Kommunikation & Technik im KAT-Schutz
Behörden und Retter proben laufend den Ernstfall

Die Gemeinden im Bezirk entsenden laufend Mitarbeiter, oft die Bürgermeister selbst, zu den Katastrophenschutz-Ausbildungen des Landes an die Bezirkshauptmannschaften. | Foto: Land Tirol/ZivKat
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  • Die Gemeinden im Bezirk entsenden laufend Mitarbeiter, oft die Bürgermeister selbst, zu den Katastrophenschutz-Ausbildungen des Landes an die Bezirkshauptmannschaften.
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BEZIRK (nos/flo). Mit Ende der warmen Temperaturen geht es im Bezirk Kufstein noch einmal raus für hunderte Ehrenamtliche, wenn die Blaulichtorganisationen in der Region ihre Jahreshauptübungen abhalten. Besonders rund um den Nationalfeiertag, dem 26. Oktober, herrschte auch heuer wieder Hochbetrieb bei Feuerwehren, Rettungsdiensten und Co. Damit der Einsatz nicht nur direkt vor Ort so reibungslos wie möglich abgearbeitet werdne kann, muss auch im Hintergrund die Leistung stimmen. Dafür setzt das Land Tirol seit geraumer Zeit auf die verstärkte Ausbildung für die Gemeindeeinsatzleitungen. Sie übernehmen im Ernstfall von Gesetzes wegen die Koordination der Hilfe im Ort.

FF Breitenbach trainierte für den Ernstfall

Großalarm in Breitenbach am Inn: Ein Auto ist von der Brücke abgekommen, kracht in die Fassade eines Supermarkts und löst dabei ein Feuer aus, so der Rahmen der Feuerwehrübung im Dorf.
Insgesamt 110 Feuerwehrmänner standen im Einsatz, darunter auch ein Fahrzeug aus der Nachbargemeinde Kundl mit hydraulischem Rettungsgerät zur Bergung des Autolenkers. „Der Einsatz wurde insofern erschwert, als dass durch das Feuer mehrere Personen im Lagerbereich des Supermarkts eingeschlossen waren und wir mit schwerem Atemschutzgerät vorgehen mussten“, berichtet Peter Huber, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Breitenbach am Inn.

Wörgler löschten & evakuierten GZW

Übungsannahme in Wörgl war eine in Brand geratene Sauerstoffanlage im Keller des Gesundheitszentrums. Realitätsnah wurde der Brandherd eingedämmt und gelöscht. Zahlreiche Patienten, die durch die starke Rauchentwicklung  das Haus nicht mehr verlassen konnten, wurden mittels Steiger gerettet. Bürgermeisterin Hedi Wechner zollte den Einsatzgruppen der Feuerwehr dann auch großen Respekt und wies in der Abschlussbesprechung auf die Wichtigkeit einer einsatzfähigen Feuerwehr in Wörgl hin.

Brandbedingte Evakuierung des Kufsteiner Altersheims geübt

Ein spannendes Szenario meisterten die Feuerwehren Kufstein, Schwoich, Söll und Kiefersfelden am vergangenen Samstag, dem 27. Oktober, im Rahmen der Jahresabschlussübung der Stadtfeuerwehr, die dieses Jahr am Altenwohnheim Zell abgehalten wurde. Es galt einen Brand im dritten Obergeschoss des Wohnheims zu löschen und das Personal bei der Evakuierung der sich im dritten und vierten Stockwerk befindlichen Patienten zu unterstützen.
Nachdem es kurz vor 14 Uhr starke Rauchentwicklung beim Altersheim gab ertönte wenige Minuten später die Sirene und in kürzester Zeit trafen die Stadtfeuerwehr Kufstein sowie die Feuerwehren aus Schwoich, Söll und Kiefersfelden mit 17 Fahrzeugen und ungefähr 80 Feuerwehrmännern ein. Mit Hilfe der 37 Meter langen Drehleiter der Kufsteiner Wehr wurde umgehend mit den Löscharbeiten begonnen während sich ein Atemschutz Trupp ins Innere des Gebäudes begab. Inzwischen wurde auch die 32 Meter langen Drehleiter der Feuerwehr Söll in Stellung gebracht mit der die im Rauch Eingeschlossenen von den Florianis geborgen wurden. Diese wurden anschließend den Sanitätern von Rotem Kreuz und Samariterbund zur Erstversorgung übergeben.
"Nicht nur bei den Übungen geht es bei uns so geordnet zu, das ist auch im Einsatz der Fall!", betonte Bezirksfeuerwehrinspektor Stefan Winkler, der die Übung moderierte.

Rattenberg: Wohnungsbrand

"Wohnungsbrand im 3. OG, mehrere eingeschlossene Personen“, so lautete die Übungsannahme für die diesjährige Herbst Abschlussübung der Feuerwehr Rattenberg am 25. Oktober.
Unter realen Bedingungen wurde mit der Leitstelle Tirol kommuniziert und der Notruf abgesetzt. Um 19 Uhr heulte die Sirene und die Feuerwehren von Rattenberg und Radfeld sowie der Rettungsdienst rückten mit mehreren Fahrzeugen an. Bei der Lageerkundung wurde starke Rauchentwicklung beim Gebäude vorgefunden, eine Flucht für die Personen über das Stiegenhaus war unmöglich.
Mittels Drehleiter konnten die eingeschlossenen und verletzten Personen geborgen und dem Rettungsdienst zur weiteren Versorgung übergeben werden. Mehrere Atemschutztrupps drangen in das Gebäude ein und nahmen die Brandbekämpfung vor.
Die ZuschauerInnen sowie die Übungsbeobachter Bezirksfeuerwehrkommandant Hannes Mayr, Abschnittskommandant Werner Praxmarer und Bürgermeister Bernhard Freiberger waren von der Leistung sichtlich begeistert.

Vom Katastrophenschutzplan über Einsatzinformation bis Digitalfunk

Das Bewusstsein der Gemeinden für die Bedeutung des Katastrophenmanagements ist nach wie vor hoch. Auch beim mittlerweile dritten Modul der vom Land Tirol angebotenen Schulung für die Gemeinde-Einsatzleitungen waren im Bezirk Kufstein sämtliche Gemeinden mit in Summe 60 Teilnehmern wieder flächendeckend vertreten. Diesmal lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Kommunikation und Technik“.

„Wir haben in Tirol eine Reihe von technischen Hilfsmitteln für den Einsatzfall. Diese reichen vom Digitalfunk über Datenbanken, die sämtliche im Katastrophenfall relevanten Ansprechpartner, Erreichbarkeiten und Informationen beinhalten. Aber die beste Technik und die beste Datenbank nützen nichts, wenn man nicht damit umgehen kann. Deshalb sind diese Schulungen für die Gemeinde-Einsatzleitungen auch so wichtig“, bedankt sich Zivil- und Katastrophenschutzreferent LHStv Josef Geisler für das Interesse der Gemeinden an der Schulungsreihe.

Eine Datenbank – alle relevanten Kontakte

Eine Mure geht ab, ein Felssturz verlegt eine wichtige Straßenverbindung oder eine Explosion ereignet sich. Wer ist der diensthabende Landesgeologe oder der zuständige Mitarbeiter der Wildbach- und Lawinenverbauung? Unter welcher Nummer ist die verantwortliche Straßenmeisterei erreichbar? Welche Gefahrengut- Sachverständigen stehen zur Verfügung? All diese Informationen und auch welche Maßnahmen zu ergreifen sind und welche Dokumente zur Verfügung stehen, sind in der Datenbank Katastrophenschutzpläne plus (KSP+) für die Mitglieder der behördlichen Einsatzleitungen verfügbar.

Welche Schritte und Maßnahmen im Katastrophenfall gesetzt wurden, wird in einem eigenen Einsatz-Informationssystem, genannt ESIS+, dokumentiert. „Damit ist gewährleistet, dass alle Mitglieder der Einsatzleitungen sowie die Einsatzkräfte denselben Wissensstand zu einem Ereignis haben. So ist etwa nachvollziehbar, welche Einsatzkräfte angefordert wurden oder ob beispielsweise ein Hubschrauber unterwegs ist“, erläutert Bettina Wengler von der Abteilung Zivil- und Katastrophenschutz.

Digitalfunk gewährleistet Kommunikation

Tirol war vor mehr als zehn Jahren auch das erste Bundesland mit einer flächendeckenden Digitalfunkversorgung. Landesweit sind bei den Feuerwehren, Rettungsdiensten und Behörden rund 13.500 Digitalfunkgeräte im Einsatz. „Ohne Kommunikation gibt es kein funktionierendes Katastrophenmanagement. Kommunikation und Information sind das Um und Auf im Katastrophenfall“, weiß Geisler. Öffentliche Kommunikationsnetze sind im Katastrophenfall wegen Überlastung oft nicht verfügbar. Deshalb haben Behörden und Einsatzkräfte mit dem Digitalfunk ein eigenes System, das durch eine völlig unabhängige Zweitanbindung auch bei Strom- und Netzausfällen funktioniert.

„Tirol ist in puncto Sicherheit sowohl bei den Einsatzkräften als auch bei den technischen Hilfsmitteln für die Einsatzleitungen und Einsatzkräfte gut aufgestellt und in vielen Bereichen Vorreiter. Wir werden diese sicherheitsrelevanten Leistungen stetig weiterentwickeln“, versichert LHStv Geisler.

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