Bürgerinitiative
Es staut in der Kramsacher Bewegung gegen Verkehr

Christine und Rita Ascher, Johannes Hechenblaickner und Christa Bergmann von der Bürgerinitiative "Xund's Leben in Kramsach" wollen dem übermäßigen Verkehr in Kramsach Einhalt gebieten.   | Foto: Barbara Fluckinger
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Bürgerinitiative fordert Fahrverbot für LKW in Kramsach und wartet auf Umsetzung von "freiwilligem Dreißiger". Bgm Bernhard Zisterer: "Man ist hier dran."

KRAMSACH (bfl). Es ist ein langer Weg, sagen die Vertreter der Bürgerinitiative "Xund's Leben in Kramsach". Damit meinen sie ihren Kampf gegen den überbordenden Verkehr in ihrer Heimatgemeinde. Erst im Juni dieses Jahres startete man gemeinsam mit dem Transitforum Austria-Tirol eine Informations- und Diskussionsveranstaltung im Gemeindesaal Kramsach, zu der neben Bürgermeister Bernhard Zisterer auch Fritz Gurgiser kam (die BEZIRKSBLÄTTER berichteten). Getan habe sich bis dato laut der Bürgerinitiative allerdings nichts.

LKW-Ausweichverkehr im Visier 

Die Forderungen der Bürgerinitiative (BI) zielen auf eine Verkehrsentlastung im Dorf ab. Ein schwieriges Unterfangen, zumal Kramsach zu einem Pendler- und "Durchzugsdorf" geworden ist. Ein großes Problem sehen die Vertreter der BI vor allem im LKW Güterverkehr. LKW-Fahrer wählen auf der Suche nach einer Umgehung der Fahrzeugkontrollen auf der A12 – also konkret der Kontrollstelle Radfeld – immer wieder Ausweichrouten über die L211 bzw. über die Reintaler Seen-Route. Deswegen fordert die BI die Umsetzung eines Fahrverbots für LKW in diesem Bereich.
Hinzu kommt der Tank-Tourismus, der die Anzahl an LKW in und rund um Kramsach ebenfalls in die Höhe treibt. Auch Nacht-Transporten durch Wohngebiete steht die BI kritisch gegenüber und fordert ein Ende dieser. In Kramsach erhofft man sich durch ein verordnetes LKW-Fahrverbot eine Verkehrsentlastung für zehn Kramsacher Ortsteile. Eine Kontrolle durch die Exekutive sei augenscheinlich aus Personalknappheit derzeit nicht machbar, mutmaßt die BI.

Gemeinde prüft 3,5-Tonnen-Verbot

Bürgermeister Bernhard Zisterer versprach bereits im Rahmen des Diskussionsabends im Juni, der Forderung nach einer 7,5 oder gar 3,5 Tonnen Beschränkung im Ort nachzugehen. Die Umsetzung des LKW Fahrverbots auf der L211 scheiterte allerdings bisweilen. Die Begründung der Bezirkshauptmannschaft, die hier zuständig ist: Ein LKW-Fahrverbot sei auf der L211 nicht notwendig, denn die Transit-Ausweich-Route sei legal nicht möglich. LKW dürften derzeit nicht "legal" über die Strecke fahren, denn es gibt bereits 7,5-Tonnen-Fahrverbote auf der L211 in Münster und Breitenbach/Angerberg sowie auf der B171 in Brixlegg und Kundl, die das de facto unmöglich machen. 
"Die Verordnungslandschaft ist so, dass ein legales Durchfahren der Gemeinde Kramsach über 7,5 Tonnen nicht möglich ist", erklärt Zisterer. Das Problem dürfte also auch in der Zuständigkeit und Kontrolle liegen. Ob ein LKW-Fahrverbot ab 3,5 Tonnen im Ortsgebiet umgesetzt werden kann, werde gerade durch die Gemeinde geprüft und man warte hier derzeit auf die Ergebnisse. "Man ist hier dran, aber man braucht natürlich auch fundierte Ergebnisse, die man auf den Tisch legen kann gegenüber der Behörde", so Zisterer. 

Was die Zählstelle an der L211 misst

Auch die Art der Zählung an den Messstellen nahm die BI genau ins Visier. Die Behörde stützt sich laut Ansicht der Bürgerinitiative nämlich auf nicht ganz eindeutige Zahlen. Diese beruhen auf Erhebungen der Messstation "Moosen" an der Landesstraße L211. Nur kann diese keine Zählungen für LKW Güterverkehr erheben. Gerade dieser Verkehr sei aber eine entscheidende Größe, sagt die BI.
Ein Blick auf das Verkehrszählstellen-Portal des Landes Tirol bestätigt, dass das L-Straßennetz in ganz Tirol meist keinen LKW-Güterverkehr erfasst. Abseits der allgemeinen Fahrzeuggruppe "Kfz" werden auf der L211 zwar "Lkw-ähnliche Kfz" sowie "Lastzüge und Sattelkraftfahrzeuge" erfasst. Allerdings wird die Fahrzeuggruppe des LKW Güterverkehr nicht gemessen, zu dem Lkw ohne Anhänger (Solo-Lkw), Lkw mit Anhänger und Sattelkraftfahrzeuge zählen. Man erfasst damit einerseits nur die "Teilmenge" des Sattelkraftfahrzeuges, das als eine Art Sonderform eines LKW gilt und einen anderen Aufbau hat, auch hinsichtlich der Achsen. Andererseits wird die übergeordnete Gruppe der Lastkraftwagen-ähnlichen Kraftfahrzeugen gemessen: Hier sind neben LKW und Sattelkraftfahrzeugen aber auch Busse, PKW mit Anhängern und Lieferwagen mit Anhängern dabei. 
Wie viele Fahrzeuge also tatsächlich dem LKW-Güterverkehr zuzuschreiben sind, lässt sich derzeit nicht ganz eindeutig erheben. Die Vertreter der Bürgerinitiative wollen nun mit einem Zählgerät auf eigene Faust die LKW-Frequenz auf der L211, voraussichtlich für einen Zeitraum von rund zwei Wochen, zählen. Die erfassten Daten sollen dann zeigen, dass dort ein LKW-Fahrverbot notwendig ist, sagen die Vertreter der Bürgerinitiative.

Blick auf Neubau von Wohnungen gerichtet

Man blickt aber auch Plänen zum Neubau von Wohnungen und Einfamilienhäusern mit Stirnrunzeln entgegen. Neuansiedelungen würden noch mehr Verkehr für Kramsach bringen, zeigt man sich innerhalb der BI überzeugt.
Die Gemeinde habe sich hier an die bestehenden Verordnungen zu halten, sagt dazu Bgm Zisterer. Wenn jemand in Kramsach bauen wolle und es ist gesetzlich möglich sei, könne die Gemeinde nicht einfach einen Riegel vorschieben. "Den Passus in der Tiroler Bauordnung 'Ich will nicht, dass da jemand baut', den gibt es nicht", sagt Zisterer.

Warten auf "freiwilligen Dreißiger"

Eine der Kernforderungen der BI ist, dass der Verkehr in Kramsach durch Dreißiger-Zonen verlangsamt werden soll. Dies zum Schutz von schwächeren Verkehrsteilnehmern und vor allem Kindern. Die Forderung endete vorerst in einer Übereinkunft zum Versuch zum "freiwilligen Dreißiger". Zur Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen solle zudem auch in Kramsach durch "fixe Kontrolleinrichtungen" kontrolliert werden.
Das von der BI selbst entworfene Schild für den "freiwilligen Dreißiger" wurde bis dato von der Gemeinde noch nicht aufgestellt. Die BI hat inzwischen selbst dazu ein Transparent aufgehängt. "Es fehlt eine echte Unterstützung durch die Gemeinde", beklagen die Vertreter der BI. Es gebe zwar Gespräche, allerdings würden diesen keine Taten folgen. 
"Wir haben den Auftrag erteilt, dass die Tafeln produziert werden", sagt dazu Bgm Zisterer. Zwischenzeitlich habe man auch die Bewilligung vom Bezirksbauamt, dass man die Schilder bei bestimmten Punkten an den Landesstraßen aufstellen dürfe. Man müsse aber noch mit den privaten Grundbesitzern sprechen. 

Mehr Beiträge zum Thema

Im Juni 2019 informierte die Bürgerinitiative "Xund's Leben in Kramsach" zum Thema Verkehr im Kramsacher Gemeindesaal – mehr dazu finden Sie hier.
Die KEM Alpbachtal startete mit Unterstützung der Kramsacher Bürgerinitiative vor kurzem eine Mitfahrbörse in der Region – mehr dazu finden Sie hier.

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