Revitalisierungsprojekt
Dem Kapuzinerkloster in Ried wird neues Leben eingehaucht
RIED I. O. (sica). Als geistlich-soziales Zentrum soll das Kapuzinerkloster in Ried im Oberinntal nach umfassenden Revitalisierungsarbeiten mit breiten Nutzungsmöglichkeit zur Verfügung stehen. Bei einem Lokalaugenschein führte Dekan Franz Hinterholzer durch das Gebäude und zeigte Hintergrundgeschichten auf.
Geschichtlicher Hintergrund des Kapuzinerklosters
Mit dem Kapuzinerkloster in Ried verbinden viele Anwohner ganz persönliche Geschichten - Und das ist seit über 300 Jahren der Fall. Um 1700 kamen die Kapuziner nach Ried im Oberinntal, was kein Zufall war: Fremdarbeiter im Bergbau brachten den Protestantismus nach Tirol und in den Großraum Ried. Mit vereinten Kräften setzten die Kirche und das Kaiserhaus Habsburg die Re-Katholisierung durch. Dafür genutzt wurde die Kompetenz des Kapuzinerordens. Die Kapuziner holte man trotz Protest der lokalen Geistlichkeit 1694 nach Ried. "So wollte man die Leute vor Ort beim katholischen Glauben halten", erzählt Dekan Franz Hinterholzer. Die Kapuziner bauten außerhalb des Dorfes ihr Kloster neben der Klosterkirche, welches gemäß der Bauvorschrift des Ordens keinen Turm, sondern nur einen Dachreiter mit Glocke besitzt. Es wurde auch ein Klostergarten angelegt.
In den letzten 70 Jahren ist baulich nicht mehr viel beim Kloster passiert und nach dem Tod des letzen Paters vom Kapuzinerkloster Ried im Oberinntal, Pater Philipp Bock, wurde es 2003 aufgelassen.
Kloster nicht Zweckentfremdung überlassen
Nach der Auflassung wurde das Kloster zum Verkauf angeboten. "Ried wollte aber 'sein Kloster' nicht der Zweckentfremdung überlassen", so Hinterholzer. Der damalige Pfarrer Albert Markt konnte in Zusammenarbeit mit dem Bischof einen Deal mit den Kapuzinern abschließen: Jede Pfarre hat sogenannte Pfarrpfründe (beispielsweise der Widum, eine kleine Landwirtschaft und einen Garten), die allerdings nicht verkauft werden dürfen. Die Pfarrpfründe bei der Kirche hinter der Pizzeria in Ried im Oberinntal konnten dann aber doch zum Verkauf freigegeben werden, da um den Erlös mit dem Kapuzinerkloster eine andere geistliche Einrichtung erworben wurde.
Klosterrenovierung
Als Dekan Franz Hinterholzer die Pfarre Ried im Oberinntal im Jahr 2009 übernommen hat, befand sich das Kloster in einem desolaten Zustand: "Es war klar, dass hier Renovierungsarbeiten notwendig sind. Da aber auch die Kirche renovierungsbedürftig war, wurde dieses Projekt 2011 zuerst in Angriff genommen", erinnert sich der Dekan. Vor knapp drei Jahren konnte dann darüber gesprochen werden, was im ehemaligen Kapuzinerkloster entstehen soll.
Als geistlich-soziales Zentrum soll es der breiten Nutzung zugeführt werden. Für die Revitalisierungsarbeiten ist allerdings eine großes Investitionsbudget notwendig. Die Kosten belaufen sich mittlerweile auf knapp 2,5 Millionen Euro, wovon die eine Hälfte durch Subventionen und die andere Hälfte durch die Kirche gedeckt werden muss. Ein Drittel davon brachte die Kirche durch den Verkauf eines möglichen Baugrundes auf, das zweite Drittel durch den Verkauf des "Haus Zion" in Pfunds. Der Rest von knapp 300.000 Euro ist noch offen. Das "Haus Zion" in Pfunds wurde der Pfarre von einer Dame zur ausschließlich religiösen Nutzung vererbt. "Da es aber so abgelegen ist, kam mir der Gedanke, dass es eine religiöse Nutzung am falschen Ort ist", so Dekan Franz Hinterholzer. Deshalb lautete der Vorschlag von Hinterholzer, dass das Erdgeschoss im ehemaligen Kapuzinerkloster für die pfarrliche Nutzung verwendet wird und im Gegenzug das "Haus Zion" verkauft und der Erlös für den Ausbau verwendet wird.
Arbeiten im Erdgeschoss bereits fertiggestellt
2018 wurde mit dem Umbau und der Renovierung des Klosters begonnen, die Arbeiten im Erdgeschoss konnten bereits fertiggestellt werden. Neben einem Gemeinschaftsraum und einem Pfarrbüro findet in der ehemaligen Sakristei der Kapuzinerkirche ein Jugendraum der Pfarre Platz.
Ein besonderer Raum ist das Refektorium. Der Speisesaal im Kloster wurde originalgetreu restauriert, alleine das Abschleifen der Täfelung nahm etwa zwei Monate an akribischer Arbeit in Anspruch, da es im Laufe der Jahre viermal lackiert wurde.
Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich die neue Küche, die ihren Standort in den Gewölben hat, wo sie vor hunderten von Jahren schon die Küche der Kapuziner befand. "Sie wurde so eingerichtet, damit sie von allen im Haus benutzt werden kann", berichtet Dekan Hinterholzer. Im Erdgeschoss, das auch bereits genutzt wurde, wurden fast alle Arbeiten von regionalen Betrieben durchgeführt - Von der Restauration der alten Fenster bis hin zum Einbau der Küche.
Angrenzend an die bereits fertiggestellten Räume befindet sich die ehemalige Kapuzinerkirche, die momentan mit Büchern der Kapuziner und Hinterlassenschaften vom Haus Zion vollgestellt ist. "Ein weiteres Projekt wäre, den großen Innenraum der Kirche zu adaptieren und beispielsweise für Veranstaltungen zu nutzen", berichtet Franz Hinterholzer von seinen Ideen. "Zuerst müssen aber die Arbeiten im Kloster fertiggestellt werden, dann kann dieses Projekt in Angriff genommen werden."
1. Stock noch im Ausbau
Mitten in den Bauarbeiten steckt man derzeit noch im ersten Stock des Klosters, wo Unterkünfte für Pilger geschaffen werden sollen. Acht Doppelzimmer mit 13 Betten und ein Doppelzimmer mit Toilette sowie Gemeinschafts-Waschräume werden geschaffen.
Dabei wird darauf geachtet, dass die Einrichtung wie damals bei den Kapuzinern sein wird. "Das Pilgerhospiz wird nicht nur für streng religiöse Personen offenstehen", betont Hinterholzer. "Natürlich kann es zu religiösen Zwecken wie Tagungen genutzt werden, für Jugendchöre oder ähnliche Organisationen. Aber auch Personen, die einen Ort um zur Ruhe zu kommen benötigen, einem Burn-Out entgegenwirken wollen oder einfach das Bedürfnis nach Stille haben, sind herzlich willkommen."
Auf dem Dachboden des Klosters befinden sich Stauräume der Pfarre, wo Figuren und Bücher gelagert werden und sich ein Archiv befindet. Über den Winter hindurch wird noch fleißig im ersten Stock gewerkelt, bis Ostern soll der Ort für die Pilger planmäßig fertig sein.
Bevölkerung hängt an Kloster
Dass das Kloster erhalten bleibt und einem sinnvollen Zweck dient, dürfte auch im Sinne der Bevölkerung von Ried im Oberinntal sein. Viele der Einwohner würden sehr an diesem Ort hängen und persönliche Erinnerungen damit verbinden, wie Dekan Hinterholzer erzählt. Von den Kräutern aus dem Kapuzinergarten bis hin zum Mittagessen, das Kinder von Höfen außerhalb zwischen Vormittags- und Nachmittagsunterricht bekamen.
"Die Kapuziner waren sehr volksnah, was dazu führte dass sie und ihr Kloster eng mit den Anwohnern verbunden waren", so Hinterholzer. Das beweisen beispielsweise zwei alte Stühle vom Kloster, die direkt bei einem der Eingänge ins Kloster stehen. "Einige Gegenstände wurden bei einem Flohmarkt nach der Auflassung verkauft, der Erlös kam dem Kloster zugute.", blickt der Dekan zurück. "Die zwei Stühle fanden aber nach einiger Zeit wieder ihren Weg zurück."
Dort standen sie schon vor vielen Jahren beim Tisch, wo die Bettler Klostersuppe zu essen bekamen. Die zwischenzeitliche Besitzerin brachte sie wieder zurück, weil "sie einfach hierhin gehören". "Im Kloster steckt viel Herzblut der Bevölkerung", ist sich Dekan Franz Hinterholzer sicher.
Unterstützung
Für Spenden zugunsten der Renovierung des Kapuzinerklosters wurde ein Spendenkonto eingerichtet:
Pfarrpfründe Ried
AT22 3631 5300 0032 3188
Verwendungszweck: "Renovierung Kapuzinerkloster"
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