Kufsteiner Künstlerin im Interview
Ina Hsu: "Heimat ist dort, wo das Herz hinwill!"

Die Kufsteiner Künstlerin Ina Hsu gestaltete die Illustrationen zum neuen Kinderroman "Ein Zuhause auf dem Rücken", der 2019 im Tyrolia Verlag erschienen ist.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Die Kufsteiner Künstlerin Ina Hsu im Interview mit den BEZIRKSBLÄTTERN über ihre Illustrationen zum neuen Kinderroman "Ein Zuhause auf dem Rücken" und was für sie das Wort "Heimat" bedeutet.

KUFSTEIN (bfl). Ina Hsu ist freischaffende Künstlerin und lebt in Kufstein. Im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN erzählt sie, wie sie die Illustrationen zum neuen Kinderroman "Ein Zuhause auf dem Rücken" gestaltet hat, was dabei die Herausforderungen waren und warum "Heimat" ihrer Meinung nach für jeden etwas anderes bedeuten kann.
Entstanden ist das Buch im Rahmen einer Theaterperformance, die im September 2017 in Innsbruck uraufgeführt wurde, wobei die in Hall gebürtige Susannah Haas als Autorin fungierte. Am Dienstag, den 17. September wird das Buch um 20 Uhr in einer kleinen Präsentation im Wohnzimmer der Buchhandlung "fein.kost" in Kufstein vorgestellt.

BEZIRKSBLÄTTER: Du hast den vor kurzem erschienenen Kinderroman „Ein Zuhause auf dem Rücken“ illustriert. Wie kam es dazu?
Ina Hsu: Der Verein 'Siduno' war auf der Suche nach einer Illustratorin und hat bei einer Künstlerin angefragt, die eine Freundin von mir ist. Und die hat sie dann auf mich verwiesen. So hat das angefangen. Wir haben uns dann auch getroffen und sie haben mir die Geschichte erzählt. Man hat mir dann einen Teil der Geschichte geschickt und ich habe Test-Illustrationen gemacht, damit sie sehen können, in welche Richtung es gehen könnte. Das war im Sommer 2017.

BEZIRKSBLÄTTER: Ist das das erste Buch, das du illustriert hast?
Ina Hsu: Es ist das erste Buch in dem Sinn, weil es ein Kinderbuch mit Text und Bild ist. Ich habe davor auch schon ein Buch illustriert, aber das habe ich in Zusammenarbeit mit Christoph W. Bauer gemacht. Er hat ein Symposium mit Kindern veranstaltet und da hat es meine Bilder schon gegeben. Dort habe ich schon in die Illustrationswelt hineinschnuppern können.

BEZIRKSBLÄTTER:  Worum geht es nun im neu erschienenen Buch „Ein Zuhause auf dem Rücken“?
Ina Hsu:
Es geht um einen Jungen namens Jani, der wegen seinen Eltern von der Stadt wegziehen muss. Es geht hier schon um das Thema Heimat und Zuhause. Es wird aber aus der kindlichen Sicht erzählt und dies aus einer alltäglichen Situation und aus dem Kleinen heraus. Ich finde es ist sehr schön, wie die Autorin das Ganze am Ende des Buches zusammengefasst hat. Sie selbst hat geschrieben, dass ja jeder das Wort 'Heimat' anders definieren würde. Ich denke man kann 'Heimat' gar nicht verallgemeinern. Ich glaube, dass die Definition für jeden anders ist. Es ist immer dort, wo das Herz und das Bauchgefühl hinwollen.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie gestaltete sich die Arbeit hierzu für dich? Wie entstehen die Illustrationen zur Geschichte?
Ina Hsu:
Zuerst habe ich mir das Buch einmal durchgelesen und habe mich damit voll auseinandergesetzt. Ich habe mich in den Jungen, Jani, hineinversetzt und habe mir überlegt, wie schaut er aus? Und da es eine gegenständliche, realistische Arbeit ist, brauchte ich schon eine Vorlage. Ich wollte wirklich einen Jungen von nebenan. Gottseidank habe ich viele Freundinnen mit Kindern und der Sohn einer Freundin war in meiner Vorstellung perfekt. Ich habe im Vorhinein ein Storyboard gemacht mit den ganzen wichtigen Szenen, die ich darstellen will. Mit diesem Storyboard bin ich dann zu dieser Freundin und habe diese Basisszenen mit ihrem Sohn fotografiert.
Es wird im Buch sehr genau beschrieben wie die Charaktere aussehen. Ich finde, es ist nicht wichtig, das was schon dasteht, noch einmal eins zu eins abzubilden. Beim Hauptcharakter hat man das natürlich nicht anders lösen können, denn es braucht eine Figur, die den roten Faden durchzieht. Aber ich habe dann versucht, bei allen anderen Protagonisten anders vorzugehen. Ich habe dabei von der Autorin, Susannah Haas, vollkommen freie Hand gehabt. Vorgegeben war nur die Anzahl der Illustrationen.

BEZIRKSBLÄTTER: Was willst du darin mit deinen Illustrationen zum Ausdruck bringen?
Ina Hsu:
Für mich taucht das Thema 'Mensch-Tier' immer in meinen Arbeiten auf, deswegen war diese Geschichte wie gemacht für mich. Die Geschichte ist surreal angehaucht und das war das Spannende für mich, denn es war alles möglich.

BEZIRKSBLÄTTER: Was ist für dich der Anreiz Kinderbücher künstlerisch zu gestalten?
Ina Hsu:
Ich glaube als Künstlerin hat man selber Stationen, die man einmal im Leben gemacht haben will. Und unter anderem ist das für mich schon einmal angestanden, ein Kinder- oder Jugendbuch zu illustrieren. Man setzt sich selbst Ziele und Herausforderungen und das war ganz lange schon eines.

BEZIRKSBLÄTTER: Was sind hier die Unterschiede zu anderen Arbeiten in deinem künstlerischen Schaffen?
Ina Hsu:
Da ich in meiner Malerei auch schon Geschichten erzähle, war es schön einmal eine komplette Geschichte von Anfang bis zum Schluss zu begleiten. Meine Geschichte erzählt immer nur von mir oder von dem, was ich aufmache – das ist immer nur ein Bild, das sich einmal auftut. Es war aber auch eine Herausforderung, sich auf eine Geschichte von jemandem anderen einzulassen.

BEZIRKSBLÄTTER: Du arbeitest in deinem künstlerischen Schaffen sehr viel mit Tieren. Warum?
Ina Hsu:
Ich bin zwar in Innsbruck geboren und in Kufstein aufgewachsen, aber ich habe mich als Kind immer fast wie eine Außerirdische gefühlt. In der Zeit in der ich aufgewachsen bin, war der Ausländeranteil sehr gering. Ich war ein sehr schüchternes Kind und hätte mehr Sicherheit benötigt. Mein erster Halt oder was mir Sicherheit gegeben hat, war, dass mir meine Eltern mit sieben Jahren einen Hund geschenkt haben. Die Tiere in meinen Werken sind einfach Platzhalter für Freunde.

BEZIRKSBLÄTTER: Du bist eine freischaffende Künstlerin, die in Kufstein lebt und arbeitet. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Ina Hsu:
Ich habe vier Hunde und es ist so wie mit Kindern – die Hunde bestimmen meinen Alltag. Zuerst versorge ich die Hunde. Es ist für mich auch eine Art Prozess mit ihnen in den Wald hinaus zu gehen, dann meine ganzen Ideen kommen ja von dort. Dann gehe ich in mein Atelier. Tagsüber mache ich eher bürokratische Dinge, wie Buchhaltung, Materialanschaffung oder -vorbereitung. So richtig zur Sache geht's bei mir erst um 16 oder 17 Uhr. Da fange ich dann an zu malen und das geht dann so lange, wie ich Lust habe. Wenn ich einen Flow habe, kann es auch mal sein, dass ich die Nacht durcharbeite.

BEZIRKSBLÄTTER: Was sind die nächsten Projekte, die für dich anstehen?
Ina Hsu:
Ich habe das Glück ein neues Buch zu illustrieren. Dieses Mal ist es ein Kinderbuch beim Mareli Verlag. Dabei geht es um Umweltschutz und darum, wie man mit Plastik umgeht und über Plastik im Meer. Es passt also wieder zu meiner Thematik mit den Tieren und der Heimat der Tiere.

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