UNESCO
Scheibenschlagen im Talkessel zum Weltkulturerbe erhoben

Dia Scheiba, dia Scheiba ... Das traditionelle Scheibenschlagen wurde in das immaterielle Kulturerbe UNESCO aufgenommen. Die Freude war groß. | Foto: Elisabeth Neuner
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  • Dia Scheiba, dia Scheiba ... Das traditionelle Scheibenschlagen wurde in das immaterielle Kulturerbe UNESCO aufgenommen. Die Freude war groß.
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Traditionen in Österreich - 13 an der Zahl - wurden vergangenen Freitag (12. Mai) in das immaterielle Weltkulturerbe aufgenommen. Die Urkundenverleihung wurde im Stadtsaal Landeck veranstaltet. Darunter durften sich die Scheibenschläger des Talkessels besonders freuen. Sie nahmen sozusagen ihre Urkunde zu Hause entgegen.

LANDECK. Zu den Zielen des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes (2003) zählt u.a. die Bestandsaufnahme sowie die Sichtbarmachung des immateriellen Kulturerbes der jeweiligen Staaten durch nationale Verzeichnisse. Das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich, mit dessen Erstellung die ÖUK betraut ist, sammelt und dokumentiert diese vielfältigen Praktiken seit der Ratifizierung des völkerrechtlichen Vertrags im Jahr 2009. Ob Tanz, Theater, Musik, Bräuche, Feste, Naturwissen oder Handwerkstechniken – alle Formen des immateriellen Kulturerbes sind immer von menschlichem Wissen und Können sowie einer Vielfalt von Fertigkeiten getragen.

Kultur muss gepflegt werden

Landeshauptmann Anton Mattle übernahm die offizielle Verleihung zusammen mit Bürgermeister Herbert Mayer und Generalsekretär Martin Fritz.
LH Mattle meinte:

"Das Wahren der Tradition und des Brauchtums ist besonders wichtig. Ich durfte selbst schon einmal eine Urkunde entgegennehmen und freue mich über die zahlreichen Traditionen, die gepflegt und weiter über Generationen gegeben werden."

Auch Bürgermeister Herbert Mayer schloss sich den Worten Mattels an und hob hervor, welch würdiger Rahmen der Landecker Stadtsaal sein würde:

"Wir freuen uns, alle hier aus ganz Österreich in Landeck zu begrüßen. Besonders freuen wir uns aber, dass unser traditionelles Scheibenschlagen im Bezirk in das Verzeichnis aufgenommen wurde."

Auch Generalsekretär Martin Fritz richtete ein paar Worte an das Publikum und verlieh zusammen mit Mattle und Mayer die Urkunden.

Patscher Schellenschlagerinnen (Tirol)

Der Faschingsbrauch der Patscher Schellenschlagerinnen findet jährlich am Unsinnigen Donnerstag statt. Dabei „läuten“ die nach Größe in Zweierreihe aufgestellten und maskierten Schellenschlagerinnen die Glocken bzw. Schellen im vorgegebenen Rhythmus der Hexe, die den Zug begleitet. Zwar ist das Schellenschlagen auch in anderen Orten zu beobachten, doch im Gegensatz zu vielen anderen Fastnachtsumzügen in Tirol sind die Ausübenden ausschließlich Frauen.
Die Damen glänzten mit einer Showeinlage am Nachmittag der Verleihung.

Die schellenschlagenden Damen aus Patsch nahmen ihre Urkunde freudestrahlend entgegen. | Foto: Elisabeth Neuner
  • Die schellenschlagenden Damen aus Patsch nahmen ihre Urkunde freudestrahlend entgegen.
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Das Scheibenschlagen

Erstmals kam es zu einer Erweiterung eines bestehenden Elementes auf dem nationalen Verzeichnis. Das Element Scheibenschlagen, seit 2015 für das Bundesland Vorarlberg eingetragen, wurde durch Ansuchen der Tiroler Ausübenden auf das Bundesland Tirol erweitert. In Tirol sind Entstehung, Zweck, Austragen und die benötigten Handwerkzeuge ähnlich jenen im Vorarlberg. Beispielsweise wird ebenso der 1. Fastensonntag, manchmal „Kassunnti“ genannt, meist als Zeitpunkt gewählt, an dem die Scheiben geschlagen werden. In elf Gemeinden wird es dort ausgeübt.

"Dia Scheiba, dia Scheiba, die will i iatz treiba! Schmolz in d´r Pfonna, Kiachla in d´r Wonna, Pfluag in d´r Erd, dass dia Scheiba weit außi geaht!"

Diesen Spruch hört man normalerweise nur am Kassunti (am ersten Fastensonntag) im Talkessel von Landeck. Doch durch das Engagement der Scheibenschläger erklangen die Worte laut und brannten sich in das Verzeichnis des Weltkulturerbes ein.
Der Feuerbrauch wird auch weiterhin gepflegt werden. Besonders im Tiroler Oberland ist dieser Brauch weit verbreitet. Mehr als 4.500 Scheiben werden im Jahr von den Feuerwehren im Bezirk Landeck glühend in die Nacht getrieben.

Dia Scheiba, dia Scheiba ... Das traditionelle Scheibenschlagen wurde in das immaterielle Kulturerbe UNESCO aufgenommen. Die Freude war groß. | Foto: Elisabeth Neuner
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Der Nachmittag und frühe Abend wurde während der Verleihung von der "Obergrichtler Tanzlmusi" umrahnmt. Die Musizierenden wussten immer, welches Stück als Einleitung für die nächtste zu ehrende Gruppe angebracht wurde.

Traditionen, die in das Verzeichnis aufgenommen wurden

  • Patscher Schellenschlagerinnen (Tirol)
  • Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels (Niederösterreich)
  • Weinviertler Kellerkultur (Niederösterreich)
  • Zunfttag der Fleischhauer*innen und Liebfrauenbruderschaft in Gars am Kamp (Niederösterreich)
  • Wenner Krippentradition (Tirol)
  • Naufahrt und Schiffsgegentrieb mittels Pferdezug auf der Traun (Oberösterreich)
  • Traditionelle Bewässerung in der Steinfeldgemeinde Theresienfeld (Niederösterreich)
  • Wissen und Praxis der Bestatter*innen
  • Das Freihandschmieden (österreichweit)
  • Das Handwerk der österreichischen Zuckerbäckerei (österreichweit)
  • Erweiterung Scheibenschlagen
  • Wissen um die Lipizzanerzucht (internationales Verzeichnis)
  • Flößerei (internationales Verzeichnis)

Weitere Infos:
 www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe
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