Kritische Fragen
Zammer Gemeinderat diskutierte Schlachthof-Beteiligung

Bgm. Siegmund Geiger (Mi.) erläutere dem Zammer Gemeinderat bei seiner Sitzung am 23. November das Projekt Schlachthof in Fließ. | Foto: Othmar Kolp
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ZAMS, FLIEß (otko). Die Modellregion Landeck hat ein Projekt für eine gemeinsame Schlachtstätte in Fließ vorgelegt. Rund 2,3 Millionen Euro müssten investiert werden. Der Zammer Gemeinderat diskutierte eine Beteiligung am Gemeindeverband. Kritik gab es am prognostizierten Abgang.

Regionalität weiter stärken

Die regionale Schlachtstätte in Fließ soll modernisiert und ausgebaut werden. Die Modellregion Landeck, eine Plattform zur Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte, hat dazu ein Projekt ausgearbeitet. Das Konzept sieht vor, dass der Schlachthof in Fließ als zentrale Schlachtmöglichkeit für den größten Teil des Bezirkes Landeck ausgebaut wird. Für den Betrieb soll ein Gemeindeverband gegründet werden. Für die Umsetzung wird derzeit mit einem Investitionsvolumen von 2,3 Millionen Euro (netto) gerechnet. 900.000 Euro müssten die Gemeinden nach einem Verteilungsschlüssel aufbringen. Weitere 900.000 Euro sollen mittels eines Darlehens auf zehn Jahre aufgenommen werden. Das Land Tirol steuert eine Förderung von 600.000 Euro bei – die BEZIRKSBLÄTTER berichteten.

Im Schlachthaus in Fließ wurden die Pläne diskutiert. Auch die Bürgermeister wurden mittels Videokonferenz über das Projekt informiert. | Foto: Bernhard Pircher
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Grundsatzbeschluss für Beteiligung

Bei der Gemeinderatssitzung in Zams am 23. November wurde das Projekt Schlachthof Fließ durchaus kontroversiell diskutiert und kritische Fragen gestellt. "Es geht heute um einen Grundsatzbeschluss, ob Zams dabei ist. Wir haben in der Gemeinde noch relativ viel Landwirtschaft und Großvieheinheiten. Schon jetzt fahren viele Bauern zum Schlachten nach Fließ. Bei einem Verteilungsschlüssel auf 21 Gemeinden, die bisher ihr Interesse bekundet haben, wurde es Zams mit neun Prozent treffen. Für den Start müsste die Gemeinde 100.000 Euro vorlegen. Darin enthalten ist auch eine Abgangszahlung von 4.900 Euro für den kalkulierten Abgang von 55.000 Euro", informierte Bgm. Siegmund Geiger.

Bgm. Siegmund Geiger (Mi.) erläutere dem Zammer Gemeinderat bei seiner Sitzung am 23. November das Projekt Schlachthof in Fließ. | Foto: Othmar Kolp
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"Freifahrtschein zum Zahlen"

Kritik kam von GR Christoph Köck (Freiheitliche): "Langsam artet das aus, wenn wir jedem Handwerker eine Industriehalle vorlegen müssen. Ich sehe hier ein Eigenwohl für die Gemeinde Fließ, da die derzeitige Zufahrt nicht passt, und die Ausrichtung auf einen Projektanten." Für GV Mathias Venier (Freiheitliche) ist das Projekt mit Blick auf die Regionalität grundsätzlich zu befürworten, aber ihn störte, dass bereits zu Beginn mit einem fixem Abgang kalkuliert werde. "Wirtschaftlich ist das ein Horror und ein Freifahrtschein zum Zahlen, da die Rahmenbedingungen unklar sind."
Vizebgm. Josef Reheis (ÖVP) warf in die Diskussion die Versorgungssicherheit und die kurzen Transportwege ein. Zudem gebe es immer weniger Metzger im Bezirk Landeck. "Es braucht aber eine Nachschärfung bei den Satzungen."
Prinzipiell nichts einzuwenden hatte auch SP-GV Herbert Frank: "Es wäre aber wünschenswert, wenn alle Gemeinde dabei wären. Mit einem derart großen Vorhaben, das mit Gemeindegeldern und Förderungen vom Land finanziert wird, werden die letzten privaten Metzger kaputt gemacht. Mir geht der ganze Fahrplan sowie zu schnell."

Über den Grundsatzbeschluss einer Beteiligung am Gemeindeverband wurde eine kontroversielle Diskussion geführt. | Foto: Othmar Kolp
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Planungssicherheit für die Bauern

Ein kräftiges Plädoyer für das Projekt Schlachthof in Fließ kam hingegen von GR Dominik Traxl (ÖVP). "Aus Sicht der Landwirtschaft ist das Vorhaben nur zu begrüßen. Es geht um Regionalität, Vermarktung und das Tierwohl. Auch die Konsumenten profitieren davon. Für die Bauern im Bezirk mit ihrer kleinstrukturierten Landwirtschaft geht es auch um Planungssicherheit", so der Landobmann der Jungbauernschaft/Landjugend. GR Christoph Giggo Wolf (ÖVP), der selber eine Landwirtschaft betreibt, steht zwar grundsätzlich auch dahinter, hinterfragte aber trotzdem warum überhaupt solch ein Projekt gebraucht werde: "Wir haben bereits einen EU-Schlachthof in Zams mit einer guten Verkehrsanbindung und dieser könnte noch besser genutzt werden. Warum werden hier keine Gespräche geführt?"
Fazit aus der Diskussion war, dass der Grundsatzbeschluss für einen Beitritt zum Gemeindeverband  auf die nächste Sitzung vertragt wurde. In der Zwischenzeit sollen weitere Informationen eingeholt werden.

Bernhard Pircher, Manager der Modellregion Landeck. | Foto: Bernhard Pircher
  • Bernhard Pircher, Manager der Modellregion Landeck.
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Schuldendienst und nicht Abgang

Bernhard Pircher, Manager der Modellregion Landeck, bemühte sich auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER um Aufklärung: "Es gibt im Bezirk bereits jetzt zahlreiche Gemeinden, die mit ihren kleinen Schlachstätten einen Abgang haben. Allerdings bricht diese bestehende Infrastruktur weg und viele Investitionen müssten getätigt werden. Wir wollen aber nicht einen 25. Schlachthof im Bezirk bauen. Es geht hier um den Ausbau, Sanierung und Erweiterung eines bestehenden Schlachthofes, welcher auch bereits in der Vergangenheit den größten Anteil von durchgeführten Schlachtungen im Bezirk hatte." Neben der Nutzung von Synergien sollen mit der Schlachtmöglichkeit vor Ort auch die Anforderungen der Konsumenten zum Tierwohl, kurze Transportwege, Lohnschlachtung, Direktvermarktung, Notschlachtkompetenz bis hin zur Wildbretversorgung erfüllt werden.
Zu den kolportierten Zahlen in der Gemeinderatssitzung stellt Pircher klar: "Bei den 55.000 Euro handelt es sich um den Schuldendienst für das aufgenommene Darlehen und nicht um den Abgang. Hier müsste die Gemeinde Zams zwischen 4.000 und 5.000 Euro beitragen. Ziel muss es sein, den laufenden Betrieb positiv zu führen. Um die Anfangsinvestition für die Errichtung der Infrastruktur kommen wir aber nicht herum. Das wissen auch jene Gemeinden, die bereits bisher für solche Aufgaben verantwortlich waren. Dazu kommt ein noch großer Aufwand für den Betrieb, wie zum Beispiel die Hygienerichtlinien."

Schulterschluss der Gemeinden für Schlachthof in Fließ

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