Söller Schlachthof lebt Vernetzung

Bezirksbäuerin Margreth Osl, Peter Obermoser sen., Bezirksobmann Johann Gwiggner, Bezirksstellenleiter Josef Lanzinger, Vizepräsidentin Helga Brunschmid, Peter Obermoser jun. und LK-Präsident Josef Hechenberger (v.l.) vor der Baustelle am neuen Standort in Stockach.
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  • Bezirksbäuerin Margreth Osl, Peter Obermoser sen., Bezirksobmann Johann Gwiggner, Bezirksstellenleiter Josef Lanzinger, Vizepräsidentin Helga Brunschmid, Peter Obermoser jun. und LK-Präsident Josef Hechenberger (v.l.) vor der Baustelle am neuen Standort in Stockach.
  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

SÖLL (bfl). Das Motto der Landwirtschaftskammer Tirol lautet in diesem Jahr "Landwirtschaft verbindet – Vernetzung schafft Neues." Viel Neues und eine Vernetzung, die Ihresgleichen sucht, fanden die LK-Spitzenvertreter kürzlich bei ihrer Bezirksrunde und Besuchen verschiedenster Tiroler Betriebe auch im Bezirk Kufstein. Der Schlachthof Obermoser in Söll wird derzeit am neuen Standort an der Eibergstraße ausgebaut und gilt im Bezirk als besonderes Beispiel für Vernetzung.
Mit rund 2.000 Rindern pro Jahr, die am "alten" Schlachthof Obermoser in Bromberg, Söll verarbeitet werden, ist der Betrieb der zweitgrößte Schlachthof in Tirol. Gleichzeitig ist er ein wichtiger Partner der Landwirte in der Region. Er fungiert als eine Art Schnittstelle, die den Bauern ermöglicht ihr Rindfleisch in der Region schlachten zu lassen und auch regional an den Endverbraucher selbst zu verkaufen. Kurze Wege zur Schlachtung, Tierwohl und Regionalität sind somit Eckpfeiler des Konzeptes der Familie Obermoser. "Die branchenübergreifende Vernetzung der Landwirtschaft eröffnet ganz neue Möglichkeiten und Chancen", sagt Bezirksobmann Johann Gwiggner. Der Betrieb der Familie Obermoser sei für ihn aufgrund seiner Vernetzung mit den Direktvermarktern in der Region ein "Klassiker". Der Schlachthof ermögliche den Bauern im Fleischbereich direkt zu vermarkten, ohne dass sie selbst in große Schlachteinrichtungen investieren müssen.

Neues Gebäude entsteht in Stockach

Aus Platzgründen hat man sich bereits vor fünf Jahren dazu entschieden den Schlachthof an einem anderen Standort auszubauen, sagt Peter Obermoser sen. "In unserem neuen Betrieb wollen wir die Struktur gleich behalten", so Obermoser. Für ihn ist die Verbindung zwischen Betrieb und Landwirt von großer Wichtigkeit.
Der tatsächlichen Erweiterung voraus ging eine außergewöhnliche Art der Finanzierung. Der zündende Gedanke kam aus der Bezirkslandwirtschaftskammer. Die Idee: die Landwirte direkt miteinzubeziehen. Dazu wurden Bauern aus der Region Kufstein und Kitzbühel zu einer Informationsveranstaltung in das Hotel Postwirt in Söll eingeladen. Gekommen sind mehr als 500 Personen, die ihr Interesse an einer Erweiterung des Schlachthofes bekundeten. Der Nutzen dieser betrifft letztendlich die gesamte Region. Über ein Gutschein-System, das rund 400 Bauern bzw. Lieferanten aus dem Unterland nutzten, konnten rund 600.000 Euro für die Finanzierung des Neubaus gewonnen werden. Die ursprünglich zur Finanzierung dienenden Gutscheine können dann später von den Bauern für die Fleischverarbeitung wieder eingelöst werden (die BEZIRKSBLÄTTER berichteten). Den Rest des 3,35 Millionen Euro schweren Projektes stemmt der Betrieb mit Unterstützung von Bund und EU (17 Prozent) sowie vom Land Tirol (13 Prozent). "Für uns ist es ganz wichtig, dass die Infrastruktur geschaffen wird und erhalten bleibt", sagt LK-Vizepräsidentin Helga Brunschmid. 
Die Wahl des neuen Standortes fiel auf den Söller Ortsteil Stockach an der Eibergstraße, wo am 28. September 2017 der Spatenstich erfolgte. Das insgesamt rund 1.100 Quadratmeter große Gebäude soll bis Jänner bzw. Februar 2019 fertig gestellt werden. Ziel Obermosers ist es, die Anzahl der verarbeiteten Rinder in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln.

Nachhaltiger und hochwertiger mit Grünlandflächen

Laut einer aktuellen europaweiten Statistik ist Österreich neben Finnland und Deutschland das einzige Land in Europa, in dem der ländliche Raum eine positive Entwicklung aufweist, sagt Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol. Hechenberger spricht hierbei die wiederkehrende Kritik an der Rindfleischproduktion an, in der diese weltweit als Verursacher für den Klimawandel bezeichnet wird – dies jedoch vor allem wenn Rindfleisch mit gentechnisch verändertem Soja und Mais "produziert" wird.
Man habe in Tirol die beste Antwort darauf, da man hier aus Grünland Milch und Fleisch erzeugt. Die Qualitätsfleischproduktion sei für einige Bauern durchaus eine Chance. Neben einer Bekenntnis zum Kleingewerbe strebt der LK-Präsident somit für die Zukunft eine Art Veredelung der Grünlandflächen an. Damit könne man zwar weniger produzieren, dafür aber nachhaltiger und qualitativ hochwertigere Endprodukte.
Im Rahmen der Fleischverarbeitung betont er die Wichtigkeit von Betrieben wie jener der Familie Obermoser hervor. "Aus der Sicht der Bauern kann ich sagen: Wir können das beste Produkt erzeugen, wenn es aber nach uns kein Gewerbe gibt, das aus diesen Rohstoffen, ein wunderbares Lebensmittel macht und weiterverarbeitet, dann nützt uns die ganze Produktion nichts", sagt Hechenberger.

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