Drogen im Abwasser
Kufstein bleibt bei Pro-Kopf-Kokainverbrauch vorne

Kokain spielt in den Nasen und vor allem im Abwasser des Bezirks Kufstein weiterhin eine große Rolle. (Symbolfoto) | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
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Die Nase vorne: Kufstein erreicht beim Drogenmonitoring 2022 beim Pro-Kopf-Kokainverbrauch erneut den höchsten Wert in Österreich – obwohl auch erstmals Werte aus Wien inkludiert wurden. 

KUFSTEIN. Kokain schwimmt weiterhin vermehrt in den Abwässern Kufsteins mit. Das zeigen die Ergebnisse des jüngsten abwasserbasierten Drogenmonitorings für das Jahr 2022. Dieses wird im Rahmen des europäischen Netzwerks SCORE durchgeführt. 
Schon in den Vorjahren hatte Kufstein mit Spitzenwerten beim Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain innerhalb von Österreich für Schlagzeilen gesorgt. 2022 erhält die Auswertung des Drogenmonitorings sogar noch mehr Gewichtung, wurden doch mehr Kläranlagen zur Auswertung inkludiert. Erstmals gab es Daten aus Wien, Salzburg und Oberösterreich. Nichtsdestotrotz bleibt Kufstein beim Pro-Kopf-Kokainverbrauch von insgesamt 17 untersuchten Regionen in Österreich die Nummer eins. 
Seit 2016 ist das forensisch-toxikologische Labor am Institut für Gerichtliche Medizin (GMI) der Medizin Uni Innsbruck für die Analyse für Österreich zuständig. „Mit der schrittweisen Lockerung der Corona-Maßnahmen 2022 hat auch der Konsum von Alkohol und Drogen in der Bevölkerung wieder zugenommen“, fasst Laborleiter Herbert Oberacher die Ergebnisse für 2022 zusammen. 

Das forensisch-toxikologische Forschungslabor an der Med Uni Innsbruck ist die einzige Einrichtung Österreichs, die für die Teilnahme am europäischen SCORE-Programm zertifiziert ist. | Foto: MUI/C. Simon
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Bei Kokain und Cannabis vorne

Auch in Kufstein ist der Kokain-Konsum im Vergleich zu den Jahren 2020 und 2021 gestiegen. Die Zahlen für 2022 weisen einen Pro-Kopf-Kokainverbrauch von 536,65 mg pro 1.000 Personen pro Tag. 2020 waren es noch 404,04 mg pro 1.000 Personen pro Tag, im Jahr darauf konnten 401,61 mg pro 1.000 Personen pro Tag verzeichnet werden. Diese Mengen werden dabei an einem sogenannten "Konsummarker" gemessen. Im Wochenverlauf steigt der Verbrauch im Schnitt von Mittwoch bis zum Wochenende an, wo er am Sonntag laut Abwassermessung seine Spitze erreicht, Montags und Dienstags sinken die gemessenen Werte. 
Dabei lässt Kufstein bei Kokain 2022 auch die neu aufgenommenen Kläranlagen in Wien, Salzburg und Oberösterreich hinter sich. Wien liegt Österreichweit beim Pro-Kopf-Verbrauch auf Platz zwei mit 370,58 mg pro 1.000 Personen pro Tag, knapp dahinter landet Innsbruck mit 358,91 mg an Kokain pro 1.000 Personen pro Tag.
Auch bei Cannabis liegt Kufstein mit 104,54 mg pro 1.000 Personen pro Tag österreichweit auf Platz eins, dahinter folgen Innsbruck und Wien. Bei MDMA (Ecstasy) liegt Kufstein innerhalb von Österreich indes mit 16,65 mg pro 1.000 Personen pro Tag auf Platz zwei hinter Wien (18,19). 

Chemiker Herbert Oberacher von der Innsbrucker Gerichtsmedizin.  | Foto: MUI/D. Bullock
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Westösterreich: Generell "mehr" Kokain

Der Laborleiter betont jedoch, dass die Ergebnisse für Kufstein im Kontext zu sehen seien.

"Kufstein hat das Pech (...), dass es in  Westösterreich liegt, und in Westösterreich insgesamt der Kokainkonsum pro Kopf größer ist, als in anderen Regionen Österreichs",

so Oberacher. „Eine Einwohnerin bzw. ein Einwohner aus einer der 17 untersuchten Regionen trinkt im Schnitt täglich ein Glas Wein, raucht vier Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund ein Milligramm an aufputschenden Drogen“, veranschaulicht Studienleiter Herbert Oberacher. Der Mittelwert für Kokain liegt in Österreich täglich bei einer Dosis (oder eine "Line") pro Tag pro 100 Einwohner. In Kufstein würde dieser bei zwei Dosen oder knapp darunter pro Tag pro 100 Einwohner liegen.

Über das Monitoring

In ganz Europa wurden im Jahr 2022 die Abwässer von insgesamt 110 Städten und Regionen untersucht, darunter 17 Kläranlagen in Österreich, inklusive einer Südtiroler Kläranlage (insges. rund 200 Gemeinden). Nur das Burgenland ist in der Österreich-Analyse nicht dabei. 

„Damit liefert Österreich fünfzehn Prozent aller europäischen Datensätze",

erklärt Oberacher. Dank der Untersuchung kann der Drogenkonsum von 3,5 Million Menschen in Österreich und Südtirol beleuchtet werden. Für die jährliche SCORE-Studie wurden im Frühjahr 2022 über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen. Dabei wurden die Konsummarker (Drogen bzw. deren Stoffwechselprodukte) der Suchtgifte unter die Lupe genommen. 

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