Stift Klosterneuburg
"Roboter" forschen an Bibliotheksbüchern

- hochgeladen von Angelika Grabler
KLOSTERNEUBURG. Mit einem "Dank an das Stift Klosterneuburg, das die Lust am Forschen nie veroloren hat" begann Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner den Landesfeiertag – zu Leopoldi stellte sie gemeinsam mit Propst Bernhard Backovsky und Wirtschaftsdirektor Andreas Gahleitner ein "Leuchtturmprojekt der Geisteswissenschaften" vor, eine Kooperation mit der FH St. Pölten, die vom Land mit 200.000 Euro gefördert wird.
Nabel der Welt
Seit Jahrhunderten, so führte Gahleitner aus, ist das Stift ein Ort der Forschung, nicht nur im theologischen Bereich. Die erste Landkarte mit Koordinatensystem etwa findet sich im Stift Klosterneuburg – wobei bei dieser der 0-Meridian durch Klosterneuburg geht. "Das könnten wir vielleicht wieder einführen, die Briten wollen gerade eh nicht so in der Mitte Europas sein", stichelte Gahleitner.
Forschung
270.000 Bücher gibt es in der Bibliothek des Stiftes Klosterneuburg, davon über 1.200 Handschriften, zurückgehend bis zu der Zeit, in der in der Region die Schrift erst entstand.
Ein Forschungsprojekt will nun mehr über die Entstehung dieser Schriften wissen. Das Kernproblem, "wie krieg ich es auf die Reihe, dass das eine Maschine lesen kann", bearbeiten Teams unter Leitung von Stiftsbibliothekar Martin Haltrich und Wissenschafter Markus Seidl.
Künstliche Intelligenz
Vielversprechend ist dabei die Anwendung künstlicher Intelligenz, die Schriftmuster aus den digitalisierten Handschriften automatisch erkennen soll. Bisher werden diese Algorithmen hauptsächlich für Verbrechensaufklärung und bei der Analyse von historischen Dokumenten eingesetzt. In dieser Verbindung können auch längst vergangene Schreiber identifiziert werden und Rückschlüsse auf die Arbeitsweisen in den Skriptorien gezogen werden.
„Wenn wir erfolgreich sind, können wir Werkzeuge entwickeln, die bisher ungelöste oder auch bislang gar nicht gestellte Fragen nach der Organisation von Schriftlichkeit im Hochmittelalter in Klöstern weit über Niederösterreichs Grenzen hinaus beantworten können und die uns verstehen lassen werden, wie unsere Kultur und Identität entstanden ist“, so Gahleitner.
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