Vorwürfe
Forstbewirtschaftung im Kaisertal erneut Thema in Kufstein

Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Atzl nimmt im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN zu erneuten Vorwürfen rund um die Forstbewirtschaftung Stellung.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Die Stadtwerke Kufstein sehen sich nur wenige Wochen nach lautgewordener Kritik an ihrem Forstbetrieb im Kaisertal erneut mit Vorwürfen konfrontiert: Es habe im Kaisertal einen Fall von Schwarzbau gegeben und Gülle sei bei einem Alm-Abriss nicht richtig entsorgt worden. Laut Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Atzl sind die Vorwürfe nur bedingt oder nicht gerechtfertigt.

KUFSTEIN (bfl). Die Forstbewirtschaftung im Kaisertal durch die Stadtwerke Kufstein wurde dieser Tage in der Festungsstadt erneut mit Argusaugen beobachtet. Für scharfe Blicke sorgten Meldungen, wonach ein 2018 am Haselboden gebauter Forstweg als "Schwarzbau", also ohne Genehmigung, umgesetzt wurde. Zudem sollen beim Abriss der Hechleitalm 2019 rund 10.000 Liter Gülle nicht fachgerecht entsorgt, sondern in den vorbeiführenden Bach geschüttet worden sein. 
Zu diesen Vorwürfen nahm Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Atzl im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN Stellung. Laut Atzl sind diese nur bedingt berechtigt: Der Schwarzbau sei nicht beabsichtigt, sondern die Folge einer Fehlentscheidung gewesen. Eine fachmännische Entsorgung der Gülle habe man seitens der Stadtwerke in Auftrag gegeben. 

"Schwarzbau" bei Wegsanierung

Zum Schwarzbau am Haselboden sei es durch eine falsche Einschätzung der Situation gekommen – und nicht mit Absicht, erklärt Atzl. Konkret geht es um einen rund 350 Meter langen Forstweg. Im Sommer 2018 beauftragte der Förster der Stadtwerke, Markus Oberbichler, ein Unternehmen mit der Sanierung der bestehenden Schlepperspur am Haselboden. Die Spur sollte saniert und verbreitert werden, um diese auch mit einem LKW befahren zu können. Oberbichler sei damals der Meinung gewesen, dass diese Sanierung eines bestehenden Weges nicht genehmigungspflichtig ist, da er dies auch so bei den Österreichischen Bundesforsten "gemacht" habe, erklärt Atzl. Tatsächlich wären für das Projekt im Naturschutzgebiet Kaisertal zuvor aber ein Antrag auf eine naturschutzrechtliche Bewilligung und eine Genehmigung notwendig gewesen. 

Atzl: "Das haben wir übersehen"

"Auf jeden Fall ein Fehler von uns – das haben wir einfach übersehen", sagt Atzl dazu. Die Umweltabteilung der Bezirkshauptmannschaft (BH) Kufstein stellte die fehlende Bewilligung dann am 26. Juni 2018 fest, den Stadtwerken wurde daraufhin eine "Verhandlungsübertretung" zur Last gelegt. Mit einem Schreiben vom 19. Juli 2018 suchten die Stadtwerke Kufstein bei der BH an, um die naturschutzrechtliche Bewilligung für die Sanierung und Verbreiterung zu erhalten. Noch im Dezember desselben Jahres folgte ein naturkundefachliches Gutachten, das von der BH Kufstein erstellt wurde. Mit dem Bescheid vom 4. März 2019 wurde das Projekt dann von der BH naturschutzrechtlich bewilligt. 

Alm sollte abgerissen, Grube geleert werden

Ein zweiter Vorwurf, mit dem die Stadtwerke nun konfrontiert sind, betrifft eine vermeintliche Entsorgung von Gülle im Naturschutzgebiet. Im Jahr 2019 wurde die im Kaisertal befindliche Hechleitalm im Auftrag der Stadtwerke abgerissen. Der Vorwurf: Die beim desolaten Almgebäude gelagerten 10.000 Liter an Gülle sollen dabei nicht richtig entsorgt worden, sondern einfach im vorbeiführenden Bach gelandet sein. Was diesen Vorwurf angeht, dementiert Atzl. "Das ist falsch", so Atzl. 
Im Sommer 2019 beauftragten die Stadtwerke Kufstein ein Unternehmen damit, die Hechenleitalm abzureißen. Dieses Unternehmen stellte dafür wiederum den damaligen Pächter der Alm als Subunternehmer an. Der Pächter bzw. Bauer war auch dafür verantwortlich, dass beim Abriss die Güllegrube entleert wurde. "Die Entleerung der Grube wurde vom Bauern gegenüber unserem Förster bestätigt", sagt Atzl.

Reste von Gülle blieben in Grube

Da die Abdeckung der Grube zu diesem Zeitpunkt aber bereits entfernt war, sammelte sich, so Atzl, Regenwasser darin an. Hinzu kommt, dass der Bauer zwar das Almgebäude abriss, die Grube selbst aber – entgegen dem Auftrag der Stadtwerke – stehen ließ, denn damit hätte man laut dem Bauern darin Wasser sammeln können, falls benötigt. Daraufhin beauftragten die Stadtwerke ein anderes Unternehmen mit dem Abbruch der Grube. Dies "im guten Glauben, dass die Grube (...) entleert worden war", erklärt Atzl.
Wie der Förster der Stadtwerke dann erst später feststellte, waren letzte Reste und "Miststücke" aber noch darin übrig geblieben. Dazu sammelte sich Regenwasser in der offenen Grube in einer Höhe von rund 10 bis 15 Zentimetern an. Eben dieses Wasser, das mit Mist verunreinigt war, lief dann laut Atzl bei dem Abriss ab und "verteilte sich in der Umgebung". Das Wasser lief auch in den dort angrenzenden Graben, der laut Atzl zu diesem Zeitpunkt allerdings kein Wasser führte. Dies allerdings nur in einem Ausmaß von geschätzten 3.600 Litern. "Wir haben das Ganze nicht gemacht, aber wir haben es beauftragt und fühlen uns deshalb auch schon in der Verantwortung", so Atzl. Aber: "Dieser Umstand ist mit einer normalen Düngung auf einer Alm durchaus zu vergleichen", sagt Atzl abschließend. Man habe das Ganze nicht als eine Angelegenheit angesehen, die "aufzeigwürdig" gewesen wäre. 

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