Südtiroler Siedlung
Zammer Anrainer-Initiative fordert Verzicht auf 4. Stock

Fordern Verzicht auf den 4. Stock: Florian Lechleitner (li.), Sprecher der Interessengemeinschaft, mit Bürgermeisterkandidat LA Benedikt Lentsch (SPÖ).  | Foto: Othmar Kolp
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ZAMS (otko). Eine in Bau befindliche Wohnanlage mit 40 Einheiten sorgt derzeit für Wirbel in Zams. LA Lentsch fordert eine Weisung an den Bauträger. LR Mattle und Bgm. Traxl verweisen auf rechtsgültigen Baubescheid.

Lebensqualität der Anrainer erhalten

Seit mehreren Jahren wird die "Südtiroler Siedlung" in der Zammer Innstraße erneuert.  Derzeit wird die letzte Wohnanlage der Neuen Heimat Tirol (NHT) gebaut – die BEZIRKSBLÄTTER berichteten. Das erste und teilweise schon das zweite Obergeschoss befinden sich im Rohbau. In dem vierstöckigen Bau (E+3) samt Tiefgarage sollen künftig 40 Wohneinheiten Platz finden. Die umliegenden Häuser, auch die bereits erneuerten NHT-Baukörper, sind maximal E+2, also dreistöckig.

In der Südtiroler Siedlung in Zams wird eine neue Wohnanlage mit 40 Einheiten errichtet. | Foto: Othmar Kolp
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Mittlerweile haben sich die Anrainer zu einer Interessengemeinschaft formiert und Unterschriften für den Verzicht auf den 4. Stock gesammelt. "Wir haben ein Interesse daran, dass die Lebensqualität der Anrainer und der Bürger von Zams erhalten bleibt. Wir haben nichts gegen den sozialen Wohnbau und wir begrüßen es sogar, dass der Schandfleck und Altbestand korrigiert wird. Uns geht es primär um die 4. Stock, auf den die Neue Heimat verzichten soll. Diese Dimension des Gebäudes ist für uns nicht nachvollziehbar und passt hier einfach nicht her", betont Anrainer und Sprecher Florian Lechleitner. Zudem befürchten diese eine "drastische Wertminderung der benachbarten Häuser und Immobilien. Auch wird es in der neuen Wohnanlage, wo statt bisher 18 künftig 40 Einheiten sind, soziale Spannungen geben". Inzwischen hat die Interessengemeinschaft Unterschriften gesammelt: "In kürzester Zeit haben 200 Leute aus ganz Zams unterschrieben, die mit dieser Wohnbaupolitik nicht einverstanden sind. Es ist fünf vor zwölf  und wir wollen noch retten, was zu retten ist", so Lechleitner.

Fordern Verzicht auf den 4. Stock: Florian Lechleitner (li.), Sprecher der Interessengemeinschaft, mit Bürgermeisterkandidat LA Benedikt Lentsch (SPÖ).  | Foto: Othmar Kolp
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Kritik an bisheriger Wohnbaupolitik

Unterstützung bekommen die Anrainer nun von Bürgermeisterkandidat und SPÖ-Landtagsabgeordneten Benedikt Lentsch. Im Rahmen einer Pressekonferenz samt Lokalaugenschein kritisierte er die bisherige Wohnbaupolitik: "Den Lebensraum lebenswert zu gestalten ist in Zams leider verabsäumt worden. Immer noch mehr, immer noch dichter und – wie wir am Beispiel Südtiroler Siedlung erneut sehen – immer noch höher war die Devise. Das war und ist nicht gut für unser Dorf." Dieser Entwicklung müsse man einen Riegel vorschieben, um den „dörflichen Charakter und die dörflichen Strukturen zu erhalten.“ In diesem Zusammenhang fordert er auch einen klaren Richtungswechsel beim Wohnbau und eine generelle Obergrenze von E+2 für alle Neubauprojekte.
Mitstreiter Simon Zangerl (Unser Zams) sieht durch den "neuen Wohnblock" auch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in der unteren Bachgasse: "Der Radweg führt hier durch und auch die Schulkinder aus der Rease und der Lötz gehen hier durch. Hier fehlt ein nachhaltiges Verkehrskonzept."

Lokalaugenschein bei der Baustelle in der Innstraße: Sprecher Florian Lechleitner, Simon Zangerl (Unser Zams) und Bürgermeisterkandidat LA Benedikt Lentsch (v.l.). | Foto: Othmar Kolp
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"E+3 Wahnsinn noch aufzuhalten"

In einem Schreiben an den zuständigen Landesrat Anton Mattle (ÖVP) fordert Lentsch ihn dazu auf, eine Weisung an die NHT zu stellen, um den "E+3 Wahnsinn noch aufzuhalten". Der gemeinnützige Wohnbauträger gehört zur Hälfte dem Land Tirol und der Stadt Innsbruck. "In diesem Sinne appelliere ich an dich als Eigentümervertreter der Neuen Heimat Tirol, den Bau des Projekts 'Südtiroler Siedlung' in Zams mit sofortiger Wirkung zu stoppen und eine Neukonzeption des Projekts im Sinne der baulichen und strukturellen Verträglichkeit durchzuführen", so Lentsch an Mattle.

Landesrat Anton Mattle: "Die Erteilung einer solchen Weisung ist rechtlich nicht möglich."
  • Landesrat Anton Mattle: "Die Erteilung einer solchen Weisung ist rechtlich nicht möglich."
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Rechtsgültiger Baubescheid

Dieser winkt auf Nachfrage der BEZIRKSBLÄTTER ab. "Es geht hier um ein Aushebelung des Rechtssystems. Die Neue Heimat gehört nur zu 50 Prozent dem Land und deshalb ist eine solche Weisung rechtlich gar nicht möglich. Zudem wurde der Bebauungsplan in der Gemeinde ordentlich aufgelegt und im Gemeinderat einstimmig beschlossen", betont LR Mattle. Natürlich müsse man die Bedenken der Anrainer ernst nehmen. "Der Bauwerber hat aber einen rechtsgültigen Bescheid und in einem normalen Bauverfahren den Anspruch darauf das Projekt fertigzustellen."

Bgm. Dominik Traxl: "Der Bebauungsplan wurde im Gemeinderat einstimmig von allen Fraktionen, auch mit den Stimmen der SPÖ, beschlossen." | Foto: Othmar Kolp
  • Bgm. Dominik Traxl: "Der Bebauungsplan wurde im Gemeinderat einstimmig von allen Fraktionen, auch mit den Stimmen der SPÖ, beschlossen."
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Wunsch auf Reduzierung abgelehnt

Trotzdem hat sich Traxl die Bedenken der Anrainer bei einer Baustellenbesichtigung angehört und umgehend in dieser Sache nochmals Kontakt mit NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner aufgenommen. "Sämtliche Bauleistungen sind inzwischen vergeben. Die Reduktion um ein Geschoss wurde die Bruttowohnfläche um rund 700 Quadratmeter verringern, was eine Kostenersparnis von 700.000 Euro bringen würde. Allerdings sind auf der anderen Seite Mehrkosten von bis zu einer Million Euro zu erwarten", zitiert Traxl aus dem Antwortschreiben. Zudem würden dann gleichzeitig die angemessenen Gesamtbaukosten laut Vergabe der Tiroler Wohnbauförderung um rund 457.000 Euro überschritten. Somit wäre das ganze Bauvorhaben nicht mehr wohnbauförderungsfähig und die Bruttomiete pro Quadratmeter würde sich dann auf 17 Euro erhöhen. Solche Mietpreise seien aus Sicht der NHT am Zammer Wohnungsmarkt nicht finanzierbar. "Das ist dann alles andere als leistbares Wohnen, was die SPÖ sonst immer fordert", zeigt sich Traxl mehr als verwundert.
"Ich habe den Wunsch der Anrainer deponiert, wobei vonseiten der NHT aber eine Reduzierung der Bauausführung abgelehnt wurde. Recht ist Recht und wir leben nun mal in einem Rechtsstaat, wo gewissen Regeln gelten."

Finale bei Zammer Südtiroler Siedlung


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