Zeitzeugen-Projekt Ischgl
„..damit erlebte Geschichte nicht in Vergessenheit gerät“
ISCHGL. Dass das Leben früher im Paznaun ein bescheidenes und oftmals auch sehr hartes war, wird im Rahmen des kürzlich in Ischgl gestarteten Zeitzeugen-Projekts sichtbar. Im Auftrag der Gemeinde Ischgl interviewten die selbstständige Redakteurin Elisabeth Zangerl und ein Kamerateam der Firma Westproductions im Rahmen eines geförderten RegioL-Projektes an die 20 Zeitzeugen.Geschichte festhalten
Zur Sprache kamen überaus spannende Erlebnisberichte, lustige Anekdoten, schicksalshafte und tragische Ereignisse und auch Stück weit Ortsgeschichte. „Warum werden Zeitzeugen-Interviews gemacht?“, ist eine Frage, die oftmals gestellt wird.
Bei der Antwort sind sich die involvierten Akteure, allen voran die Gemeindevertretung mit Bürgermeister Werner Kurz und Redakteurin Elisabeth Zangerl einig:
„Primär geht es darum, Erzählungen von Zeitzeugen mittels dieses (EU-geförderten) Videoprojekts festzuhalten, damit erlebte Geschichte nicht in Vergessenheit gerät“
und: „Zeitzeugen zu befragen ist einfach eine naheliegende Methode, etwas über bestimmte Ereignisse, Situationen und Geschichten zu erfahren. Leider wird es so sein, dass in einigen Jahren viele der Zeitzeugen nicht mehr unter uns sein werden und diese Geschichten dann verloren gehen würden.“
Menschen erzählen lassen
Das Credo des Projektes: „Wer soll Geschichten besser erzählen, als Menschen, die dabei waren.“ So ist es von Seiten des Auftraggebers und des Redaktions/Produktionsteams ein Anliegen, dass man die Menschen Geschichten erzählen lässt – Redakteurin Elisabeth Zangerl resümiert nach circa 20 Interviews:
„Die Emotionen waren oft groß – die Menschen haben teils sehr bewegende Geschichten erzählt. Wenn es zu emotional wurde, wurde natürlich das Thema gewechselt. Der Respekt und Rücksichtnahme gegenüber den interviewten Menschen standen immer im Vordergrund“
und: „Zur Sprache kamen eine Reihe wirklich spannender Geschichten – teils staunten die anwesenden Verwandten über die Erzählungen der Zeitzeugen – nicht nur einmal kam es vor, dass selbst engste Verwandte diese Schilderungen erstmals hörten.“
Zweiter Weltkrieg, Bergheu, Arbeit in der Kindheit
Thematisch widmeten sich die Schilderungen und Erzählungen der Zeitzeugen unter vielem anderem dem Zweiten Weltkrieg – Zeitzeugen berichteten unter anderem über schicksalshafte Jahre in Gefangenschaft. Bei vielen Zeitzeugen noch heute präsent: Die Zeit der Befreiung bzw. das Kriegsende.
Die Amerikaner, die Einzug hielten waren es, die den Kaugummi ins Paznaun gebracht haben. Die ersten Versuche, Bananen und Orangen zu essen, scheiterten übrigens auch kläglich, diese Früchte wurden samt der Schale verspeist, wie der eine oder andere Zeitzeuge schmunzelnd erzählte. Natürlich, bis dato kannte man im Paznaun kein solch exotischen Früchte. Ein weiterer Zeitzeuge wusste die Geschichte vom Bau der Dorfsennerei in Ischgl Ende des 19. Jahrhunderts von Erzählungen – diese anlässlich der Weltausstellung gebaute Sennerei war weit und breit eine der Modernsten.
Auch in Vergessenheit geraten ist die schwere Arbeit auf den Bergwiesen – viele Zeitzeugen berichteten über diese Wochen während des Sommers, die auf dem Berg verbracht wurden, oder die (teils sehr gefährliche) Beförderung des Heus ins Tal. Auch Schuster gab es anno dazumal in Ischgl, darüber berichtete eine weitere Zeitzeugin, die auch erklärte, wie früher Wäsche gewaschen wurde und welche Revolution die erste Gefriertruhe im Ort war. Von den Hirtenbuben hin zu Jugendlichen, die weit fort geschickt wurden, um zu arbeiten und Geld Heim zu bringen, gab es ebenfalls persönliche Erfahrungsberichte zu hören, wie vom Schulleben zu früheren Zeiten. Die Gemeinde Ischgl bedankt sich bei RegioL für die Unterstützung, ebenso beim Redaktions- und Produktionsteam. Die einzelnen Zeitzeugen-Interviews sind ab sofort auf der Homepage der Gemeinde Ischgl veröffentlicht, zu sehen unter www.ischgl.tirol.gv.at
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