßnahmen für Ältere und Langzeitarbeitslose.
KÄRNTEN (vp). Eines vorweg: 2016 war ein - vorsichtig ausgedrückt - gutes Jahr für den Kärntner Arbeitsmarkt. Neben einer Zunahme an offenen Stellen (plus 15,3 Prozent) verzeichnete man mit 207.480 Beschäftigten einen Beschäftigungsrekord (plus 1,1 Prozent). Die Arbeitslosigkeit ist um 0,8 Prozent (minus 206) gesunken - erstmals seit 2011. Insgesamt waren über das Jahr gerechnet 25.462 Personen arbeitssuchend gemeldet, dazu kommen 3.076 Personen in Schulung. Zusammen waren das 28.539 Personen, was einem Rückgang von 1,5 Prozent entspricht (minus 424 Personen). Damit nahm auch die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte ab, sie liegt mit 10,9 Prozent auf hohem Niveau. Kärnten liegt da nach Wien leider auf dem zweiten Platz.
Mehr Arbeitslose über 50
Ältere Arbeitslose über 50 haben in den letzten Jahren stetig zugenommen, zuletzt hatten 2016 7.416 Personen über 50 keinen Job - das ist ein Anstieg von 3,3 Prozent. Davon waren 42,2 Prozent über ein Jahr arbeitslos. Über 55-Jährige haben es besonders schwer, hinzu kommen oft gesundheitliche Probleme.
Heuer werden daher 25 Prozent des Gesamtbudgets für diese Personengruppe investiert - das sind 19,5 Millionen Euro. AMS-Landesgeschäftsführer Franz Zewell: "Der Fokus liegt auf Beschäftigungsprojekten sowie gezielter Aus- und Weiterbildung, vor allem aber auf Eingliederungsbeihilfe für Betriebe."
20 Prozent der Mittel für Langzeitarbeitslose
Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen (über ein Jahr) stieg 2016 stark an - um 30,7 Prozent, österreichweit sogar um 59,8 Prozent. Wie erwähnt, sind speziell Ältere und gesundheitlich Beeinträchtigte stark betroffen. Das AMS setzt auch auf diese Zielgruppe und investiert 2017 15,5 Millionen Euro (20 Prozent der Gesamtmittel). Um eine spätere Integration in den Arbeitsmarkt zu erzielen, fokussiert sich das AMS auf den zweiten Arbeitsmarkt - auf sozialökonomische Betriebe und gemeinnützige Beschäftigungsprojekte. "Wir kaufen quasi Arbeit zu, um diese Menschen für den Arbeitsmarkt fit zu machen", so Zewell.
Jugendarbeitslosigkeit gesunken
Ein weiterer Fokus wird gemeinsam mit Sozialpartnern und Land auf die Zielgruppe Jugend gelegt. Es geht vor allem um Maßnahmen, um Jugendlichen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. "Wir können jedem Jugendlichen eine Ausbildung, eine Lehrstelle oder eine Arbeit anbieten", sagt Zewell. Die "Ausbildungspflicht bis 18" wird heuer um die "Ausbildungsgarantie bis 25 Jahre" erweitert. Denn Aus- und Weiterbildung ist das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit. Das zeigen auch Zahlen: Mit maximalem Pflichtschulabschluss hat man ein Arbeitslosigkeitsrisiko von 31,1 Prozent. Das sinkt mit Lehrabschluss auf 10,7 Prozent.
2016 nahm die Jugendarbeitslosigkeit in Kärnten (unter 25) um 7,8 Prozent ab. Das AMS investiert 2017 35 Prozent des Gesamtbudgets in Jugendliche, das sind 27,5 Millionen Euro.
Prognose ohne Trendwende
Eine Trendwende am Arbeitsmarkt sieht Zewell 2017 noch nicht. Prognosen gehen von steigender Beschäftigung (plus 0,9 Prozent), aber auch von steigender Arbeitslosigkeit (plus 2,1 Prozent) aus. Zewell: "Es ist davon auszugehen, dass es 2017 erneut eine Zunahme bei Langzeitarbeitslosen geben wird, ebenso bei Personen über 50 Jahre und mit gesundheitlichen Einschränkungen. Diese Gruppen stehen damit weiterhin im Fokus unserer Maßnahmen."
2017 steht das Gesamtbudget des AMS Kärnten bei 78,1 Millionen Euro, das sind 1,9 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte davon (42,2 Millionen Euro) wird in Qualifizierung von Arbeitssuchenden (z. B. zertifizierte Fachkurse) gesteckt.
Die Zahlen 2016
Beschäftigte: 207.480 (Veränderung zum Vorjahr: + 2.214; + 1,1 %)
Arbeitslose: 25.463 (- 206; - 0,8 %)
Arbeitslosenqoute: 10,9 % (Vorjahr: 11,1 %)
Personen in Schulung: 3.076 (- 217; -6,6 %)
Arbeitslose & Schulung: 28.539 (- 424; - 1,5 %)
Jugendliche (bis 25): 3.043 (- 256; - 7,8 %)
Ältere (über 50): 7.416 (+ 237; + 3,3 %)
Langzeitarbeitslose (über 6 Monate): 8.010 (+ 576; + 7,7 %)
Langzeitarbeitslose (über 12 Monate): 4.025 (+ 945; + 30,7 %)
Offene Stellen: 2.167 (+ 287; + 15,3 %)
Lehrstellensuchende: 483 (- 9; - 1,7 %)
Offene Lehrstellen: 219 (+ 26; + 13,7 %)
Arbeitslose nach Bezirken 2016
Feldkirchen: 1.107 (- 78; - 6,6 %)
Hermagor: 493 (- 15; - 2,9 %)
Klagenfurt: 7.711 (+ 82; + 1,1 %)
Spittal: 3.797 (- 139; - 3,5 %)
St. Veit: 2.099 (+ 16; + 0,8 %)
Villach: 6.382 (- 24; - 0,4 %)
Völkermarkt: 1.972 (- 50; - 2,5 %)
Wolfsberg: 1.902 (+ 1; +/- 0,0 %)


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