Aschermittwoch: Auf in die Fastenzeit!

Bei Küchenchef Michael Mayr im Wörgler Seniorenheim wird seit 1999 Fastensuppe für den Sozialsprengel gekocht.
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  • hochgeladen von Sebastian Noggler

BEZIRK (nos). Mit Mittwoch, dem 1. März, hat auch das närrische Treiben im Bezirk wieder sein vorübergehendes Ende gefunden, die Fastenzeit beginnt traditionell am Aschermittwoch.

Zwar hat der religiös-kirchliche Charakter des Ganzen – die 40-tägige Fastenzeit ist die Vorbereitung auf das höchste Fest der christlichen Kirchen, Ostern – in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren, für viele Menschen ist die Zeitspanne dennoch Möglichkeit und Anlass zum Verzicht und zum bewussteren Umgang mit Konsumgütern. Viele verzichten auf Fleischkonsum oder Alkohol, auf Zigaretten oder Shopping-Ausflüge.

Dass der Fleischverzicht – eine ureigene Form der kirchlichen Fastenregeln – auch weiterhin im Bezirk Kufstein besonders zu den Hochfesten und besonderen Kalendertagen der Fastenzeit, wie dem Aschermittwoch, dem Gründonnerstag oder dem Karfreitag, groß geschrieben wird, davon können auch die Metzger und Fischfachverkäufer ihr Liedchen singen.
"Grade um den Aschermittwoch merken wir das ganz stark", erklärt Fleisch- und Frischfischfachverkäufer Ewald Kalch im Kufsteiner "Kaufpark", "da verkaufen wir so gut wie überhaupt kein Fleisch". Natürlich gibt es Einige, die auf ihre Leberkäsesemmel nicht verzichten wollen, aber der Trend ist ganz klar erkennbar.

Ähnliches kann auch Eurogast Riedhart in Wörgl berichten. Die Zahlen des Gastro-Großhändlers in der Wörgler "Markthalle" sprechen eine eindeutige Sprache: über drei Tonnen Fisch und Meeresfrüchte gehen in der „Aschermittwochs-Woche“ dort über den Ladentisch.
Mit 200 verschiedenen Sorten Frischfisch, sowie Krabben, Garnelen, Muscheln, Räucher- und Tiefkühlware haben die Wirte die Qual der Wahl. Dabei kann's auch trotz Fasten durchaus exklusiv werden, etwa mit Iranischem Kaviar um 145 Euro für 30 Gramm. In Riedharts "Markthalle" werden um den Aschermittwoch allein 700 Kilogramm Lachsfilet verkauft, der absolute "Top-Seller". Große Austellungs- und Schaustücke wie ein ganzer Heilbutt mit über 50 kg oder ein Schwertfisch mit Schwert und rund 30kg sind in der Gastronomie für Buffetts sehr beliebt", weiß Fachverkäufer Martin Schlechleitner. Ebenso stark nachgefragt werden neben regionalen Produkten, wie Regenbogenforelle, Bachforelle, oder Saibling auch oft exotische Spezialitäten, etwa Barracuda, Papageifisch oder Red Snapper. „Neben einem großen Sortiment sind vor allem Qualität und Frische für unser Kunden ausschlaggebend. Daher setzen wir auf erstklassige Partner, die uns drei mal wöchentlich mit frischem Fisch beliefern", erklärt Katharina Riedhart-Joas.
Sie kann trotz Fleischverzicht geschlemmt werden.

Mittlerweile Tradition: Die Fastensuppen

Ganz einfach und dennoch schmackhaft mit Gourmet-Anteil präsentieren sich die fastensuppen, die traditionell am Aschermittwoch ausgeschenkt werden. Zum bereits 23. Mal kümmern sich heuer Kufsteins Rotarier gemeinsam mit dem Gasthof "Alpenrose" von Familie Telser um die Fastensuppe in Kufstein, seit 2010 wird diese in den "Galerien" für den Guten Zweck gelöffelt. Etwa 350 Liter der "klassischen Kartoffelsuppe" geben dann gut 2.000 Portionen Suppe. "Und jedes Jahr kommen mehr Leute als wir bedienen können", freuen sich die Initiatoren Helmut Bodner und Helmut Nitz. "Das Rezept überlassen wir den Profis in der Küche", erklärt Nitz. "Kartoffeln, echte Suppe, Erbsen, Karotten, Sellerie und Milch sowie ein paar Gewürze", mehr brauche es für eine schmackhafte Fastensuppe mit Gourmetfaktor nicht, erklärt "Alpenrose"-Chefin Simone Telser schmunzelnd, "auch kein Mehl, denn die Kartoffeln sorgen für die Bindung." Das alte Familienrezept kommt an.
Für Kufsteins Rotary Club gehört der jährliche Fastensuppenausschank zu den wichtigsten Einnahmequellen, um rasche, unbürokratische Hilfe für Familien aus der Region bewerkstelligen zu können. Seit Jahren sind die "Galerien" am Aschermittwoch der Treffpunkt von Kufsteins Gesellschaft, die sich die wohltätige Suppe um vier Euro gerne schmecken lässt. 850 Brezen aus der Bäckerei Hauber runden das Fastenmenü in Kufstein ab.

In Wörgl kümmert sich der Küchenchef des Seniorenheims um die Fastensuppe, die am Aschermittwoch der Sozialsprengel im City Center ausschenkt. Seit 1999 machen Sprengel und Seniorenheim hier gemeinsame Sache, weiß Michael Mayr. 260 Liter Suppe setzt er mit seinem 12-köpfigen Team für den Aschermittwoch an, die Hälfte gibt der Sozialsprengel aus, die weiteren 130 Liter bekommen die Wörgler Senioren und auch einige Schulen.
Allein 70 Kilogramm Kartoffeln wandern dann in die Töpfe der Seniorenheimküche, 19 Kilogramm Karotten, fünf Kilo Zwiebeln, 6 kg Sellerie, 4 kg Lauch, 3 kg Mehl zur Bindung sowie Gemüsesuppe, Unmengen Muskat und zehn Bund Schnittlauch für den extra frischen Geschmack und das Auge. "Die machen wir immer so, die Suppe kommt sehr gut an", freut sich Küchenchef Mayr. Einmal hatte es stattdessen eine Gerstensuppe gegeben, davon kamen die Köche aber schnell wieder ab.

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