Gymnasium Landeck: Empörung über "Palfrader-Brief"

Direktor Josef Röck (re.) und Elternvertreter Jakob Egg informierten unaufgeregt.
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  • <b>Direktor Josef Röck</b> (re.) und Elternvertreter Jakob Egg informierten unaufgeregt.
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LANDECK (otko). Das Thema Gesamtschule und eine mögliche Errichtung einer Modellregion im Schulbezirk Landeck sorgt seit Wochen für heftigen Widerstand am Landecker Gymnasium. Die Reformpläne werden rundum abgelehnt und in einer Onlineresolution wurden bereits mehr als 2.000 Unterstützungserklärungen gesammelt.
Für eine erneute Aufregung sorgte aber ein Brief von Landesrätin und Landesschulratspräsidentin Beate Palfrader, der mit 22. Februar datiert ist, und an die Eltern verteilt wurde. "Wenn Herr Dir. Röck die Frage stellt, 'warum Kinder mit unterschiedlichen Begabungen den gleichen Unterricht erhalten sollen', dann beweist er, dass er ganz offensichtlich nicht nur die aktuellen Forschungserkenntnisse nicht kennt bzw. nicht einmal die Entwicklungen in den Neuen Mittelschulen wahrgenommen hat, sondern auch dass er diese nicht wahrnehmen will", heißt es in dem Palfrader-Brief.
"Eine weitere unglaubliche Falschinformation stellt die Aussage dar, dass die Langform der AHS abgeschafft wird. Das zu erarbeitende Konzept (einer Gesamtschule; Anm. d. Redaktion) ist absolut nicht gegen jede wirtschaftliche bzw. pädagogische Vernunft, wie das Herr Dir. Röck und seine Mistreiter (sic!) gerne sehen möchten", heißt es weiter.

"Gesamtschul-Manifest"

„Wie blank müssen die Nerven von Beate Palfrader liegen, wenn sie sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als durch Zwang ein zweiseitiges Pamphlet an die Eltern des BRG/BORG Landeck verteilen zu lassen? Darin werden den Eltern völlig falsche Versprechungen gemacht. Die Unterrichtsministerin selbst hat vor wenigen Tagen bei ihrem Tirol-Besuch die Ankündigungen Palfraders eindrucksvoll demaskiert“, stellen Karl Digruber, Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft Tirol und Matthias Hofer, Vorsitzender der ÖPU Tirol, fest.
So erweise sich etwa Palfraders Märchen, dass in einer Gesamtschul-Modellregion sämtliche Schularten und Schwerpunkte bestehen bleiben, als blanker Unsinn. Digruber und Hofer weiter: „Wie die Landesschulrats-Präsidentin ihre Gesamtschul-Ziele umsetzen will, ist höchst bedenklich, autoritär und alles andere als demokratisch: So wurde der Direktor vom BRG/BORG Landeck gezwungen, jenes Palfrader-Papier an die SchülerInnen zu verteilen, in dem er selbst auf aggressive Weise desavouiert wird.“
Als weiteren Affront werten Digruber und Hofer, dass das "Gesamtschul-Manifest auch an den Pflichtschulen des Bezirks Landeck ausgeteilt wurde."

Dienstanweisung missachtet

Der Palfrader-Brief war natürlich auch vergangenen Donnerstag beim Elternabend am Gymnasium Landeck Thema. Über 200 TeilnehmerInnen waren gekommen und diskutierten teils emotional über die Gesamtschule und die Modellregion. Am Schluss gab Dir. Röck noch eine Stellungnahme zum Palfrader-Brief ab: "Am Montagfrüh traf an der Schule ein E-Mail ein, das den Administrator aufforderte, die Namen und Adressen von den Eltern der Unterstufenkinder an das Landesschulratsbüro weiterzuleiten. Nach Rücksprache mit den Elternvertretern haben wir dies aus datenschutzrechtlichen Gründen verweigert."
Am Nachmittag sei dann telefonisch urgiert worden. Schließlich sei am Abend das Schreiben von Palfrader per E-Mail eingetroffen, mit der Aufforderung es zur Elterninformation an die Schüler weiterzugeben. "Ich habe den Brief dann am Dienstag kopiert und kommentarlos weitergegeben, damit die Kinder nicht beeinflusst werden. Ich verwehre mich aber grundsätzlich gegen die massiven Angriffe gegen meine Person, den Schulgemeinschaftsausschuss und gegen das BRG/BORG Landeck", so Röck.
Zudem betonte der Gym-Direktor, dass der Elternabend bereits vor drei bis vier Wochen beschlossen worden sei. "Wir wollen die Eltern sensibilisieren und sachkundig machen", verweist Röck.

Angst wurde geschürt

LR Beate Palfrader sagte auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER, dass am Gymnasium Landeck seit Wochen ein Szenario des Schreckens und des Weltuntergangs verbreitet werde, falls eine Modellregion kommen sollte. "Man hat hier wahrlich Angst geschürt. Die Eltern wurden zudem total falsch informiert und instrumentalisiert. Auch wurde mir auf der Homepage des Gymnasiums auf eine unverschämte Art und Weise der Vorwurf gemacht, dass ich dem Bezirk eine begabungsfeindliche Gesamtschule aufzwingen würde und dass wir regieren wie in Polen. Solche Falschaussagen und Verunglimpfungen sind untragbar und es ist sehr zweifelhaft gegen seinen Dienstgeber so vorzugehen", ärgert sich Palfrader. In dem Brief an die Eltern, habe sie Punkt für Punkt diese Aussagen widerlegt. "Zum Elternabend nach Landeck wäre ich gerne gekommen, um sachlich und ehrlich zu informieren", meinte Palfrader. Leider sei sie nicht eingeladen worden.
"Wir wollen ein Konzept haben, von dem alle Kinder profitieren. Ich fordere daher die Rückkehr zur Sachlichkeit und zur Deeskalation auf," betont die Landesrätin. Derzeit werde aber erst ein Gesetzesentwurf für den Nationalrat gemacht und dieser müsse mit einer Zweidrittel-Mehrheit beschlossen werden. "Daher wissen wir weder die Form noch die Region einer solchen Gesamtschulregion", so Palfrader.

Direktor Josef Röck (re.) und Elternvertreter Jakob Egg informierten unaufgeregt.
Das Schreiben von Beate Palfrader sorgte für große Aufregung am Gymnasium.
LR Beate Plafrader richtet einen Appell zur Deeskalation nach Landeck. | Foto: Krabichler
Karl Digruber (li.) und Matthias Hofer kritisieren das "Gesmtschul-Manifest" von Palfrader.
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