Von Boz Boorer bis Loretta Who: Happy Birthday, Fabrique Records!
Das Wiener Plattenlabel "Fabrique Records" feiert am 12. Mai im Funkhaus seinen 15. Geburtstag. Wir baten Gründer und Labelchef Michael Martinek zum Interview.
Ihre Plattenfirma Fabrique Records ist seit 15 Jahren in der Elektronik- und Indie-Szene erfolgreich. Wie kommt man auf die Idee, ein Label zu gründen?
MICHAEL MARTINEK: Musik war immer schon mein Treibstoff. Ich habe früher selbst Musik gemacht, ebenso wie mein alter Schulfreund Christian Rösner. Ende 2001 hatten wir die Idee, die großartige Musik von Bekannten zu begleiten und zu veröffentlichen.
Wie lange hat die Umsetzung von der doch recht ungewöhnlichen Idee zum eingetragenen Label gedauert?
Das ging ganz schnell. Binnen Wochen haben wir uns die Gewerbescheine und einen Labelcode besorgt. Es war uns von Anfang an ernst mit der Umsetzung.
Für welche Musikrichtung war Fabrique gedacht?
Elektroninische Musik. Wir begannen mit Mauracher, Kava und Konsorten TM, deren Veröffentlichungen von FM4 auf- und abgespielt wurden, wofür wir sehr dankbar waren. Damit bewegt man sich in diesem Bereich und Mundpropaganda führt zum nächsten Projekt.
Mittlerweile haben Sie Musiker wie Christopher Chaplin und Boz Boorer, den Gitarristen und Songwriter von Morrissey, unter Vertrag. Haben diese Weltstars wirklich auf ein Label aus der Blumentalgasse gewartet?
Wir arbeiten mit diesen Künstlern nicht wegen ihren Namen zusammen, sondern teilen ihre Visionen und gehen ein Stück des Weges miteinander. Bei einigen Musikern, wie etwa MTV-Legende Ray Cokes, arbeiteten wir nur für ein Projekt miteinander, Boz Boorer veröffentlicht bereits sein drittes Album bei Fabrique.
Klingt erfolgreich. Was machen Sie besser als andere Labels?
Es gibt viele unglaublich interessante und erfolgreiche Labels, wir machen nicht unbedingt etwas besser, sondern gehen unseren eigenen Weg und gehen keine Kompromisse ein. Wir sehen uns nicht unbedingt nur als klassisches Label, sondern übernehmen auch Künstlermanagementaufgaben. Wir betreiben seit Beginn einen Verlag, arbeiten mit Partnern im Kunstbereich und der Wirtschaft zusammen und versuchen immer über den Tellerand zu blicken. Fabrique Records macht die Vielfalt der Musiker aus und dass in einem gewissen Rahmen ständig experimentiert wird.
Und wie kommt man zu Stars wie Boz Boorer?
Mit Boz bin ich nach dem Morrisseykonzert in Wien 2011 zufällig auf ein Bier gegangen. Wir hatten von Anfang an einen guten Draht zueinander und so kam eines zum anderen.
Wie wichtig sind Indie-Labels für die Musikszene?
Aus unserer Sicht unverzichtbar, da ein Indie-Label zumeist eine Art wesentliche Vorstufe ist, Künstler zu entwickeln und viele Aufgaben gleichzeitig übernimmt. Mit Leidenschaft und Idealismus unterstützt man einen Musiker, seine musikalische Sprache und Identität zu finden, seine Fanbase auf- und auszubauen und weiterzuentwickeln. Als kleines Team ist man da auch wendiger und kann rascher Dinge bewegen, als große Apparate.
Kann ein Label tatsächlich bestehen, das in keine musikalische Schublade gesteckt werden kann und sich an experimentelle Avantgarde wie Jana Irmert heranwagt?
Diesen Markt darf man nicht unterschätzen, er ist eingeschworen - und das international. Mit hoher Qualität, starken Produktionen und Glaubwürdigkeit kann man auch abseits des Massenmarkts viele Menschen begeistern.
Das Label befindet sich in Liesing - sind Sie Liesinger?
Nein, mein Partner Christian Rösner ist Liesinger. Ich bin Alsergrunder, aufgewachsen im Servitenviertel. Nach einem kurzen Abstecher nach Währing bin ich wieder in den Neunten zurückgekehrt. Für mich ist Alsergrund der ideale Bezirk - man ist schnell am Flughafen, in der Stadt und im Grünen. Zu Fuß kann man alles erreichen und es tut sich enorm viel im Bezirk. Ich möchte in keinem anderen Bezirk wohnen.
Der 15. Geburtstag des Labels wird groß im Funkhaus in der Argentinierstraße gefeiert - wieso haben Sie sich ausgerechnet diesen Ort für das Fest ausgesucht?
Es ist schon lange unser Wunsch, im Funkhaus etwas zu machen, da es einen unglaublich faszinierenden Konzertsaal hat. Auch inhaltlich passen wir mit Indie und Avantgarde gut ins Funkhaus. Es ist ein inhaltlicher Brückenschlag von Ö1, die über Christopher Chaplin berichten, zu FM4, die Boz Boorer und Lovecat spielen.
Welchen großen Wunschmusiker haben Sie für Fabrique?
Keinen. Ich möchte etwas Neues entdecken, neues Land betreten und nichts abfrühstücken. Je älter man wird, desto mehr entkoppelt man sich vom Zeitgeist und konzentriert sich auf die Kraft der Künstler. Obwohl: Robert Smith von The Cure als featuring zu haben, wäre für mich persönlich schon großartig.
Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie wichtig ist Musik in Ihrem Leben?
Zehn!
Zur Sache
Das Elektronik- & Indie-Label Fabrique Records, 2002 von Michael Martinek und Christian Rösner gegründet, feiert am 12. Mai sein 15-jähriges Jubiläum mit großer Labelnight im ORF Radiokulturhaus (Argentinierstraße 30a, 1040 Wien). Ab 20 Uhr stehen Jana Irmert, Christopher Chaplin, Loretta Who, Boz Boorer (begleitet vom Bilderbuch-Produzenten Zebo Adam) und Lovecat auf der Bühne. Karten um22 Euro gibt es im Internet unter radiokulturhaus.orf.at
Alle Infos und Künstler von Fabrique-Records finden Sie unter www.fabrique.at und auf www.facebook.com/fabriquerecords
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