Pfarrer Theo Mairhofer geht
"Gasteinertal ist jetzt wichtiger, weil Wörgl-Bruckhäusl gut aufgestellt ist"

"Es hat sich bislang für mich noch immer bewährt, dass ich mir die Pfarre nicht ausgesucht habe – wo ich gebraucht werde, gehe ich hin."
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  • "Es hat sich bislang für mich noch immer bewährt, dass ich mir die Pfarre nicht ausgesucht habe – wo ich gebraucht werde, gehe ich hin."
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

Es ist Usus in der heimischen katholischen Kirche, dass Pfarrer nach rund 10 bis 15 Jahren eine neue Pfarrgemeinde übernehmen. Der eklatante Priestermangel, nicht nur in der Erzdiözese Salzburg, ruft beliebte und eingesessene Seelsorger zu neuen Aufgaben. Für Regionaldechant Theo Mairhofer, Pfarrer des Verbands Wörgl-Bruckhäusl, ist das Gasteinertal die kommende Aufgabe.

WÖRGL (nos). 210 Pfarreien in 17 Dekanaten, 61 Pfarren und fünf Dekanate davon in Tirol, zählt die Erzdiözese Salzburg. Für die rund 464.570 getauften Katholiken unter Erzbischof Franz Lackner sind aktuell 130 Priester im aktiven Dienst. Pfarren werden zu Verbänden zusammengeschlossen, um dem herrschenden Priestermangel Herr zu werden. Theo Mairhofer ist 2003 "in einer Nacht und Nebel Aktion" aus Schwarzach nach Tirol gekommen, als sich der damalige Wörgler Pfarrer Erich Jell krankheitsbedingt beurlauben hat lassen. Er kümmert sich aktuell nicht nur um den Pfarrverband Wörgl-Bruckhäusl, sondern ist momentan auch für die Kufsteiner Pfarren und für Thiersee zuständig, wo gesundheitliche Gründe und Unstimmigkeiten die Priesterstellen gerade erst vakant werden ließen.

Nun ruft die Erzdiözese den beliebten Seelsorger zu neuen Aufgaben, Mairhofer wird mit 1. September den Pfarrverband Gasteinertal übernehmen. "Der regelmäßige Wechsel hat schon seinen Sinn", meint Pfarrer Theo, "bei uns ist alles geregelt, Pfarrkirchenrat und Pfarrgemeinderat in Wörgl und Bruckhäusl sind sehr selbstständig. Das Gasteinertal ist jetzt wichtiger, weil Wörgl-Bruckhäusl gut aufgestellt ist."

"Eine christliche Gemeinde ist mehr als ihr Pfarrer, mit ihm steht und fällt das Pfarrleben nicht"

Theo Mairhofer

Das Konsistorium der Erzdiözese – ein Ausschuss von Referatsleitern, Generalvikar, Pastoralamt und weiteren – entschied am 27. März über die Besetzung "offener Baustellen". Dabei wurden die zwei größten besetzt – Kufstein mit Michael Blassnigg, das Gasteinertal mit Theo Mairhofer – und dafür in Wörgl-Bruckhäusl eine neue aufgetan. Obendrein ist nach dem Abgang in Unstimmigkeiten nun auch Thiersee-Landl nur interimistisch besetzt (siehe unten).
"Die Personaldecke ist nicht nur dünn, sie ist hauchdünn", weiß Mairhofer, "seit ich aus meinem Missionsjahr in Uganda zurück kam, war es für mich jedes Frühjahr spannend, ob ich gebeten werde zu wechseln, oder nicht."

Baustelle Gasteinertal

Der Pfarrverband „Gasteinertal“ umfasst die Pfarren Bad Gastein, Böckstein, Bad Hofgastein und Dorfgastein, die alle zum Dekanat Taxenbach gehören.
Nun habe er ein neues "Missionsgebiet" bekommen, scherzt Pfarrer Theo: "Mein Missionsgebiet wird wohl Sportgastein, weil ich gerne Skilaufe und da gibt es noch keine Pfarre."
Im Gasteinertal wird der sympathische, weltoffene Mairhofer auch einiges zu kitten haben. Sein Vorgänger dort, Pfarrer Rainer Hangler, sorgte im Zusammenhang mit Firmunterlagen im Sommer 2018 für mächtigen Zündstoff. Bevor Hangler nach Gastein kam, war er 17 Jahre lang Pfarrer in Schwoich.

Große Fußstapfen für Nachfolger

Im Pfarrverband Wörgl-Bruckhäusl war und ist die Betroffenheit über den Weggang von Theo Mairhofer indessen groß, wie Pfarrgemeinderats-Obmann Heinz Werlberger erklärt. Nicht nur, weil der beliebte Seelsorger die Stadtpfarre verlasse, sondern auch, ob der Nachfolge: "Wer wird sich wohl bewerben, wer kommt nach Wörgl? Frühestens Ende Mai werden wir mehr wissen, wie es mit geeigneten Kandidaten ausschaut", so Werlberger.
Die Fußstapfen, die Theo Mairhofer in Wörgl durch seine breite Beliebtheit hinterlässt, sind ebenso groß. Ein Anforderungsprofil für den nachfolgenden Pfarrer habe man bereits mit Generalvikariat und Pastoralamt besprochen, erklärt Werlberger:

 "Wir haben in Salzburg deponiert, dass wir uns einen weltoffenen, theologisch aufgeschlossenen und teamfähigen Menschen als Pfarrer wünschen, der mit der bunten Vielfalt im Pfarrverband umzugehen weiß." 

"Natürlich sucht man für Pfarren wie Kufstein oder Wörgl unter anderen Voraussetzungen, als für eine Landpfarre", unterstreicht Mairhofer.

"Als priesterlicher Gärtner und Mensch hat Theo viele Samen gesät. Die Früchte können wir heute sehen. Gerade in der derzeit laufenden Kirchenrenovierung bemerkt man, dass Theo die Menschen mit seiner offenen Art anspricht", erklärte PGR-Obmann Werlberger auch in einem Offenen Brief an den Pfarrverband.  

"Trotzdem möchte ich nicht verschweigen, dass die Sorge um einen geeigneten Nachfolger in allen Pfarrgemeinderäten tief brennt. Schnell kann das, was über viele Jahre durch Vertrauen aufgebaut wurde, zerstört werden. Wer kennt nicht Beispiele, dass Pfarrer ihrer Führungsaufgabe nicht gewachsen sind oder in ihrer theologischen Engherzigkeit Menschen vor den Kopf stoßen?"

Heinz Werlberger, PGR-Obmann

Für August (voraussichtlicher Termin 10. oder 11. August) wird in Wörgl ein Abschiedsfest mit Pfarrer Theo Mairhofer geplant.

Interimslösung für Baustelle Thiersee-Landl

Pfarrer Franz Wenninger nahm nach Unstimmigkeiten in Thiersee-Landl den Hut: "Auf Grund der pfarrinternen Situation der letzten Zeit, welche für mich und auch für den gesamten Pfarrverband nicht mehr tragbar ist, werde ich mit 25. März 2019 meinen priesterlichen Dienst als Pfarrer im Pfarrverband Thiersee-Landl zurücklegen."

Der Pfarrgemeinderat sieht in seiner Stellungnahme auch gesundheitliche Gründe für diesen Schritt: "Leider erfolgt die Trennung aufgrund von Unstimmigkeiten. Unstimmigkeiten welche unter anderem durch mangelnde Kommunikation von allen Seiten, auch von Seiten des Pfarrgemeinderats, entstanden sind. Aus unserer Sicht haben aber auch die gesundheitlichen Probleme unseres Pfarrers zu seiner Entscheidung beigetragen. Wir bedauern dies, müssen aber den Entschluss von Pfarrer Franz Wenninger
akzeptieren. Unser Diakon Toni Pirchmoser hat sich im vergangenen Monat aufgrund der Geschehnisse eine Auszeit zum Nachdenken genommen.
Auch er ist von den Vorkommnissen der letzten Zeit mitgenommen. Der bereits über Jahrzehnte dauernde Einsatz von Toni wird vom Pfarrgemeinderat sehr geschätzt. Daher hoffen wir alle auch in Zukunft auf die weitere Mitarbeit unseres Diakons."

Theo Mairhofer ist darum vorübergehend der zuständige Pfarrprovisor
für den Pfarrverband Thiersee-Landl. Pfarrer Harrison Markose, der aus Kerala im Süden Indiens stammt und mehrere Jahre in Deutschland verbrachte, konnte rasch als interimistischer Vertreter gefunden werden und  übernahm die Seelsorge. Er wohnt seit Samstag, den 30. März im Thierseer Pfarrhof.

"Freuen wir uns mit Harrison Markose, zumindest für die nächsten Monate einen Seelsorger gefunden zu haben, der es uns ermöglicht mit nur geringen Änderungen den christlichen Glauben in Thiersee zu Leben und sicher zu stellen. Sollten die ein oder andere Änderung doch für Unannehmlichkeiten sorgen bitten wir um Verständnis. Alle Beteiligten, im speziellen Pfarrprovisor Theo Mairhofer, Seelsorger Harrison Markose, Diakon Toni Pirchmoser, Pfarrsekretärin Annemarie Hoggenmüller sowie alle Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenräte sind äußerst bemüht für alle einen tragbaren und gemeinsamen Weg für die Zukunft im Pfarrverband Thiersee - Landl zu finden."

Christian Pirchmoser, Stv. PGR-Obmann Pfarrverband Thiersee-Landl

Mehr zum Thema

Die Stellungnahmen von Thiersees Pfarrer Werlberger sowie des Pfarrgemeinderats Thiersee-Landl finden Sie hier.
Die Stellungnahme zum Weggang Theo Mairhofers aus Wörgl-Bruckhäusl finden sie hier im pdf-Format.
Den Beitrag zum Weggang des Kufsteiner Stadtpfarrers Thomas Bergner finden Sie hier.
Alle Beiträge mit Pfarrer Theo Mairhofer finden Sie hier.
Alle Beiträge zum Thema Priestermangel finden Sie hier.

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