Coronavirus
UPDATE: Kritik nach Verimpfung von übrigen Dosen im Bezirk Kufstein

Übrige Impfdosen wurden in Altenheimen in Kirchbichl und Langkampfen an Gemeindemitarbeiter verimpft, was zu Kritik führte. Der Langkampfener Dorfchef verteidigt die Entscheidung: man habe unter Zeitdruck handeln müssen und in Windeseile systemrelevante Personen "zusammengetrommelt".  | Foto: Pixabay
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  • Übrige Impfdosen wurden in Altenheimen in Kirchbichl und Langkampfen an Gemeindemitarbeiter verimpft, was zu Kritik führte. Der Langkampfener Dorfchef verteidigt die Entscheidung: man habe unter Zeitdruck handeln müssen und in Windeseile systemrelevante Personen "zusammengetrommelt".
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In Altenheimen in Langkampfen und Kirchbichl wurden übrig gebliebene Dosen unter anderem an Gemeindemitarbeiter verimpft. Das führte zu Kritik. Der Langkampfener Bürgermeister widerspricht: Man habe unter Zeitdruck handeln müssen und deswegen systemrelevante Personen geimpft. 

BEZIRK KUFSTEIN, LANGKAMPFEN, KIRCHBICHL (bfl). Die Impfaktion in den Altenheimen des Bezirks Kufstein ist bereits gestartet. Dort findet man sich mitten in Phase 1 des Corona-Impfplans durch das Land Tirol. In einigen Altenheimen wurden dabei auch übrig gebliebene Impfdosen verimpft – jedoch nicht an die nächstgereihten Personen. So wurden in den Altenheimen in Langkampfen und Kirchbichl übrige Dosen unter anderem an Gemeindemitarbeiter verimpft – in Kirchbichl soll sogar der Sohn des Bürgermeisters geimpft worden sein.
Dies alles sei in Langkampfen wegen Zeitdrucks so geschehen, sagt der Langkampfener Bürgermeister gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN.

Nächstgereihte wären über 80-Jährige und Risikopatienten

Die Regeln, was die Verimpfung von Corona-Impfdosen angeht, wurden vom Land Tirol klar definiert. In der Phase 1 des Impfplans sollen Bewohner und Personal in Altenheimen, medizinisches Personal in Covid-Stationen, über 80-Jährige, Personen mit Vorerkrankungen und besonders hohem Risiko sowie medizinisches Personal geimpft werden. Bleiben Dosen übrig, so kommen die Nächstgereihten dran – wie über 80-Jährige und Risikogruppen. 
Die definierten Zielgruppen der ersten Impfphase in der Theorie sind klar, in der Praxis sieht das Ganze jedoch etwas anders aus. Erste Erfahrungen zeigen, dass übrige Impfdosen wegen "Zeitdrucks" nicht immer an die Nächstgereihten verimpft wurden. In den Medien und in der Öffentlichkeit wurde dazu bereits Kritik laut. Der Langkampfener Dorfchef verteidigt indes die Entscheidung. 

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Langkampfen verimpfte Übriges an "Systemrelevante" 

Im Altenheim Langkampfen wurden fünfzig Personen zur Impfung angemeldet, erklärt Langkampfens Bgm. Andreas Ehrenstrasser gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN. Bekommen habe man dann am Tag der Impfung, am 12. Jänner, zehn Ampullen à fünf Dosen. Während des Impfens habe sich ergeben, dass aus jeder Ampulle sieben anstatt fünf Impfungen herausgebracht werden konnten.
"In der Kürze der Zeit hat unsere Altenwohnheimleitung jene Personen, die für das Wohnheim relevant sind, zusammengetrommelt", sagt Ehrenstrasser. Konkret waren das insgesamt zwanzig Personen – darunter Personen, die den freiwilligen Besuchsdienst machen und Gemeindemitarbeiter, die im Altenwohnheim in der Verwaltung tätig sind sowie Bauhofmitarbeiter, die die Hausarbeiter-Arbeiten im Altenwohnheim erledigen. 
Auch warum diese und nicht die laut Impfplan Nächstgereihten geimpft wurden, erklärt Ehrenstrasser: Über 80-Jährige und Risikopatienten seien laut dem Bürgermeister in dieser kurzen Zeit "nicht zu lukrieren" gewesen. "Die Meldung bzw. die Rückmeldungen der 80-Jährigen Plus, die die Gemeinde angeschrieben hat, waren noch nicht da", sagt Ehrenstrasser. Jeden Einzelnen zu rekrutieren, wäre ein "Ding der Unmöglichkeit" gewesen. "Das ist innerhalb von einer Stunde zu machen gewesen und deswegen haben wir von diesen Systemrelevanten, die also beim Altenwohnheim außertourlich dabei sind, fast alle erwischt", so Ehrenstrasser. 
Die Bereitschaft der Altenwohnheim-Mitarbeiter war dabei bei der Impfung in Langkampfen übrigens relativ hoch, rund achtzig Prozent ließen sich impfen.

UPDATE: Sohn des Kirchbichler Bürgermeisters geimpft

Vorwürfe von „Vordrängeln“ im Zuge der Impfung wurden auch in Kirchbichl laut, wo am 12. Jänner im Wohn- und Altenheim Kirchbichl nicht nur die Bewohner und Mitarbeiter geimpft wurden. Auch hier blieben Impfdosen aus den gelieferten Ampullen übrig, die an Gemeindemitarbeiter sowie einen Sohn von Bürgermeister Herbert Rieder verimpft wurden. In der Fernsehsendung „Café Puls“ gab Rieder an, dass wider Erwarten Impfstoff übrig geblieben sei und man diesen rasch verimpfen musste. Grundsätzlich hält der Impfstoff nach Öffnung nur zwei Stunden. „Ich habe auf die halbe Stunde reagieren müssen“, sagt Rieder in der Fernsehsendung und verteidigt seine Entscheidung. (Hier geht's zur Stellungnahme des Kirchbichler Bürgermeisters gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN.)

Möglichkeit von mehr Dosen aus Ampullen war bekannt

Offen bleibt, warum die Gemeinden bei der Organisation nicht im Vorhinein bedacht haben, dass sechs statt der ursprünglichen fünf Impfdosen aus einer Ampulle gezogen werden können, da dies bereits mehrere Tage zuvor bekannt wurde – einige Medien berichteten sogar bereits kurz vor dem Jahreswechsel von der Möglichkeit, sechs Impfdosen aus einer Ampulle zu ziehen. Somit hätten die Gemeinden damit rechnen können, dass Impfdosen übrig bleiben und sich auch mit Listen der Nächstgereihten oder abrufbaren „Ersatzkandidaten“ am Tag der Impfung wappnen können.

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