Zentrumsnahe Grundstücke stehen zum Verkauf
WÖRGL (nos). Zu heftigen Diskussionen führte in der vergangenen Gemeinderatssitzung der Stadtgemeinde nicht nur der Ankauf des "Bad Eisenstein"-Areals, wie die Bezirksblätter bereits berichteten. Sozusagen im Tausch stimmte die Mehrheit der Mandatare dem Verkauf der stadteigenen Mietshäuser in der Kranewitterstraße zu. Die 52 Wohnungen, für die die "Alpenländische Heimstätte" (AH) seit 1987 bereits die Hausverwaltung von der Stadt übernahm, sollen nun für 1.200.000 Euro in das Portfolio der Wohnbaugesellschaft übergehen. Damit soll laut beschlossenem Antrag der Ankauf des "Badls" finanziert werden.
Hauptargument für den Entschluss zum Verkauf war anfangs das Gerücht, die Vermietung durch die Stadt wäre defizitär, was sich nach einer Überschlagsrechnung von Immobilienreferent Alexander Atzl (Grüne) nicht bewahrheitete. 17 Euro nahm seinen Angaben zufolge die Stadt monatlich pro Wohnung ein, laut Bürgermeisterin Hedi Wechner sei es "nicht die vordringliche Aufgabe der Stadt" Gewinn aus den Mieteinnahmen zu schlagen. Zwei Mal hatte die Stadt mit der AH nachverhandelt, bis der Kaufpreis von 1,2 Millionen Euro unter Dach und Fach war. Auf die Grundstücksfläche gerechnet wäre dies ein Quadratmeterpreis von 255 Euro, auf die Wohnnutzfläche 444 Euro, was für Stadtrat Mario Wiechenthaler ein verwunderlich günstiger Preis sei. Dafür übernimmt Angaben zufolge die AH alle dort bestehenden Mietverhältnisse, auch die acht befristeten. "Für die Mieter verändert sich überhaupt nichts", stellten Vizebürgermeisterin Evelyn Treichl und Alexander Atzl klar. Die Mietzinsreserven seien ebenso gesichert.
Strittig war während der Sitzung noch, ob beim Verkauf eine Immobilienertragssteuer fällig werde und wie hoch diese ausfallen würde. Laut Atzl sei nichts zu bezahlen, laut Informationen von Bürgermeisterin Wechner 15 Prozent, also 200.000 Euro, laut Vizebürgermeister Andreas Taxacher 3,5 Prozent, das wären 42.000 Euro.
"Wir könnten an die Zukunft denken und uns die Gebäude erhalten", wendete Bürgermeisterin Wechner ein. Die Immobilienpreise in Zentrumsnähe würden sicherlich weiter steigen, meinte sie. Auch Herbert Pertl stellte fest, dass ein Verkauf "nicht erforderlich" sei, da man "mit den Wohnungen noch nie ein Minus gemacht" habe.
Nachdem ein Rückstellungsantrag der Bürgermeisterin mit 9:12 Stimmen abgelehnt wurde, sollen die Gebäude nun mit 1. März nächsten Jahres an die AH übergeben werden.
Wer bekommt das Sauggashaus?
Auch eine Zweite Liegenschaft in zentraler Lage möchte die Stadtgemeinde veräußern: Das "Sauggashaus" in der KR Martin Pichler-Straße wurde im Juni 2013 abgerissen, dorthin möchte unter anderem Günther Ladstätter seinen Betrieb neu errichten. Auch "d & h Wohnbau" zeigte Interesse an den Grundstücken, allerdings wurde bereits im Beschlussantrag des Gemeinderates ein Verkauf an Ladstätter angeführt. Diesen Umstand hinterfragte Richard Götz (Grüne), der auch feststellte: "Der Anwalt des Interessenten sitzt im Ausschuß und stimmt auch noch dazu ab, das ist alles sehr befremdlich." Zudem fehle ihm ein Schätzgutachten über den Wert des Areals. Auch Bürgermeisterin Wechner monierte, dass "wieder ein Grund in Zentrumsnähe unter Wert" verkauft werden solle.
Vizebürgermeisterin Treichl beantragte daraufhin, den Verkauf zurückzustellen und ein Gutachten durchführen zu lassen. Sie befürchtet allerdings die Abwanderung des Betriebs nach Kirchbichl. Dort hätte Ladstätter bereits ein Angebot für ein Grundstück erhalten. Günther Ladstätter ist Gemeinderat für die "Bürgermeisterliste Arno Abler", der auch Treichl angehört, und musste den Saal wegen Befangenheit während diesem Tagesordnungspunkt verlassen.
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