Das Kreuz mit dem Kreuz
Beschwerden mit dem Bewegungsapparat haben längst den Status einer Volkskrankheit erreicht. Im MINI MED-Vortrag ‚Erkrankungen der Wirbelsäule‘ präsentierte Prim. Prof. Univ. Doz. Dr. Manfred Weissinger, Leiter der Abteilung Orthopädie und Orthopädische Chirurgie am Landesklinikum Zwettl, einen Überblick über neueste Therapiemöglichkeiten.
Lokale Schmerzen an Rücken oder Halswirbelsäule, Strahlungsschmerz an verschiedenen Körperstellen, etwa in den Beinen, Armen, an den Schultern oder im Kopf, Kribbeln oder Taubheit in den Gliedmaßen: Symptome, die auf einen möglichen Bandscheibenvorfall bzw. eine Erkrankung der Wirbelsäule hinweisen und einen Arztbesuch unausweichlich machen. Die Diagnose erfolgt stets mittels klinischer Untersuchung, Bildgebung (Röntgen, Magnetresonanztomografie, Computertomografie) bis hin zur Elektrophysiologie (Messung der Nervenbahnen).
Die erforderliche Behandlung wird anhand der Art und Ausprägung der Wirbelsäulen-Erkrankung bestimmt. Dr. Weissinger: „90 Prozent der Bandscheibenvorfälle werden bereits konservativ behandelt. Entweder mittels Physio-, Ergo-, Hydro- oder Elektrotherapien, Massagen oder Schmerztherapien auf Injektions- und Medikamentenbasis. Infiltrationen (flüssige Medikamente und Schmerzmittel werden direkt an der schmerzenden Stelle injiziert) erweisen sich als wirksam. Sie sollten allerdings aufgrund des Cortisonanteils dosiert angewendet werden. Ein chirurgischer Eingriff ist meist dann vonnöten, wenn Patienten über Lähmungserscheinungen in einzelnen Gliedmaßen klagen.“
Speziell im Bereich der Mikrochirurgie wurden in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Mit einer durch Lichtmikroskope stark vergrößerten Sehhilfe werden betroffene Bandscheiben bzw. Teile davon entfernt. Die durch die Quetschung und Einengung von Nervenbahnen oder des Rückenmarks typischen Schmerzen werden dadurch dauerhaft gelindert. Vorbei also die Zeiten, wo Beton angerührt und mittelgroße Gerüste an der Wirbelsäule verschraubt wurden. Mit den Operationstechniken haben sich auch die Materialen und deren Funktionalität stark verbessert. So sind etwa Schrauben an flexiblen Gelenken verankert, um Bewegungen der Wirbelsäule mitmachen zu können. Mittels beeindruckender Bilder chirurgischer Eingriffe am Landesklinikum Zwettl stellte Dr. Weissinger u.a. die Einsatzmöglichkeiten künstlicher Bandscheiben vor. Bevor es allerdings soweit kommt, geht es zunächst darum, durch eine Kombination aus Physiotherapie, Medikamenten und Schmerzmitteln eine Operation zu vermeiden. Oder rechtzeitig durch Trainieren bestimmter Muskelgruppen einem Rückenproblem vorzubeugen.
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