Kufsteiner Innenstadthotel setzt auf "Grün"

Johannes Mayer, Giuliano Capo und Simon Hermann Huber (v.l.) am Dach des "Hotel Stadt Kufstein".
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  • Johannes Mayer, Giuliano Capo und Simon Hermann Huber (v.l.) am Dach des "Hotel Stadt Kufstein".
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KUFSTEIN (nos). Das erste "Sleep Green"-Hotel in Tirol und das westlichste in ganz Österreich: Simon Hermann Hubers "Hotel Stadt Kufstein" konnte die Aufnahmeanforderungen erfüllen und ist nun im kleinen, feinen Kreis heimischer "grüner" Nächtigungsbetriebe vertreten.

Fünf Hoteliers schlossen sich 2012 zum Netzwerk "Sleep Green" zusammen, Vorreiter legten ihre Betriebe bereits in den 1980-er Jahren auf höhere Nachhaltigkeit aus. Das "Derag Living Hotel Campo dei Fiori" in München, das "B&O Parkhotel" Bad Aibling, das "Best Western Premier Hotel Victoria" in Freiburg, das "Hotel zur Post" in Salzburg und das "Boutiquehotel Stadthalle" in Wien machten den Anfang. Letzteres führt Michaela Reitterer, die Präsidentin der Österreichischen Hoteliersvereinigung (ÖHV). "Da sind wir also in einem illustren Kreis gut aufgehoben", freut sich Huber. "Uns geht aes aber nicht darum, ein neues Siegel oder Zertifikat zu bekommen", meint Huber weiter, "uns geht es um nachhaltige Arbeit und den Austausch untereinander im Netzwerk von 'Sleep Green'."
Für diesen Austausch hat das Netzwerk ein eigenes "Intranet" gestaltet, dort informieren sich die Hoteliers gegenseitig über Neuerungen, Ideen oder auch regionale Produzenten. Zudem findet jährlich eine "Green Travel Conference" statt. 17 Hotels in Deutschland und sechs in Österreich gehören mittlerweile zu "Sleep Green". Sie wollen bei ihren Gästen Bewusstsein schaffen, "die Reise nachhaltiger gestalten" und sie "mit einem guten Gewissen" übernachten lassen. Johannes Mayer, Direktor im "Hotel Stadt Kufstein" wurde auf das Netzwerk aufmerksam und konnte Inhaber Simon Hermann Huber rasch überzeugen.

"Die Überlegung war: Wir bewerben ein schönes Land und die gute Luft und dabei leben wir alle hier in einem Luftsanierungsgebiet. Das geht doch nicht!"

Huber sah sich gefordert selbst einen Beitrag zu leisten und entschied sich für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Hotels inmitten des Stadtzentrums. Etwas unter 1.000 Quadratmeter Fläche sind nun mit Solar-Paneelen belegt, drei Tage dauerte die gesamte Errichtung und Verkabelung, erklären Mayer und Huber. Realisiert wurde das in Zusammenarbeit mit dem Erler Unternehmen "Strom vom Dach", rund 90.000 Euro investierte Huber in die Anlage.

Rechnet sich rasch

"In sieben Jahren hat sich das Investment amortisiert, im achten Jahr verdienen wir daran", meint Huber, "wenn der Strompreis steigt, bin ich früher pari." Rund 100 Kilowattstunden sei der Energieverbrauch des Hotels, etwa 50 Prozent davon könne er mit der Photovoltaikanlage selbst abdecken. "Ich möchte 100 Prozent Ökostrom im Haus haben, selbst erzeugt. Die Ausbeute bisher ist schon gut", erklärt der Hotelier. "Wenn man sich damit beschäftigt, merkt man schnell, dass das keine Müslipartie ist!"
Zwar bieten auch die Kufsteiner Stadtwerke 100 Prozent Ökostrom, fast 71 Prozent davon werden aber mit norwegischen Zertifikaten ausgewiesen, stammen also nicht aus der Region. "Man muss aber auch vor Ort etwas tun", sagt Huber, "nicht nur reden, sondern auch handeln!"
"Allein aus der wirtschaftlichen Betrachtung macht ein solches Investment voll Sinn", erklärt dazu Giuliano Capo von "Sleep Green".
Das Netzwerk vergibt, je nach Leistung des Partners, bis zu fünf "Kissen". Drei "Kissen" zu erreichen ist Aufnahmebedingung von "Sleep Green". Dafür müssen mindestens 50 Prozent der Energie für Heizung und Klimaanlage aus regenerativen Quellen stammen, der Strom zu 90 Prozent. Lebensmittel müssen Bio-Zertifikate tragen und der Betrieb braucht zwei offizielle Zertifizierungen als nachhaltiges Unternehmen sowie eine Qualitätssicherung über die Bewertungskriterien der Buchungsplattformen im Internet.

"Frühstück im Hotel hundertprozentig 'Bio' anzubieten, ist beinah nicht möglich", meint Huber, "da ist uns wichtiger, dass die Produkte aus der Region kommen, und nicht irgendein Bio-Produkt aus Argentinien importiert wird."

"Wir glauben, dass es Gäste gibt, für die unsere Maßnahmen für die Entscheidung ausschlaggebend sind!"

Die Maßnahmen seien auch eine "Rechtfertigung für die Bezahlung der Leistung", so Huber. Ein Großteil seiner Hotelgäste sind Businesskunden, besonders im Seminar und Conventionbereich sei "grün" immer gefragter.

Als nächstes Projekt fasst der Hotelier mit seinem Team das Thema E-Mobilität ins Auge. Ein "Radlraum für E-Biker", der barrierefrei über die Tiefgarage des Arkadenplatz erreichbar wäre, liegt im Fokus. Auch über E-Auto-Angebote denke man derzeit nach. Inzwischen hofft Huber auf Nachahmer, denn die Innenstadt-Dächer Kufsteins sind nicht gerade "gepflastert" mit Photovoltaik: "Man sollte schon auch, gerade im sozialen Wohnbau, mehr Photovoltaik einsetzen", findet Huber, "wir probieren, das mit unseren Möglichkeiten umzusetzen und hoffen jetzt auf zahlreiche Mitstreiter. Wenn die Stadtwerke hier ihr Know-How einbrächten, könnte das doch ein echter Geschäftszweig sein."

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