Leserbrief
"Sich neu erfinden..." – Konzepte und Strategien nach der Corona-Krise

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BEZIRK LANDECK. Leserbrief von Bernhard Pircher aus See zum Thema "Sich neu erfinden...".

Aktuelle Situation wirft in viele Fragen auf

Was ist richtig und was ist falsch? Was ist erlaubt und was ist nicht erlaubt?
Sollen wir nun oder sollen wir nicht? Ist es ein Rat, eine Anordnung oder nur eine Empfehlung? Was können, wollen, sollen, dürfen, müssen wir uns leisten? Die aktuelle Situation wirft in vielen Bereichen des Lebens Fragen auf.
Neben der Schwierigkeit des Covid 19, deren Eindämmung und künftigen Herausforderungen, werden derzeit auch sonst viele Themen miteinander vermischt. Bestellt wird ein Salat und keiner gibt eine Vorgabe zur Verwendung von Zutaten, Regeln des Anrichtens, geschweige zur Variation eines Dressings. Die Wunschliste ist lang und wir haben auch noch nicht definiert ob wir den Salat als Vor- oder Hauptspeise oder als Beilage genießen möchten.
Scheinbar bietet dieses Virus die Chance, Meinungen bzw. mögliche Fehlverhalten, Positionen oder Stellungnahmen in vielen Bereichen des Lebens zu verstärken oder zu hinterfragen.
Verschiedene Lobbys fahren ihre Geschütze hoch und Oppositionsexperten bringen sich erneut in Stellung.

Neue Konzepte und Strategien

In vielen Bereichen sollen wir uns "neu erfinden", neue Konzepte und Strategien sind gefordert.
Wir brauchen eine ausgeglichene Balance zwischen unternehmerischer Freiheit, Ökologie und sozialer Verantwortung.
Ohne Zweifel sind dies wichtige Forderungen von Interessensvertretungen, aber eigentlich nicht erst seit sechs Wochen.
Forderungen mit Nachdruck werden aber jetzt aktiv und gezielt wie Pfeile auf die Zielscheibe geschossen. Das „Bull“s Eye“ ist hier dabei im Moment der Tourismus in unserem Land.
Benötigt es hier um mögliche vergangene Fehler aufzuarbeiten wirklich den Aufhänger Covid 19 dazu?
Sind und waren wir nicht ständig bereits aus der Verantwortung und des täglichen Lebens heraus gefordert um Laufend über Strategien nachzudenken und Anpassungen vorzunehmen?
Empfiehlt es sich nicht immer eine ursprüngliche Konzeption nochmals zu hinterfragen, zu prüfen, anzupassen, zu diskutieren und zu klären?
Wurden in diesen Bereichen nicht aufgrund vergangener politischer und behördlicher Evaluierungen immer wieder Anpassungen und Optimierungen vorgenommen?
Waren und sind Unternehmer in unserem Land nicht jetzt bereits zum Teil überfordert, mit immer neuen Maßregelungen, Gesetzgebungen und bürokratischer Anforderungen ?
Unter welchem Weitblick „des neu erfinden“ wurden denn bis dato in der Vergangenheit die politischen Rahmenbedingungen gesetzt?
War und ist es nicht so, dass sich gerade viele Kleinunternehmer in unserem Land immer nach vorgegebenen Strukturen, Vorgaben und Kontrollen auf allen Ebenen richten mussten und anhand dieser nach Konzepten und Möglichkeiten in ihrem Betrieb und der Region suchten um sich nach der Decke zu strecken?

"Regionalität ist nicht nur ein Wort"

Tourismus als Prellbock

Jetzt einen Prellbock und hier im speziellen die Wirte von Apres Ski Lokalen als Sündenbock zu suchen ist ein leichtes Spiel und es macht für mich eher den Anschein ideenlos zu sein und Schüsse aus der Hüfte zu absolvieren.
Ebenso könnte man hier sämtliche Clubs, Großveranstaltungen, Events, Messen, Kinos, Flughäfen, Bahnhöfe oder was auch immer zur Verantwortung ziehen. Mir ist auch kein Fall bekannt, wo Gäste genötigt wurden in einem Lokal Party zu machen.
Jeder Konsument entscheidet mit dem Griff ins Regal was er möchte und der Urlaubsgast ist als Kunde auch König und entscheidet ebenso was er will und für welche Leistung er sein Geld auszugeben bereit ist.
Die Tourismusbranche war in der Vergangenheit schon sehr kundenorientiert und wird sich auch künftig flexibel danach richten um Ansprüchen gerecht zu werden. Hier braucht es keine politischen Stammtisch Ratschläge, sondern lediglich vernünftige, wirtschaftliche Rahmenbedingungen, für welche die Politik zu sorgen hat.

Weltweite Pandemie

Verfolgt man diese Woche aber Wortmeldungen von Politiker/innen bei Pressekonferenzen und Stellungnahmen im Parlament, so scheint vielen auch nach Wochen noch nicht einmal bewusst zu sein, dass es sich beim Covid 19 um eine weltweite Pandemie handelt und diese nicht bewusst von China nach Italien und Südtirol nach Tirol transportiert wurde.
Ebenso wenig wurde der Virus vorsätzlich und bewusst von Verantwortungsträgern in unserem Land mit einem flotten Trinkspruch über die Grenzen hinaus verteilt und verabschiedet.
Zweifelsohne bietet die aktuelle Situation die Chance alles zu hinterfragen und wie überall endlich Schuldige zu suchen bzw. zu finden.
Schmälern wir jetzt aber nicht die Leistungen vergangener Jahre und Jahrzehnte, welche uns zweifelsohne Wohlstand, Infrastrukturen, Leben-Wohn- und Arbeitsräume bis in entlegenste Gebiete unseres Landes brachte und das Leben in unserem Land, wie wir es erleben und schätzen dürfen, ermöglicht. Es war vielleicht viele Entwicklungen nicht richtig, es war aber auch nicht alles falsch.
Ich hoffe nicht, dass jetzt auf Kosten vieler Unternehmer/innen jetzt wieder eine typische nicht warm, nicht kalt, vielleicht lauwarm Variante vorgestellt wird.
Ich wünsche mir für die Unternehmer/innen im Vorfeld definierte Rahmenbedingungen, wo sich im Anschluss der Prozess des „neu erfinden“ für unsere Touristikexperten und Branchenkenner richtig entfalten kann.
Jetzt wäre es fatal wieder nur halbe Lösungen und Vorgaben zu präsentieren um an unserem neuen „Tourismus Wunschbaby“ zu basteln.
Und ebenso wie bei einem Wunschbaby gibt es auch hier keine halben Sachen. Es gibt kein bisschen- oder halbschwanger, sondern nur schwanger oder nicht schwanger!
Ich denke aber, dass alle Entscheidungsträger inkl. Tourismuskritiker in unserem Land bereits an Rahmenbedingungen für die Zukunft basteln und hier auch die Umsetzbarkeit Kostenrahmen und internationalen Focus für unsere künftigen Zielmärkte und unsere Unternehmer/innen im Blickfeld haben.
Und ich glaube bereits der letzte Satz macht deutlich, welche umfassenden Herausforderung ein sich „neu erfinden“ auf allen Ebenen mit sich bringen würde.

Mit freundlichen Grüßen
Pircher Bernhard, See

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