Historiker Manfred Jenewein präsentierte sein neues Buch
Die unvollendete Bahn über den Reschen

Der Historiker Manfred Jenewein stellte sein neues Buch in Landeck vor.
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LANDECK (otko). "Zweimal angefangen, aber nie vollendet", so lautet das Resümee zur Reschenbahn. Aktuell gibt es gerade wieder in Südtirol Initiativen, die sich für einen Bau einsetzen.
Der Landecker Historiker Manfred Jenewein hat sich bereits vor 30 Jahren im Rahmen seiner Diplomarbeit mit dem Thema beschäftigt. Zudem sind viele Fotos aus der Bauzeit vor 100 Jahren aufgetaucht, die er noch nicht kannte. Darauf aufbauend hat Jenewein nun die facettenreiche Geschichte der Reschenbahn neu aufbereitet und um die aktuellen Entwicklungen ergänzt. Herausgekommen ist das 180 Seiten starke Buch "Eine Eisenbahn über den Reschenpass & Bahnprojekte über den Fernpass". Wie groß das Interesse daran nach wie vor ist, zeigte sich vergangenen Dienstag bei der Buchpräsentation. Die Tyrolia war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Erfolglose Initiativen

Eine erste Idee für eine Eisenbahn über den Reschen stammt aus dem Jahr 1836. Im Boten für Tirol und Vorarlberg stellte Gubernialkonzipist Leopold Octavian Philip die Idee einer Bahn von München nach Venedig vor, die über Innsbruck, Landeck und Bozen führen sollte. "In einer ersten Phase kamen die Bemühungen für eine Bahnlinie über den Reschen aus dem Ausland. Diese waren aber immer Teil einer großen Transitstrecke, wobei die Monarchie aber keine ausländischen Investoren wollte", betonte Jenewein. Eine zweite Phase mit Initiativen und Projektstudien begann dann 1881 mit der Fertigstellung der Bahnlinie Bozen-Meran. Neben einer Bahn nach Landeck sollte auch eine Verbindung in die Schweiz hergestellt werden. Gebaut wurde dann schließlich die Teilstrecke Meran-Mals, die 1906 in Betrieb genommen wurde. Weitere Initiativen für den Weiterbau nach Landeck blieben bis 1918 erfolglos.

Militärische Notwendigkeit

Gegen Ende des 1. Weltkriegs wurde dann ab 1. April 1918 bis zum Waffenstillstand am 3. November aus militärischer Notwendigkeit an der Strecke Landeck-Tösens gebaut. "Die Reschenbahn hat das Stadtbild von Landeck mit den Uferverbauungen nachhaltig verändert. Große Bauten waren der Schlosstunnel, der Fließer Tunnel, die Innquerungen, der Pontlatzer Tunnel sowie der Rieder Tunnel. Insgesamt 19 Prozent der Arbeiten wurden fertig gestellt", so Jenewein.
Auch bei den Friedensverhandlungen von St. Germain 1919 stand die Reschenbahn auf der Tagesordnung. Gemäß Art. 232 des Friedensvertrages sollte Österreich binnen fünf Jahren auf Verlangen Italiens die Bahn errichten. Allerdings hätte Italien die Kosten vorfinanzieren müssen.
Auch gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde von Dezember 1944 bis Mai 1945 nochmals auf einzelnen Abschnitten gebaut. Damals ging laut Jenewein aber bereits der Spruch um, dass der Krieg bald zu Ende sei. "Der Reschenpass mit seinen 1.500 Metern Seehöhe war aber schwierig zu erschließen und diese Schlüsselstelle wurde nie in Angriff genommen. Gebaut wurde nur in der Ebene, wo es leicht ging. Zudem gab es in beiden Bauphasen einen Mangel an Arbeitskräften und daher wurden auch Kriegsgefangene eingesetzt", erläuterte Jenewein.

Vorhersehung

Interessant ist auch das Kapitel über Pfarrer Maaß und die Eisenbahn. Vom alten Fließer Pfarrer Alois Simon Maaß (1758-1846) soll folgende "Sehung" stammen: "Über den Reschenpass werden sie dreimal versuchen, eine Eisenbahn zu bauen. Jedes Mal wird bei Baubeginn ein Krieg ausbrechen und alles vereiteln."
Erhältlich ist das Buch "Eine Eisenbahn über den Reschenpass" bei den Landecker Buchhandlungen sowie unter manfred.jenewein@aon.at zum Preis von 18 Euro.

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