Bedarf nimmt zu
KH Zams: Psychiatrie schließt Versorgungslücke

Zwei Jahre Psychiatrie Zams: Elisabeth Hasenauer, Ewald Wöll und Bernhard Guggenbichler (h.v.l.) sowie Claudia Siegele, Martin Kurz und Manuela Pfeifer (sitzend v.l.). | Foto: Othmar Kolp
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  • Zwei Jahre Psychiatrie Zams: Elisabeth Hasenauer, Ewald Wöll und Bernhard Guggenbichler (h.v.l.) sowie Claudia Siegele, Martin Kurz und Manuela Pfeifer (sitzend v.l.).
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ZAMS (otko). In der psychiatrischen Ambulanz wurden 2018 1.121 Patienten behandelt. In der Tagesklinik wurden knapp 230 Betroffene betreut. Ende 2020 wird Psychiatriestation eröffnet.

Zwei Jahre Psychiatrie Zams

Mit dem Ausbau der psychiatrischen Versorgungsstruktur im Krankenhaus St. Vinzenz Zams startete vor zwei Jahren eines der größten medizinischen Infrastrukturprojekte im Tiroler Oberland. Mit einem Team von zehn MitarbeiterInnen wurde die psychiatrische Ambulanz samt Konsiliardienst, unter der Leitung von Primar Martin Kurz, vor zwei Jahren im Hauptgebäude des KH Zams aufgenommen. Wenige Woche später folgte der Bezug der neuen Räumlichkeiten im Haus 5 und die Eröffnung des Tagesklinik.


Große Nachfrage in der Region

Im Rahmen eines Pressegesprächs wurde vergangenen Mittwoch Bilanz gezogen. "Wir haben eine riesige Versorgungslücke geschlossen, was auch die große Inanspruchnahme zeigt", betonte KH-Geschäftsführer Bernhard Guggenbichler. Zufrieden mit der Entwicklung zeigt sich auch der ärztliche Direktor Primar Ewald Wöll: "Die Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Bereich und dem LKH Hall funktioniert sehr gut. Nun stehen wir vor der Impelmentierung des stationären Bereichs. Die große Nachfrage in der Region zeigt, dass es eine Erfolgsgeschichte ist." Im Rahmen des Ausbaus des psychiatrischen Versorgungsangebots ist unter anderem geplant, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen, um künftig selbst Fachkräfte auszubilden.

Multiprofesionelles Behandlungskonzept

Im Jahr 2018 verzeichnete die psychiatrische Ambulanz insgesamt 1.121 PatientInnen und mehr als 3.600 BesucherInnen. In der Tagesklinik wurden knapp 230 Betroffene betreut. Die behandelten PsychiatriepatientInnen in Zams  sind zwischen 14 und über 80 Jahren alt, das Durchschnittsalter liegt bei 44 Jahren. "Befürchtungen, dass die Oberländer PatientInnen Berührungsängste mit mit der Psychiatrie hätten, haben sich nicht bewahrheitet", bilanziert der ärztliche Leiter Primar Martin Kurz. Affektive Störungen wie Depressionen sowie Belastungs- und Angsterkrankungen zählen dabei zu den häufigsten Diagnosen. Auch das Thema Sucht, insbesondere die Alkoholproblematik, ist ein großes Thema. "Auch viele unter 18-Jährige kommen zu uns, die verschiedene Formen von Gewalt oder Vernachlässigung erlebt haben", erläutert Primar Kurz.
Die PatientInnen kommen dabei überwiegend aus eigenem Antrieb und eigener Motivation. "Im Oberland ist es zudem selbstverständlich, dass die Familienangehörigen mitkommen. Im Gegensatz zur Stadt gibt es hier keine Vereinsamung und die Leute sind es gewohnt selbst Eigenverantwortung zu übernehmen. Wir agieren hier in der Rolle als Begleiter, Unterstützer und Impulsgeber", so Kurz. In der Psychiatrie in Zams wird ein multiprofessionelles Behandlungskonzept mit einem Team aus ÄrztInnen, Pflegepersonal, TherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und EX-In-GenesungsbegleiterInnen, die selber Betroffen waren, angeboten.

Kinder und Jugend im Fokus

Seit Anfang des Jahres gibt es ein spezielles Angebot für Kinder und Jugendliche. Zweimal wöchentlich findet dort eine Sprechstunde mit der Kinder- und Jugendpsychologin Elisabeth Hasenauer statt. "Der immense Bedarf ist uns ins Auge gestochen und wir setzen hier Maßnahmen zur Prävention und Früherkennung. Noch gibt es aber viele Barrieren und Scham", so Hasenauer. Das Angebot richtet sich speziell an junge PatientInnen und mögliche Belastungen, unter denen sie durch Krankheit ihrer Eltern leiden.

Vollstationäre Behandlung ab 2020

Für einen stationären Aufenthalt werden die PatientInnen bislang an das LKH Hall überwiesen. "Die neue Psychiatrie-Station mit 24 Betten, sechs davon in einem geschlossenen Bereich, im Haus 3 geht Ende 2020 in Betrieb. Dadurch bieten wir künftig eine wohnortnahe medizinische Versorgung an", blickt GF Guggenbichler in die Zukunft. "Extrem perosonalintensiv" werde aber der 24-Stunden-Betrieb sein. Dafür seien sechs Fachärzte und 18 Pflegemitarbeiterinnen nötig. Derzeit besteht das Psychiatrie-Team aus 20 Köpfen, wovon drei Fachärzte sind. "Wir sind ständig dabei das Team weiter zu entwickeln. Bis Inbetriebnahme der neuen Station brauchen wir noch MitarbeiterInnen mit unterschiedlichen Qualifikationen", weiß Primar Kurz.

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