Historischer Fund
Alte Hinrichtungsstätte in Radfeld freigelegt

Der Blick von oben auf den historischen Fund im Radfelder Maukenwald zeigt die Dimension der Anlage. | Foto: Hubert Ilsinger
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  • Der Blick von oben auf den historischen Fund im Radfelder Maukenwald zeigt die Dimension der Anlage.
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In Radfeld wurde eine Hinrichtungsstätte entdeckt. Im Zentrum der kreisförmigen Anlage wurden zudem zwei Skelette gefunden, die nun wissenschaftlich untersucht werden. 

RADFELD. "Dass im Radfelder Maukenwald einmal eine Hinrichtungsstätte gewesen sein muss, war uns bekannt. Schon in der Volksschule wurde uns das im Unterricht nähergebracht", erklärt Bgm. Josef Auer. Dass diese nun allerdings tatsächlich gefunden wurde, gleiche einer Sensation. Der Radfelder Ortschronist Helmut Innerbichler erzählt, dass sein Kollege Horst Duftner und er immer wieder durch den Wald gegangen seien und dabei nach Auffälligkeiten Ausschau gehalten haben. Aufgrund gut erhaltenem historischen Kartenmaterial konnte die Hinrichtungsstätte ungefähr lokalisiert werden. Innerbichlers Sohn sei es schließlich gewesen, der eine Erhebung entdeckte, die sie stutzig machte. Daraufhin wurde das Institut für Achäologie der Universität Innsbruck verständigt, die vor Kurzem die Richtstätte ans Tageslicht beförderten. Die Grabungen wurden durch die Gemeinde und das Land Tirol finanziell ermöglicht.

Zwei männliche Skelette gefunden

Das Hochgericht in Radfeld war einer der zwei Richtplätze von Rattenberg. Ab dem Jahre 1683 wurden alle Exekutionen beim gemauerten Galgen in der Mauken vollzogen. Im 18. Jahrhundert wurde der Richtplatz dann aufgegeben. Die Ausgrabung zeigen nun eine nahezu kreisförmige Anlage mit einem Innendurchmesser von 8,60 Metern. Diese wurde mit einer ein Meter dicken Steinmauer umrandet. Die Richtstätte wurde auch mit rötlichem Buntsandstein des Maukenbaches aufgeschüttet und damit deutlich erhöht. Es konnte auch nachgewiesen werden, dass die Anlage in mehreren Phasen genutzt wurde. Neue Erkenntnisse erhofft man sich aus von den zwei männlichen Skeletten, die in unterschiedlicher Tiefe der Anlage gefunden wurden. Die anthropologische Analyse der Knochen wird Aussagen über das Alter und das Leben der Hingerichteten zulassen. Gemeinsam mit den verfügbaren Schriftquellen werden nun Hinweise auf die Identität der hier bestatteten Personen gesucht. 

Richtstätten in Tirol

Im Zeitraum von 1497 bis 1787 könnten laut Aufzeichnungen rund 1500 Menschen durch den Henker getötet worden sein. Ab 1497 waren auch jeweils ein Scharfrichter in Hall und in Meran tätig. Ab 1795 wurde kein Tiroler Henker mehr bestellt, für die Exekutionen wurden Scharfrichter aus Wien und Prag geholt. Nach einer nicht gesicherten Statistik wurden im Hochgericht Rattenberg im 16. Jahrhundert 71 Menschen getötet. Eindeutig nachgewiesen wurde, dass Mitte des 16. Jahrhunderts im Unterinntal 193 Menschen hingerichtet wurden. Viele Todesurteile waren religiös motiviert. Die größte nachgewiesene Massenhinrichtung in Tirol fand in Rattenberg am 12. Mai 1529 statt. Damals wurden 18 Menschen exekutiert, davon waren zehn Frauen. (red)

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Der Blick von oben auf den historischen Fund im Radfelder Maukenwald zeigt die Dimension der Anlage. | Foto: Hubert Ilsinger
Bgm. Josef Auer stellte sich den Fragen der Presse. | Foto: Hubert Ilsinger
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