OGV presst im Akkord
Von Absam bis München kommt Obst nach Kundl

Anton Grasl und Franz Windisch an der Obstpresse des Kundler OGV | Foto: Haun
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KUNDL (flo). "Seit mehr als 18 Jahren presse ich Obst, aber einen so enormen Andrang wie heuer gab es bisher noch nie," betont Franz Windisch, Obmann des Kundler Obst- und Gartenbauvereins (OGV). Durch die extrem warmen Temperaturen waren dieses Jahr bereits Ende Juni die ersten Apfelsorten reif und deshalb begann die Obstpresse im Ortsteil Liesfeld ihren Betrieb schon am 13. Juli. "Bis Anfang September haben wir jede Woche den ganzen Dienstag und Samstag Vormittag gepresst", erklärt Windisch.

Aufgrund der enormen Obsternte im heurigen Jahr wurden in zahlreichen Obstpressen in ganz Tirol und sogar in Bayern die Kapazitäten knapp und viele davon verwiesen ihre Klienten nach Kundl. "Bei der Obstpresse in Schwaz hätten wir als nächst möglichen Termin erst den 7. November bekommen und bis dahin wäre unsere ganze Apfelernte kaputt", erklärte ein Kunde aus Weerberg.
"Es gibt einige Vereine die nur das Obst ihrer Mitglieder verwerten und es hat sich wohl auch herumgesprochen, dass wir kleinere Ernten auch ohne vorherige Terminabsprache pressen", so Windisch. Inzwischen kommen Kunden von Absam bis Rosenheim und sogar aus dem Raum München nach Kundl um ihre Ernte zu Saft pressen zu lassen. "Normalerweise haben wir jedes Jahr während der Haupterntezeit ungefähr zwei Tage die Woche gepresst, aber heuer sollte jeder Tag mehr als 24 Stunden haben, damit wir überhaupt noch nachkommen", meint der Obmann. Aus diesem Grund ist die Kundler Obstpresse seit Anfang September meistens auch fünf Tage die Woche geöffnet an denen rund zehn Stunden gepresst wird. "In einer Obstpresse im Zillertal wird man unter einer gewissen Menge nicht genommen und sonst sind in unserer Gegend alle Pressen ausgebucht, daher ist es für mich sehr wertvoll, dass in Kundl auch wir kleinen Gärtner mit unserem wenigen Obst willkommen sind", meinte eine Kundin aus Reith im Alpbachtal. Ab 250 Kilogramm ist in Kundl eine Anmeldung unbedingt nötig, aber Personen mit einer kleineren Ernte können am Dienstag und Samstag auch ohne vorherige Anmeldung kommen, wie der Obmann erklärt: "Wir hatten auch schon Fälle dass sich jemand mit 200 Kilo Obst angemeldet hat und dann mit über 600 Kilo gekommen ist!"

Allerdings wurde auch in solchen Fällen ein Auge zugedrückt und die ganze Menge gepresst, wodurch aber lange Wartezeiten entstanden. Aufgrund des unerwartet hohen Ansturms sind heuer auch schon die Abfüllsäcke einmal ausgegangen. Doch nicht nur das pressen ist eine anspruchsvolle Arbeit für den OGV, denn bereits eine halbe Stunde bevor die Kunden – teilweise um 6:30 Uhr Früh – kommen, muss die Presse zusammengebaut und die Heizung eingeschaltet werden. Auch nachdem das letzte Obst gepresst ist, müssen die Maschinen jeden Tag über eineinhalb Stunden sorgfältig geputzt werden, damit es am nächsten Tag keine Verunreinigungen gibt.

Für das Pressen ist in Kundl Obmann Franz Windisch persönlich verantwortlich, in die Fünf-Kilo-Säcke abgefüllt wird der Saft anschließend von Anton Grasl – bei einer Temperatur von rund 78 bis 81 Grad, wodurch der Saft zwei Jahre haltbar gemacht wird. Ab 200 Litern besteht auch die Möglichkeit durch Filtration den naturtrüben Obstsaft klar machen zu lassen.

"In unserer Presse verwerten wir jegliches Obst wie beispielsweise Trauben, Birnen, Äpfel und vieles mehr, aber heuer sind über 80 Prozent Äpfel", weiß Windisch. An zahlreiche Einrichtungen im Ort, wie etwa den Kindergarten oder das Sozialzentrum "mitanond", wurden bereits einige Liter Obstsaft gespendet. "Es wäre ja wirklich schade wenn all das gute Obst nicht verwertet wird!" betont Obmann Windisch. Betrieben wird die Kundler Obstpresse heuer voraussichtlich noch bis ungefähr eine Woche vor Allerheiligen.

Anton Grasl und Franz Windisch an der Obstpresse des Kundler OGV | Foto: Haun
Saftige Ausbeute – von München bis Absam wird Obst nach Kundl zum Pressen gebracht. "Das hat sich wohl herum gesprochen", freut sich Obmann Windisch. | Foto: Haun
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