KLAR!
Kampf den Neophyten - wenn fremde Pflanzen heimische verdrängen

Welche Pflanzenarten werden in Tirol als problematisch eingestuft? Diese Frage und viele andere wurden im Rahmen eines Vortrages genauer beleuchtet. | Foto: KLAR! Arlberg Stanzertal_Gasser
2Bilder
  • Welche Pflanzenarten werden in Tirol als problematisch eingestuft? Diese Frage und viele andere wurden im Rahmen eines Vortrages genauer beleuchtet.
  • Foto: KLAR! Arlberg Stanzertal_Gasser
  • hochgeladen von Elisabeth Mederle

Neophyten sind gebietsfremde, vom Menschen eingeschleppte Pflanzenarten, die sich unkontrolliert so stark ausbreiten, dass sie erhebliche ökologische und gesundheitliche Schäden (Allergien, Verbrennungen, Vergiftungen) verursachen. Auch große wirtschaftliche Schäden, etwa an Gebäuden und der Kulturlandschaft, werden durch Neophyten verursacht. In Tirol stehen rund 1.800 heimischen Pflanzenarten etwa 600 dokumentierte Neophyten gegenüber.

ARLBERG/STANZERTAL. Die KLAR! Arlberg Stanzertal nimmt sich im Rahmen der Klimaanpassung auch dieser Thematik an und lud als ersten Schritt Mitarbeiter:innen der Gemeinden und des Tourismusverbandes zu einer praxisnahen Schulung ein. Der Pettneuer Bürgermeister Patrik Wolf sowie weitere 16 Außendienstmitarbeiter der Region zeigten großes Interesse am Vortrag von Konrad Pagitz, Neophytenbeauftragter des Landes Tirol.
Konrad Pagitz beim Lokalaugenschein:

„Das Stanzertal hat in Sachen Neophyten noch eine bessere Ausgangssituation. Wir befinden uns hier noch am Anfang der Invasion. Die Bekämpfung ist umso effektiver und kostengünstiger, je früher hier mit Managementmaßnahmen begonnen wird“.

Welche Pflanzenarten werden in Tirol als problematisch eingestuft?

Beifußblättriges Traubenkraut, auch Ragweed oder Ambrosia genannt, verursacht starke allergische Reaktionen der Atemwege. Das Südafrikanische Greiskraut ist vor allem für Vergiftungserscheinungen bei Weidetieren und Bienen verantwortlich. Es ist derzeit der sich am schnellsten ausbreitende Neophyt in Mitteleuropa. Das Drüsige Springkraut ist inzwischen an Gewässern und Waldschlägen weit verbreitet und verstärkt die Erosionsgefahr für den Boden. Ein sich stark ausbreitender und problematischer Neophyt ist der Staudenknöterich. Er verdrängt heimische Arten, ist für große Schäden an Straßen, Mauern und Gebäuden verantwortlich und ist in der Bekämpfung mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Auf der Schwarzen Liste stehen auch der Götterbaum, die Robinie und der Riesenbärenklau.

Pflanzen- “Aliens“ im eigenen Garten?

Die Kanadische Goldrute und Riesen-Goldrute sind mittlerweile relativ landschaftsbestimmend und verdrängen einheimische Arten stark. Diese invasive Art ist übrigens auch in Privatgärten häufig anzutreffen. Gleiches gilt für den Gemeinen Sommerflieder, der wegen seines irreführenden Zweitnamens „Schmetterlingsstrauch“ immer noch häufig gekauft wird. Tatsächlich spielt der Sommerflieder als Futterpflanze für die Raupen keine nennenswerte Rolle und verdrängt sogar noch andere Pflanzen, die für seltene Arten wichtig wären. Hier gibt es bessere heimische Pflanzenalternativen.

„Regionalität sollte nicht nur beim Einkauf von Lebensmitteln, sondern auch bei der Gestaltung des Gartens eine Selbstverständlichkeit sein. Da es bei Neophyten jedoch noch Informationsbedarf gibt, werden wir uns hier in der KLAR! Region Arlberg Stanzertal dem Thema verstärkt widmen",

meint die KLAR!-Managerin Michaela Gasser-Mark.

Die KLAR! Arlberg Stanzertal nimmt sich im Rahmen der Klimaanpassung auch dieser Thematik an und lud als ersten Schritt Mitarbeiter:innen der Gemeinden und des Tourismusverbandes zu einer praxisnahen Schulung ein. | Foto: KLAR! Arlberg Stanzertal_Gasser
  • Die KLAR! Arlberg Stanzertal nimmt sich im Rahmen der Klimaanpassung auch dieser Thematik an und lud als ersten Schritt Mitarbeiter:innen der Gemeinden und des Tourismusverbandes zu einer praxisnahen Schulung ein.
  • Foto: KLAR! Arlberg Stanzertal_Gasser
  • hochgeladen von Elisabeth Mederle

Doch nicht nur der Einsatz der Gemeindebediensteten und Außendienstmitarbeiter ist notwendig, um die bereits entdeckten Neophyten im Stanzertal zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang ist auch die Bevölkerung aufgerufen, sich zu beteiligen. Dabei ist auf die je nach Art unterschiedliche Art der Bekämpfung (Abschneiden, Mähen, Ausgraben, Ringeln, etc.) und die damit verbundene Entsorgung zu achten. Nähere Informationen sind der Broschüre zur Neophytenstrategie des Landes Tirol zu entnehmen.
Bürgermeister Patrik Wolf sieht großen Handlungsbedarf bei der Bekämpfung der Neophyten:

„Noch können wir die drohende Invasion dieser Neophyten in den Griff bekommen. Wenn wir nicht handeln, dann werden die wirtschaftlichen, ökologischen und auch die gesundheitlichen Folgen deutlich zu spüren sein. Ich freue mich über das große Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hoffe auf eine rege Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger“.

Die KLAR! Arlberg Stanzertal

Der Tourismusverband St. Anton am Arlberg und die vier Gemeinden Strengen, Flirsch, Pettneu und St. Anton am Arlberg sind seit 2021 KLAR! Region Arlberg Stanzertal. Seit Oktober 2022 kümmert sich die KLAR Managerin Michaela Gasser-Mark um die Umsetzung der konzipierten Maßnahmen. So fanden unter anderem bereits Klimastammtische, Schulungen für Außendienstmitarbeiter, Almbetreiber, Bauern und Wanderguides, sowie eine Baumsetzaktion der der Volksschule St. Anton statt. Besonderes Augenmerk wird heuer noch auf den Start der beiden Renaturierungsprojekte Egger Weiher und Weiher Hirschenbad gesetzt. Auf Grund der naturschutzrechtlichen Vorgaben können hier die Maßnahmen Mitte Oktober beginnen. Auch eine eigene KLAR! Broschüre mit Beschreibung aller KLAR!-Maßnahmen wurde gedruckt und an alle Haushalte des Stanzertals gesendet. Derzeit werden Themenwege zum Klimawandel, Klimahecken gesetzt, ein klimafitter Spielplatz projektiert sowie verstärkt mit der Landwirtschaftskammer zum Thema klimafitte Alm und mit dem Forst zum Thema klimafitter Wald zusammen gearbeitet. Auch ein Bienenhaus mit dementsprechendem Themenweg über Wildbienen wird zusammen mit dem Imkerverein umgesetzt werden.
Da vor allem der letzte Sommer klar die Auswirkungen des Klimawandels in all seinen Facetten gezeigt hat, darf auch ein Naturgefahrencheck in Flirsch nicht fehlen. Der Region Arlberg Stanzertal mit seinen Gemeinden ist es wichtig, die Risiken und Chancen des Klimawandels zu erkennen und dementsprechende Maßnahmen zu setzen. Mit 2024 wird sich die Region für die Verlängerungsphase als Klimawandelanpassungsregion beim Klima- und Energiefonds bewerben.

Das könnte dich auch noch interessieren:

Großer Weideerfolg auf der Alpe Stalanz erzielt
Kaunertal setzt Maßnahmen erfolgreich um
Das Naturparkhaus Kaunergrat wird stark erweitert

Mehr News aus dem Bezirk Landeck: Nachrichten Bezirk Landeck

Welche Pflanzenarten werden in Tirol als problematisch eingestuft? Diese Frage und viele andere wurden im Rahmen eines Vortrages genauer beleuchtet. | Foto: KLAR! Arlberg Stanzertal_Gasser
Die KLAR! Arlberg Stanzertal nimmt sich im Rahmen der Klimaanpassung auch dieser Thematik an und lud als ersten Schritt Mitarbeiter:innen der Gemeinden und des Tourismusverbandes zu einer praxisnahen Schulung ein. | Foto: KLAR! Arlberg Stanzertal_Gasser
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.