Offizielle Inbetriebnahme
Großprojekt Gemeinschaftskraftwerk Inn geht ans Netz
Nach exakt achtjähriger Bauzeit wurde das grenzüberschreitende Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI) von den Energieversorgern TIWAG und Engadiner Kraftwerke offiziell eröffnet. Insgesamt 620 Milliionen Euro wurden in das Großprojekt investiert, das mit einer Jahreserzeugung von 440 Gigawattstunden einen wichtigen Beitrag für eine stabile Energieversorgung leistet.
PRUTZ (otko). Mit einem großen Festakt wurde am 04. November nach fast genau acht Jahren Bauzeit und einer Investitionssumme von 620 Millionen Euro eines der größten Infrastruktur-Projekte Tirols und des Schweizer Kantons Graubünden abgeschlossen. Beim Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI), das zu 86 Prozent der TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG und zu 14 Prozent der Engadiner Kraftwerke AG (EKW) gehört, wurden im Krafthaus in Prutz offiziell die Maschinen in Betrieb genommen.
Beim landesüblichen Empfang mit Prominenz aus Politik und Wirtschaft aus Tirol und Graubünden hatte sich auch der Himmel nach dem Wintereinbruch gelichtet und die Sonne kam zum Vorschein. Unter anderen konnten TIWAG-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser und EKW-Verwaltungsrat Martin Schmid sowie die beiden GKI-Geschäftsführer Johann Herdina und Michael Roth, Bischof Hermann Glettler, Dekan Franz Hinterholzer, LH Anton Mattle, Regierungsrat Mario Cavigelli, LHStv. Josef Geisler, LR René Zumtobel, die BürgermeisterInnen und Alt-Bürgermeister der Anrainergemeinden, die Tunnelpatinnen sowie Vertreter der ausführenden Firmen begrüßen. Bischof Glettler führte die Segnung der Anlage durch.
Wichtiger Beitrag zur Energieautonomie Tirols
„Für den Ausbau der Energieautonomie und die Versorgungssicherheit Tirols leistet das GKI-Kraftwerk einen wichtigen Beitrag. Mit 440 Gigawattstunden pro Jahr kann das GKI den Bedarf von ca. 90.000 Haushalten decken“, betonte Landeshauptmann Mattle:
„Der Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere die Nutzung der Wasserkraft, ist der Schlüssel für den Kampf gegen die importierte Teuerung. Die Tiroler Landesregierung verfolgt weiterhin konsequent den technologieoffenen Ausbau von regenerativen Energiequellen.“
Mario Cavigelli, Regierungsrat des Kantons Graubünden, zeigte sich erfreut:
„Heute ist ein großer Tag für die Wasserkraft, ein großer Tag für Tirol, aber auch für das Engadin und den Kanton Graubünden. Das Gemeinschaftskraftwerk kommt in Zeiten von drohenden Strommangellagen genau zur richtigen Zeit. Das Projekt zeigt auf, erneuerbare Stromproduktion aus Wasserkraft ist einer der zentralen Pfeiler der Energiesicherheit der Alpenländer."
Wichtiges Generationenprojekt
TIWAG-Vorstandsvorsitzender Entstrasser dankte Bruno Wallnöfer und Ferdinand Eberle, die ebenfalls unter den Festgästen waren, für den Beschluss im Jahr 2003, den Ausbau der Wasserkraft voranzutreiben.
"Sechs Jahre Genehmigungs- und acht Jahre Bauzeit waren für die Umsetzung des GKI notwendig. Die TIWAG steigert mit der Inbetriebnahme des GKI die Stromerzeugung um 10 Prozent und rund acht Prozent des Tiroler Strombedarfs können damit abgedeckt werden. Die Wertschöpfung bleibt im Land und es ist ein Generationenprojekt."
Viel Lob gab es auch trotz der Mehrkosten für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Schweizer Partnern.
Tag der offenen Tür 2023
Eigentlich wäre ein großes Fest mit der Bevölkerung geplant gewesen. "In Zeiten der Energiekrise wollten wir kein großes Festzelt beheizen. Stattdessen wird es, für die Bevölkerung im nächsten Jahr rund um Pfingsten einen großen Tag der offenen Tür im gesamten Kraftwerk geben", informierte GKI-Geschäftsführer und TIWAG-Vorstandsdirektor Johann Herdina.
Grenzüberschreitendes Vorzeigeprojekt
Das zum Großteil unsichtbare, da hauptsächlich unterirdisch gebaute Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI) erstreckt sich vom Ortsteil Martina in der Schweizer Gemeinde Valsot über das Gebiet von sieben Gemeinden bis nach Prutz. Mit einer installierten Leistung von 89 Megawatt können jährlich rund 440 Gigawattstunden sauberer Strom aus erneuerbarer, heimischer Wasserkraft erzeugt werden.
Die Bauarbeiten an den einzelnen Abschnitten gestalteten sich in den vergangenen Jahren als aufwendig und herausfordernd. Dazu kam auch noch die Pandemie. Die meteorologischen wie geologischen Rahmenbedingungen an der Wehrbaustelle Ovella sorgten für Verzögerungen, die Beschaffenheit des Gesteins verlangsamte auch den Vortrieb des Triebwasserstollens durch die beiden Tunnelvortriebsmaschinen. Auch die Kosten stiegen von 460 auf 620 Millionen Euro.
"TIWAG und EKW haben dieses Großprojekt in vorbildlicher Zusammenarbeit realisiert und wir sind in jeder Hinsicht stolz auf die erfolgreiche Umsetzung. Trotz viel Kritik beim Baubeschluss im Jahr 2014 ist die Frage der Wirtschaftlichkeit beim jetzigen Strompreis obsolet." Erstmals kamen bei der Umsetzung des grenzüberschreitenden Großprojekts auch sogenannte "Allianzverträge" zur Anwendung. "Damit haben wir einen Meilenstein geschafft und sind ein Vorzeigeprojekt im deutschsprachigen Raum",
so GKI-Geschäftsführer Herdina.
Für seinen SchweizerGeschäftsführerkollegen Michael Roth ist auch die gewässerökologische Sanierung des Inns von der Staatsgrenze bis Prutz erwähnenswert:
"Wir machen ein ökologisches Projekt mit Stromproduktion. Dadurch kann der aus der Schweiz kommende Schwall und Sunk zur Gänze abgemildert werden. Die EKW haben dafür von der Schweiz eine großzügige Bundesförderung bekommen. Damit war es für uns auch einfacher, den Baubeschluss zu fassen."
So garantiert ein dynamisches Restwassermodell an der Wehranlage ein natürliches Abflussverhalten des Inn. Eine Fischwanderhilfe ermöglicht zudem die Durchgängigkeit der Anlage für Fische und andere Flusslebewesen.
Größtes Kraftwerk, das bis ins Jahr 2030 ans Netz geht
Das GKI ist aktuell eine der größten Wasserkraftwerksbaustellen im Alpenraum. Zwischen 2020 und 2030 wird es auch das größte neue Kraftwerk in Österreich sein, das ans Netz geht.
"Das gesamte ausbaufähige Windkraft-Potential in Tirol liegt bei jährlich 370 bis 380 Gigawattstunden. Wenn man alle Parkplätze mit Photovoltaik überdachen würde, käme man auf rund 400 Gigawattstunden. Im Vergleich dazu schafft allein das GKI jährlich 440 Gigawattstunden Strom aus erneuerbarer und heimischer Wasserkraft",
so GKI-Geschäftsführer Herdina zur Größenorientierung.
Umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen
Indes gehen die Bauarbeiten bei der Wehranlage in Ovella ins Finale. Das Dotierkraftwerk geht im Jänner in Betrieb.
Besonderer Fokus lag bei der gesamten Konzeption und Umsetzung auf einer naturnahen Gestaltung der Gesamtanlage. Generell wurden und werden alle durch die Bauarbeiten beanspruchten Flächen begrünt, bepflanzt oder aufgeforstet. Auf der ehemaligen Baustelleneinrichtungsfläche in Maria Stein wird noch bis 2023 ein weitläufiges Biotop mit neuen Lebensräumen für Fische und Kleintiere geschaffen. Die Umgebung wird zudem renaturiert, wodurch eine abwechslungsreiche Auenlandschaft entsteht.
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