Volksbühne Kirchbichl
Zum 75. Jubiläum – Einblicke in den Theaterverein

Zum 75. Jubiläum der Volksbühne Kirchbichl präsentiert der Verein dieses Mal ein Stück, welches sich vom gewohnten "Bauerntheater" abhebt. | Foto: Nimpf
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  • Zum 75. Jubiläum der Volksbühne Kirchbichl präsentiert der Verein dieses Mal ein Stück, welches sich vom gewohnten "Bauerntheater" abhebt.
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Der Kirchbichler Theaterverein, die Volksbühne Kirchbichl, feiert ihr 75. Jubiläum. Zu diesem Anlass hat die Regie ein herausforderndes Stück ausgewählt, das auf alle Fälle aus der Reihe tanzt.

KIRCHBICHL. Die Volksbühne Kirchbichl begeistert seit nunmehr 75 Jahren ihr Publikum mit ihren Theaterstücken. Früher wurden ihre Vorstellungen im Schrollsaal in Kirchbichl aufgeführt. Im Jahr 1971 übersiedelte sie dann in der Kirchbichler Pfarrsaal, wo sie bis heute zwei Mal im Jahr, im Frühling und im Herbst, ihre Leistungen präsentiert. 
Unter den 36 Mitgliedern des Vereins ist auch Thomas Nimpf. Er ist seit 2006 Teil der Volksbühne Kirchbichl Familie. Angefangen als Schauspieler, übernahm er im Jahr 2013, nach einer Ausbildung im Jahr zuvor, auch die große Rolle des Regisseurs. Als einer von drei bis vier Regisseuren ist er hier in erster Linie für die Auswahl der vorgeführten Stücke zuständig, was oft auch einige Hürden mit sich bringen kann, wie er berichtet. Denn auch der Kirchbichler Theaterverein sei nicht vom "Personalmangel" verschont geblieben, was die Auswahl für die Theaterstücke oft etwas begrenzt. "Nachwuchs ist ein großes Thema", so Nimpf.

Von der Leseprobe bis zur Premiere

Bis es zu einer Theatervorführung kommt, wie wir sie kennen, wird ein weiter Weg zurückgelegt. Zuallererst muss das Stück ausgewählt werden. Hier gibt es viele Theaterverläge, bei denen man sich Leseproben nach Hause bestellen kann. Dabei muss der Regisseur einiges beachten: Zum einen muss abgeklärt werden, ob genügend passende Schauspieler zur Verfügung stehen, zum anderen sollten die Rollen auch auf die individuellen Charaktere der Mitglieder passen. Der Regisseur muss sich als nächstes der Frage stellen, wie das Stück im Ganzen inszeniert werden soll.
Dazu gehört vor allem das Bühnenbild. Zuständig für den Bau und die Gestaltung der Bühne bei der Volksbühne Kirchbichl sind Wolfgang Brander sowie Viktor Gruber. Die beiden Bühnenbildner versuchen jedes Mal aufs neue, die Vorstellungen des Regisseurs bestens zu visualisieren. Das Material dafür habe sich in den letzten 75 Jahren, in der die Bühne nun besteht, reichlich angesammelt, erzählt Nimpf. Genauso wie die Kleidung für die Schauspielerinnen und Schauspieler. Hier gibt es einen eigenen Fundus, wo Kleidungsstücke, von alt bis neu und in allen möglichen Varianten, zu finden sind. Bei Bedarf wird dieser Fundus auch laufend aufgestockt. 

Für jede Aufführung wird etwa 3 Monate vor der Premiere mit den Proben angefangen. Dabei gibt es 22 bis 26 Proben. | Foto: Nimpf
  • Für jede Aufführung wird etwa 3 Monate vor der Premiere mit den Proben angefangen. Dabei gibt es 22 bis 26 Proben.
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Weiter geht es dann mit den Proben. Damit jede Vorstellung bis hin zur Premiere auch reibungslos verläuft, werden etwa zwischen 22 und 26 Proben benötigt, so der Regisseur. Angefangen wird hier etwa drei Monate vor der ersten Vorstellung, dabei wird zwei bis drei Mal in der Woche intensiv geprobt. 

Volksbühne Kirchbichl mal ganz anders

Nicht nur der Theaterverein selbst feiert heuer Jubiläum, auch die jetzige Obfrau Elke Malleczeck ist bereits seit 25 Jahren im Verein tätig. Zu diesem besonderen Anlass hat sich die Obfrau ein Stück gewünscht, das aus der Reihe tanzt. Regisseur Thomas Nimpf hat sich also auf die Suche nach einem ernsten Drama gemacht und ist mit "Der Schandstich", vom bayrischen Autor Peter Landstorfer, fündig geworden. Bekannt für ihre sonst eher humorvollen Vorführungen, zeigt die Volksbühne Kirchbichl in dieser Spielsaison ein krasses Gegenteil zum herkömmlichen Bauerntheater.

"Dieses Stück sticht mit Sicherheit von allen anderen Stücken, die wir bisher aufgeführt haben, heraus. So etwas hat Kirchbichl bislang noch nicht auf die Bühne gebracht",

betont Nimpf. Natürlich gab es in der Vergangenheit schon ernste Theaterstücke, doch auch diese hätten immer etwas Humor mitgebracht. Es sei eine Herausforderung für alle Spielerinnen und Spieler, bemerkt der Regisseur, welcher bei diesem Stück auch selbst auf der Bühne zu sehen sein wird. 
Die Premiere zu "Der Schandstich" ist am 1. April, diese ist bereits ausverkauft. Insgesamt wird es acht Aufführungen, bis Mitte Mai, im Pfarrsaal in Kirchbichl geben. 

"Es ist wie eine Sucht"

Für Obfrau Elke Malleczeck sie ist es immer wieder eine willkommene Herausforderung, sich auf die Bühne zu stellen und eine Rolle zu verkörpern, welche sie im echten Leben nicht darstellt. Man würde sozusagen jedes Mal aufs Neue in eine andere Welt eintauchen. Das Schauspielern würde so die Möglichkeit eröffnen, sich auch in seiner eigenen Persönlichkeit weiterzuentwickeln

"Im Idealfall bekommt man dann natürlich viel Applaus und das ist wie eine Sucht. Wenn man da oben auf der Bühne steht, sich verbeugt und einem die Leute zujubeln – das ist wie Adrenalin, deshalb machen wir das",

verdeutlicht die Obfrau ihre Leidenschaft. Im Grunde sei aber das Ziel jeder Vorstellung ganz klar, das Publikum zu unterhalten

Für Obfrau Elke Malleczeck (li.) ist es jedes Mal aufs Neue eine willkommene Herausforderung, auf der Bühne eine ganz andere Rolle zu verkörpern. | Foto: Nimpf
  • Für Obfrau Elke Malleczeck (li.) ist es jedes Mal aufs Neue eine willkommene Herausforderung, auf der Bühne eine ganz andere Rolle zu verkörpern.
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Ein weiterer, positiver Aspekt beim Schauspielern im Theaterverein sei auch die Gemeinschaft, so Malleczeck. Bei der Volksbühne Kirchbichl seien alle Individuen und starke Persönlichkeiten, die sich aber alle gerne mögen würden. Es wird hier auch extrem reflektiert, was bedeutet, man müsse auf der Bühne auch einiges an Kritik aushalten können, wenn man aufgrund seiner Performance zurechtgewiesen wird, betont die Obfrau. Doch auch daraus könne man viel positives für sein privates Leben ziehen, denn man würde hier definitiv gut lernen, mit Kritik umzugehen.

Mangelnder Nachwuchs

Das Fehlen von jungen Nachwuchsschauspielerinnen und -schauspielern würde man auch bei der Volksbühne Kirchbichl spüren, erzählt Regisseur Thomas Nimpf. Auch das sei ein Grund für die Auswahl dieses außergewöhnlichen Stückes gewesen, denn so würden die jungen Leute bei der Vorstellung sehen, dass Theaterspielen nicht nur heißt "Klamauk" zu verkörpern. Man möchte an dieser Stelle auch gegen gewisse Vorurteile über Theatervereine kämpfen. Bestimmte Vorraussetzungen für den Beitritt in den Verein werden hier nicht wirklich benötigt, die Volksbühne Kirchbichl empfängt jeden, vor allem junge Männer, mit offenen Armen. Natürlich sollte man Lust und Laune für das Schauspiel mitbringen und auch keine Hemmungen haben auf der Bühne zu stehen. 

„Bei den meisten ist es aber so, wenn sie dann einmal auf der Bühne stehen, dann möchten die wenigsten wieder runter“,

weiß Thomas Nimpf. Zudem sei Spaß am Vereinsleben auch wichtig. Außerdem gibt es bei einem Theaterstück nicht nur die Schauspieler. Es passiert viel hinter den Kulissen, wie etwa die Verwaltung der Kassa, die Küche oder der Bühnenbau. „Unser kleiner Verein ist eine große Gemeinschaft oder sogar eine Familie. Jeder ist überall einsetzbar und alle helfen zusammen", erzählt Nimpf stolz.

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