24. Oktober 2015: Sie schreien nach uns um Hilfe...
Es ist eine eigenartige Allianz, die sich da in den sozialen Netzwerken und so manchen Medien gebildet hat: Die Forderung, das Bundesheer solle sich doch mit noch mehr Kräften in der Steiermark um die Bewältigung der Flüchtlingskrise kümmern, ist plötzlich "in". Und zwar offenbar sogar unter jenen Linken, die das österreichische Bundesheer sonst A) generell für zu blöd und unorganisiert für alles halten und es B) aus ideologischen Gründen ohnedies am liebsten abschaffen würden.
Es ist zu erwarten, dass sich die Zahl der klugen Kommentatoren bis zum Nationalfeiertag noch erhöhen wird. Immerhin haben sie jetzt auch noch Unterstützung von ORF-Anchorman und Social-Media-Instanz Armin Wolf erhalten. Seit er auf Twitter angemerkt hat, dass das Heer "mit allen Kapazitäten in Spielfeld aushelfen" solle, kann man mit dieser Meinung quasi gar nicht mehr falsch liegen.
Mal ganz abgesehen davon, dass es per se keine gute Entwicklung wäre, wenn sich das Heer eigenmächtig überlegt, wann es wo im Inland in welchem Ausmaß in Erscheinung tritt: Das Argument, dass die Kurzzeit-Heeres-Fans ins Feld führen, ist kaum mehr als polemischer Unsinn.
Das Heer, so der Tenor, solle doch seine alljährliche Leistungsschau, die rund um den Nationalfeiertag am Heldenplatz stattfindet, absagen - und lieber alle Ressourcen in die Steiermark verlegen. Nun ja. Mit den Panzern, die dort zu sehen sind, hätte man in der Steiermark wohl ebenso wenig Freude wie mit den Hubschraubern. Auch das historische Kriegsgerät, das ausgestellt wird, ist wohl nur bedingt hilfreich. Und der Info-Stand, an dem der Grundwehrdienst beworben wird? Der Zulauf würde sich in Grenzen halten.
Spannend bleibt, wie hoch das Heer in der Gunst all jener stehen wird, die derzeit mit seinem Einsatz kokettieren, sobald die Flüchtlingskrise überwunden ist. Wahrscheinlich wird sich einmal mehr bewahrheiten, was Prinz Eugen schon vor Jahrhunderten bemerkte: "Sie schreien nach uns um Hilfe, wenn ihnen das Wasser in das Maul rinnt, und wünschen uns vom Hals, kaum als einen Augenblick dasselbige verschwunden."
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