Am eigenen Leib
Die Buchstaben aus der Hand "gelettert"

Redakteurin Barbara versuchte sich in diversen Handlettering-Techniken.
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Am eigenen Leib: Warum Handlettering mehr als nur Schönschreiben ist, lernte Redakteurin Barbara beim Handlettering-Schnupper-Workshop in Wörgl.

WÖRGL (bfl). Letzte Blätter werden verteilt, die Stifte und Brush-Pens noch einmal zurechtgerückt, dann wird es still im Raum. Alle Blicke sind auf Nathalie Kröss gerichtet, als sie ihren Workshop startet.
Die Künstlerin aus Imst ist Expertin in Sachen Handlettering und ist für einen Schnupper-Workshop extra nach Wörgl angereist. Dort haben sich in der Tyrolia Buchhandlung in der Bahnhofstraße rund zwanzig Workshop Teilnehmer eingefunden – unter ihnen auch ich. Wir alle sind gekommen, um mehr über das Handlettering zu erfahren und erste Techniken zu lernen.
Das Handlettering ist in den letzten Jahren aus den USA nach Europa gekommen. Heute ist das kreative Schönschreiben ein nicht mehr wegzudenkender Trend in unseren Breiten. Die schönen Schriften und die verzierten Buchstaben tauchen immer öfter im Alltag auf, ziehen auf unzähligen Gruß- und Geburtstagskarten immer mehr Blicke auf sich. Doch was macht die Faszination rund um die schön geschriebenen Buchstaben aus?
Nathalie Kröss ist über die Kalligrafie zum Handlettering gekommen und war zu Beginn eher skeptisch. Dann hat sie die Kunst des Handletterings aber überzeugt. Die Betonung liegt hier ganz klar auf "Kunst", denn genau das stellt das Handlettering für Kröss dar. Den Möglichkeiten hinsichtlich der Verwendung sind dabei grenzenlos und kann weit über Geburtstagskarten hinausgehen. Ob Schriften auf Tafeln, Grußkarten, T-Shirts oder auch "Temporary Tattoos", die schönen Schriftzüge können überall zum Einsatz kommen.

Schöne Linien und tanzende Buchstaben

Für die erste Einstiegsübung verwenden wir einen normalen Kugelschreiber, mit dem wir einen einfachen Satz in verschiedenen Varianten schreiben. Es geht bei der Übung vor allem darum die eigenen Hand zu "lockern". Die Hand habe ein Muskelgedächtnis, erklärt Kröss. Durch ein wiederholtes Nachfahren von Buchstaben mit und ohne Vorlage, kann so das kreative Schönschreiben besser erlernt werden.
Dann nähern wir uns langsam den ersten Techniken an und erfahren, dass man eine Seite der Buchstaben dicker gestalten kann und wie man Buchstaben Körper und Flächen geben kann. "Was das Handlettering ausmacht, sind die dünnen Aufstriche und die dicken Abstriche", sagt Kröss. Obwohl die Prinzipien einfach erscheinen, ist die Ausführung alles andere als leicht. Auf langgezogene, schöne Linien, die die Buchstaben verbinden, sollen kurze folgen, dies kombiniert mit einem Kontrast zwischen dicken und dünnen Linien. Das Gefühl für die richtige Stärke der Linie finden, auch darum geht es in den ersten Versuchen. Diese führen mir vor Augen, wie nahe das Handlettering tatsächlich bei der Kunst und beim Malen liegt.
Für den Einstieg zum Handlettering verwenden wir im Workshop zwei spezielle Stifte mit verschiedenen Pinselgrößen oder Stärken, die sich als sehr robust erweisen und bei mehr Druck auch einmal "quietschen" können und dürfen.
Vor allem der stärkere, dickere Pinselstift erweist sich für die meisten Workshop-Teilnehmer als Herausforderung. Es ist schwieriger damit den Wechselstrich zwischen "dünn" und "dick" zu meistern. Dass Buchstaben auch "tanzen" können, ist eine Erkenntnis aus dem späteren Teil des Workshops. Die Buchstaben sind bei dieser Technik nicht auf einer Linie, verleihen dem Schriftbild somit etwas Spielerisches.

Farbe ins Spiel bringen

Erste Einblicke in Blending-Techniken zeigen den Workshop-Teilnehmern, wie man bei der Gestaltung Farbverläufe einbauen kann. Für die farbliche Gestaltung von Aquarellblättern arbeiten wir mit Folie, Küchenpapier, Pinsel und Wasser. Die Farbe kommt zuerst auf die Folie und wird dann mit Drucktechnik auf das Papier gebracht, wodurch interessante Farbverläufe und Schichten entstehen. Die Kursteilnehmer üben fleißig und erproben verschiedene Verläufe bis zum Ende des Workshop. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass alle Teilnehmer vom Schnuppern begeistert sind: Fast alle wollen einen Fortsetzungsworkshop besuchen und mehr Techniken erlernen. Ich kann verstehen warum.
Handlettering ist eine Kunst, die viel Konzentration erfordert und durch Übung gemeistert werden muss. Sie kann nicht an einem Abend erlernt werden. Aber das macht nichts, denn es geht beim Handlettering nicht um Leistungsdruck, sondern um die Freude am Kreativsein. Mir haben bereits die ersten Übungen im Workshop viel Spaß gemacht, und es werden mit Sicherheit weitere folgen. Vielleicht kann ich dann irgendwann die schönen Buchstaben einfach aus dem Handgelenk schütteln.

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