Brief von Univ. Prof. Mag. Dr. Alois Pircher an den Pianner Bürgermeister und Gemeinderat

Prof. Dr. Pircher bei seinen Ausführungen und Präsentation der über 30 möglichen Varianten. Bei keiner der Varianten kam jedoch früher als 41 Jahre ein Bilanzgewinn heraus! © Ing. Günter Kramarcsik
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  • Prof. Dr. Pircher bei seinen Ausführungen und Präsentation der über 30 möglichen Varianten. Bei keiner der Varianten kam jedoch früher als 41 Jahre ein Bilanzgewinn heraus! © Ing. Günter Kramarcsik
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Veröffentlichung eines Briefes an den Pianner Bürgermeister erfolgt mit Zustimmung von Univ. Prof. Mag. Dr. Alois Pircher. Siehe dazu die Seiten 1 - 4 (im Vollbildmodus gut zu lesen).

Meine Anmerkungen zu diesem Thema und meine Meinung:


DI Neubarth erachtet das Projekt bekanntlich als rentabel, basierend auf der Annahme eines schrittweisen Strompreis- Anstiegs „von derzeit etwa 4 auf 6,5 Cent“ pro kWh bis 2030.

Terminpreise an der Strombörse sind bereits die von den Markteilnehmern erwarteten Effekte diverser marktrelevanter Veränderungen, wie z.B. die Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland, eingepreist. Es ist deshalb schwer nachvollziehbar, warum z.B. der Atomkraftausstieg in Deutschland einen signifikanten Preisschub nach oben bewirken sollte, wie auch immer von Seiten der TIWAG argumentiert wird, wenn sie deren Projekte im Tiroler Oberland uns allen schmackhaft machen will. Das wäre nur möglich, wenn er völlig unerwartet käme und nicht bereits heute allgemein bekannt wäre. Nur ein Beispiel sei hier angeführt, dass man sich davor nicht fürchten muss. Vergangenen Freitag war eine partielle Sonnenfinsternis und ein "Blackout" wurde im Vorfeld kolportiert. Natürlich ging diese "Sonnenfinsternis" nicht nur in Sache Stromversorgung spurlos vorbei, sondern an der Strombörse war der Handelspreis an diesem Tag sogar um 5% gegenüber den Vortag gesunken! Das bedeutet, dass trotz schwächelnder Sonnenenergie mehr Strom angeboten wurde, als man benötigt und das hatte eine Senkung des Handelspreises zur Folge!

Abgesehen davon hat der massive Ausbau von Wind- und Sonnenenergie den potenziellen Wegfall der Atomenergie längst überkompensiert, weshalb die Terminpreise trotz des antizipierten Atomausstiegs niedrig bleiben. Siehe dazu auch meine Grafik unter einem anderen Artikel von mir:
DIE UNENDLICHE GESCHICHTE DER TIROLER ENERGIEWENDE. 1. Teil von 4 Teile

Ohnehin sind die Stromerzeugungskosten von Solar- und Windkraftwerke der neuesten Generation im Durschnitt bereits unter jenen von Flusskraftwerken, was die Wirtschaftlichkeit von Flusskraftwerken längerfristig in Frage stellt. Siehe dazu Grafik unter: DIE UNENDLICHE GESCHICHTE DER TIROLER ENERGIEWENDE. 1. Teil von 4 Teile

Die Annahme von 6,5 ct./kWh kann man akzeptieren oder auch nicht, denn ein solcher ist von zu vielen Faktoren abhängig, welche auch mehr oder weniger gleichzeitig schlagend werden müssten. Es gibt natürlich auch viele Studien, welche auf einen mittelfristigen Zeitraum bis 2030 einen solchen Anstieg nicht sehen. Aber hier handelt es sich am Ende um Prognosen und derartig langfristige Prognosen können zwar eine Richtschnur sein, sind aber mit Vorsicht zu genießen. Ein Unternehmer der seiner kaufmännischen Sorgfaltspflicht nachkommen wird, würde deshalb vorsichtig agieren und nicht von den optimalsten Voraussetzungen ausgehen! Aus diesem Grund kann man Stromhandelspreise mit 6,5 ct./kWh als eher hoch spekulativ bezeichnen!

Die Anlageform „Sanna- Kraftwerk“ ist ein hochspekulatives Geschäft, in dem die wirtschaftlichen Erfolgschancen verglichen mit dem finanziellen Aufwand viel zu gering sind, um den Einsatz von öffentlichen Geldern rechtfertigen zu können. Im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit Steuergeldern und insbesondere aufgrund der äußert zweifelhaften Wirtschaftlichkeit ist ein solches Kraftwerk unter diesen Voraussetzungen abzulehnen.

Anmerkung von mir zu KW Stegenwald:

auch wenn Dr. Neubarth hier einwenden wird, dass dieses nicht vergleichbar ist, so fehlt diesem KW der Triebwasserstollen, welcher aber auch beim Sanna- Kraftwerk eine doch sehr untergeordnete Rolle spielt, weil dieser Stollen als Speicher viel zu klein ist, wenn er in nicht einmal 1 Stunde leer gefahren ist!

Deshalb ist aus meiner Sicht das Sanna- KW mit einem Laufkraftwerk auch vergleichbar. Bekanntlich sind Ausleitungskraftwerke vom Prinzip her auch nichts anderes als Laufkraftwerke! Der Stollenspeicher wurde übrigens vom Amt der Tiroler Landesregierung Abteilung Energiewirtschaft und wegen des geringen Speichervermögens, in deren neutralen Beurteilung auch nur mit einem Speicherfaktor von 0.97 berücksichtigt! Ansonsten ist dieses Verbund- KW in Bezug auf die Kennzahl "spezifische Investitionskosten" bis fast auf das Hundertstel übereinstimmend, sofern man kolportierten Investitionskosten von ca. 90 Mio. Euro (Basis 2013) Glauben schenken will. Bei der 1. Vorstellung des Sanna- KW- Projektes sprach man immerhin noch von 95 Mio. Euro und damit würde sich die vorgenannte Kennzahl gegenüber dem Verbund- KW in Salzburg sogar noch verschlechtern.

Aufmerksamen Lesern wird nun nicht entgangen sein, dass in Salzburg kein über 7 km langer Triebwasserstollen errichtet werden muss, sehr wohl aber für das Sanna- KW. Diesen gibt es auch nicht umsonst und kostet etliche Millionen! Also die Kennzahl zeigt auf, dass hier ebenfalls ein Widerspruch in Bezug auf Investitionskosten besteht! Deshalb ist den erstgenannten Kosten von 95 Mio. Euro bei der Projektvorstellung (2013) mehr Glauben zu schenken, als den nun gültigen 90 Mio. Euro!

Man darf davon ausgehen, dass Österreichs größter Stromerzeuger auch kluge Köpfe im Vorstand hat und wenn deren vergleichbares KW- Projekt als unrentabel bezeichnet wird, dann dürfte es für das Sanna- KW auch bei allen optimistischen Berechnungen in absehbarer Zeit über die Dauer von mindestens 1 Generation nie zu einer Rentabilität kommen!

Siehe auch einen früheren Beitrag unter dem Titel

"Werte Kommunalpolitikerinnen und Politiker der noch verbliebenen 5 Gemeinden!"

Bitte an den Pianner GR: "wischt euch heute die Eurozeichen aus den Augen, damit sie später nicht zu dicken Tränen werden können!"

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