MÜHELOS ABNEHMEN – Teil III – „LEPTIN, DAS UNBEKANNTE HORMON“

Foto: Andrii Salivon - Fotolia

In den ersten beiden Teilen haben wir uns der Kalorientheorie gewidmet und erläutert warum diese falsch ist. Hier noch als kleiner Appendix die physikalische Definition: Eine Kalorie ist die Menge Energie die benötigt wird, um ein Gramm Wasser um ein Grad Celsius zu erwärmen. Mit anderen Worten, interessant zu wissen wie viel Gramm Wasser man mit der Energie seiner Mahlzeit erwärmen könnte, nachdem der menschliche Körper jedoch kein Verbrennungsofen oder Dampfkessel ist, absolut sinnlose Information.

Im menschlichen Körper werden ALLE Vorgänge mittels Hormonen und durch diese aktivierte Enzyme geregelt. Wie wir auf Stress reagieren beispielsweise. Sachen lernen, verdauen, uns fortpflanzen, Krankheiten bekämpfen, Geschlechtsreife erreichen um nur einige zu nennen. Größenwachstum von Kindern wird wie allgemein bekannt ebenfalls durch Hormone bestimmt, so wie auch der Wachstum unserer Muskel. Naheliegend eigentlich, dass auch der in die Breite so gesteuert wird, oder?

Tatsächlich sind es in Summe mehr als 20 Hormone und Enzyme, die in engem, fein aufeinander abgestimmtem Zusammenspiel bestimmen ob wir zu- oder abnehmen. Fett speichern oder verbrennen. Glücklicherweise müssen wir uns nicht mit allen von ihnen befassen, wie jedes gute Orchester hat auch dieses einen Chef. Vielmehr sogar gleich zwei Dirigenten: Den beiden Hormonen Leptin und Insulin. Während Insulin individuell auf Zellebene arbeitet, dort Anweisungen gibt ob Fett oder Zucker verbrannt beziehungsweise eingelagert wird, ob diese Energie für Zellreparatur oder –Erneuerung eingesetzt wird hat Leptin eine übergeordnete Funktion. Kontrolliert in dieser ob in unserem Körper (d.h. der Summe aller unserer Zellen) ausreichend Energie vorhanden (gespeichert) ist oder mehr benötigt wird. Die Funktionen sind also ähnlich, trotzdem verschieden. Leptin ist mit dem Vorstandsdirektor eines großen, multinationalen Konzerns vergleichbar, der die Geschicke weltweit vorgibt während Insulin der ins Taggeschäft involvierte Niederlassungsleiter ist. Für uns ist vor allem wichtig wie wir diese beiden Chefhormone für unsere Gesundheit günstig beeinflussen.

Sehen wir uns zuerst Leptin an: Leptin ist insofern ein „junges“ Hormon, da es erst 1995 entdeckt wurde. Also durchaus möglich, dass Ihr Hausarzt noch nichts davon gehört hat, vor allem wenn er schon einige Jahre praktiziert. (Nachdem sich die Räder in der Schulmedizin häufig sehr langsam drehen dauert es Jahre, bis neue Entdeckungen auch tatsächlich in den Lehrbüchern angekommen sind). Mein Autokorrekturprogramm im Übrigen auch nicht, das Wort wird permanent rot aufgezeigt.....

Produziert wird Leptin in den Fettzellen. Das ist richtig, unsere Fettzellen sind ein vollwertiges endokrines Organ. Je mehr Fett gespeichert ist (sprich: je dicker jemand ist), umso mehr Leptin wird ausgeschüttet. Was dem Hypothalamus (=das wichtigste Steuerungszentrum des vegetativen (unbewussten) Nervensystems. Er sitzt in einem Abschnitt des Zwischenhirns) signalisiert, dass genug Nahrung vorhanden ist, keine weitere mehr aufgenommen und gespeichert werden muss. Woraufhin unser Appetit (Hunger) reduziert und gleichzeitig die Fettverbrennung angekurbelt wird. Ein niedriger Stand hingegen führt zu einer Ausschüttung von Hormonen, die Hunger signalisieren, gleichzeitig wird von Fettverbrennung auf –speichern umgeschalten.

Dieses Szenario ist der Idealfall. Bei Übergewicht hingegen kann man zu 99,9 Prozent davon ausgehen, dass es ein Kommunikationsproblem zwischen Leptin und dem Hypothalamus vorliegt. Man spricht dann von Leptinresistenz. Obwohl mehr als genug Leptin vorhanden ist kann es unser Gehirn nicht erkennen. Schlimmer noch, der Hypothalamus interpretiert das gestörte Signal als zu wenig Leptin, meint es wären nicht genug Fettreserven vorhanden um das Überleben (beispielsweise im Fall einer Hungersnot, was im Lauf unserer Evolution ja häufig vorkam) zu gewährleisten woraufhin die gleichen Mechanismen geschalten werden wie bei niedrigem Leptinstand: Hunger und Fettspeichern.

Zusätzlich kontrolliert Leptin noch weitere Funktionen/Aufgaben des Hypothalamus, die dann ebenfalls gestört sind, unter anderem:

Fortpflanzung
Schilddrüsenfunktion
Nebennierenfunktion
Sympathetisches Nervensystem

Zudem verliert der Körper das Wissen, in welche Zellen er Fett speichern soll um es spatter als Energiereserve nutzen zu können. Ein Teil wird jetzt immer in der Leber und den umliegenden Organen gespeichert wodurch diese wiederum beeinträchtigt werden. In ihrer Funktion aber auch um hormonelle Signale zu empfangen. Das ist ganz wichtig zu verstehen, unser gesamter Hormonhaushalt ist auf einander abgestimmt gleich einem Dominostein, der in einer Kettenreaktion weitere umwirft. Leptin ist vermutlich das wichtigste Hormon, das unser Körper produziert. Um bei dem Vergleich mit den Dominosteinen zu bleiben, gleich dem allerersten Stein. Fällt dieser, so reißt er alle anderen mit, kippt das gesamte System. Ich sehe Dinge lieber immer positiv. Bringen wir dieses eine Hormon unter Kontrolle, besser: Sind wir leptinsensitiv, so ist das ein großartiger Grundstein für körperweite Gesundheit und Wohlbefinden.

Wie kommt es zu Leptinresistenz? Sehen wir uns wieder ein einfaches Beispiel an: Kommt man ins Nilpferdhaus im Tiergarten Schönbrunn, so wirft einem der Gestank zuerst beinahe um. Bleibt man aber eine Zeit lang drinnen, so gewöhnt man sich an den Geruch. Somit hat unser Geruchssinn eine Resistenz gegen den Gestank entwickelt und wir nehmen diesen erst wieder wahr, wenn wir hinaus ins Freie gehen, frische Luft schnappen um erst später wieder zu kommen. Es ist also der permanente Reiz, der zu Resistenz führt. Genau das gleiche Prinzip bei Leptin- oder Insulinresistenz (über die wir im 4. Teil sprechen werden): Ist der Empfänger (also der Hypothalamus) ständig dem Signal ausgesetzt, so verliert es seine Wirkung. Bleibt man in dem Raum, so müsste es……nun ja, noch schlimmer stinken um den Gestank kurzfristig wieder zu registrieren. Um Leptin wieder wahrnehmen zu können, müsste man noch dicker werden, noch mehr essen. Nur, um sich daran auch wieder zu gewöhnen, die Resistenz also noch größer wird.

Ein klassischer Teufelskreis, ein doppelter sogar: Mehr Leptin ist notwendig um die Resistenz zu durchbrechen, die Resistenz wird dadurch aber noch größer, es bedarf also noch mehr Leptin, damit das Signal empfangen wird. So geht es immer weiter, wird man immer dicker und kranker - oder aber es gelingt den Teufelskreis zu unterbrechen.

Kann man denn diesen überhaupt stoppen? Ja, allerdings nicht durch irgendwelche Pillen oder Medikamente sondern nur über die Ernährung. Somit uninteressant für die Pharmaindustrie, ein Schalk wer vermutet das sei der Grund warum niemand je von Leptin spricht. (noch schlimmer verhält es sich bei Insulinresistenz beziehungsweise Pre-Diabetes und Diabetes. Darüber werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich schreiben.)

Was noch interessant ist, kann man Leptinresistenz messen? Ja, mittels eines einfachen Bluttests. Noch simpler man misst seinen Bauchumfang auf Höhe des Nabels. Dieser sollte maximal die Hälfte der Körpergröße betragen wobei ich als Gesundheitstrainer mir idealerweise die Hälfte minus 10% für meine Klienten wünsche. Bei einer Größe von 180 cm also maximal 90 cm Bauchumfang, idealerweise 81. Austrainierte Leistungssportler sollten sich an -15% orientieren. Beträgt der Umfang mehr als 50% der Körpergröße, so muss man davon ausgehen, dass bereits Fetteinlagerungen in den Organen bestehen. Die – was ich sehr gerne wiederhole – ZU 100% REVERSIBEL SIND! Von jedem, sei der Umfang höher als die Körpergröße – versprochen!

Für heute wünsche ich Ihnen alles Gute, bis zum nächsten Mal!

Wolfgang Zingl, Primal Health Austria

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