WWF
Fachleute zeigen einige Alternativen zum Kaunertal-Ausbau

Die Naturschutzorganisation fordert rasch größere Investitionen des Landes und der Tiwag in Photovoltaik und Energienetze. | Foto: WWF
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Anlässlich der “Natur-statt-Profit”-Konferenz fordert der WWF von der Landesregierung eine naturverträgliche Energiewende anstelle des Kaunertal-Monsterprojekts - Fachleute sehen großen Aufholbedarf bei Photovoltaik und Energiesparen.

LANDECK. Auf der „Natur statt Profit“-Konferenz in Innsbruck zeigen zahlreiche Fachleute die große Bedeutung intakter Fließgewässer in den Alpen und präsentieren bessere, rasch verfügbare und naturverträgliche Alternativen zum Mega-Ausbau des Kraftwerks Kaunertal.
Der WWF fordert daher von der Tiroler Landesregierung die Umsetzung eines konkreten Energiespar-Programms und einer Photovoltaik-Offensive, anstelle des fahrlässigen Kaunertal-Projekts.

„Tirol braucht eine völlig neue Energiepolitik, die etwa mit einer Öffi-Offensive im Verkehr und einer Sanierungs-Offensive bei Gebäuden auf Einsparungen und Effizienz sowie auf dem bisher vernachlässigten Photovoltaik-Ausbau beruht, um die Energiewende und die Klimaziele zu erreichen. Hingegen wäre es völlig verfehlt, das unberührte Platzertal mit seinen hochalpinen Mooren zu zerstören und das Wasser aus den Gletscherflüssen im Ötztal abzuleiten. Schließlich gibt es naturverträgliche Alternativen, die schnell umsetzbar sind”,

sagt Karl Schellmann, Klima-und Energieexperte beim WWF. Die Naturschutzorganisation fordert rasch größere Investitionen des Landes und der Tiwag in Photovoltaik und Energienetze.

Kaunertal-Ausbau ist energiewirtschaftliche Fehlplanung

Der TIWAG-Konzern rechtfertigt den geplanten Bau des Pumpspeichers, für den das Platzertal geflutet würde, mit der Notwendigkeit flexibler Energie. Dieses Argument entkräftet allerdings eine Analyse des Tiroler Energieexperten Jürgen Neubarth: Demnach ist der gewaltige neue Pumpspeichersee samt Staudamm im Platzertal energiewirtschaftlich gar nicht zwingend notwendig. Schließlich sind in Österreich bereits hohe Pumpspeicher-Kapazitäten vorhanden: „Ende 2021 gab es in Österreich Speicherkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von rund 4.800 Megawatt und Pumpspeicherkraftwerke mit rund 4.100 Megawatt. Das ist im europäischen Vergleich sehr hoch”, erklärt Energieexperte Jürgen Neubarth. „Österreich hat gemessen an der bis 2030 zu erwartenden Windkraft- und PV-Leistung bereits so hohe Pumpspeicherleistungen, dass zumindest kurz- bis mittelfristig kein weiterer Ausbau erforderlich ist.“ Zudem sind österreichweit aktuell bereits fünf weitere Pumpspeicherkraftwerke mit rund 1.100 Megawatt Leistung in Bau, weitere Anlagen sind in Planung oder bereits im Genehmigungsverfahren.

Pumpspeicherprojekt

“Grundanforderung an die Naturverträglichkeit von Pumpspeichern ist, so wenig Natur wie möglich zu beeinträchtigen. Deshalb schaffen die meisten Betreiber vor allem dort neue Pumpspeicher-Kapazitäten, wo bereits zwei Speicherseen vorhanden sind”,

erklärt Experte Jürgen Neubarth.

„Das wurde in der Vergangenheit bei den Kraftwerken Kops II, Limberg II, Obervermuntwerk II und aktuell etwa bei den Kraftwerken Limberg III und Tauernmoos so umgesetzt und soll auch bei dem mit Abstand größten Pumpspeicherprojekt in Österreich Lünerseewerk II so gemacht werden.”

Diese Beispiele zeigen, wie man Pumpspeicherkapazitäten in Österreich ausbauen kann, ohne neue Naturflächen für Speicherseen zu zerstören.

Tirol gehört zu Schlusslichtern beim Photovoltaik-Ausbau

Vor allem bei Photovoltaik hat Tirol sehr großes Aufholpotenzial: Von der in Tirol 2021 produzierten erneuerbaren Strommenge kamen 97,5 Prozent aus Wasserkraft, aber nur 2,5 Prozent von Photovoltaikanlagen.

„Es gibt in Tirol großes, noch nicht genutztes Potenzial an Photovoltaik und im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr großen Aufholbedarf. Für die Umsetzung ist besonders wichtig, dass die Bauordnung und das Elektrizitätsgesetz angepasst werden – aber auch die Stromnetze müssen ausgebaut werden“,

erläutert Vera Immitzer, Geschäftsführerin von Photovoltaic Austria.

„In Tirol wären bis 2030 1,5 TWh/a und bis 2040 3,1 TWh/a PV-Strom notwendig, um vollständig erneuerbaren und damit leistbaren Strom zu garantieren. Aktuell werden aber erst 15 Prozent der PV-Strommenge erzeugt, die wir bis 2030 brauchen. Damit gehört Tirol zu den Schlusslichtern in Österreich.”

Allein die Nutzung der großen Parkplätze in Tirol hat ein Potenzial von 430 GWh an neuem Sonnenstrom pro Jahr - mehr als die Hälfte des geplanten Kaunertal-Ausbauprojekts. Das energiewirtschaftliche Zukunftsprojekt der Tiwag sollte deshalb laut WWF ein massiver Ausbau der Photovoltaik sein.

Über die WWF-Konferenz „Natur statt Profit“

Der geplante Ausbau des Kraftwerks Kaunertal steht im Zentrum der “Natur statt Profit”-Konferenz des WWF am 13. Oktober im Innsbrucker Olympischen Dorf, an der auch Wildwasser erhalten Tirol (WET), Lebenswertes Kaunertal, Unser Wasser/Ötztal, DAV, CIPRA Int. und GLOBAL 2000 mitwirken. Dort zeigen Fachleute die Bedeutung intakter Fließgewässer in den Alpen und präsentieren bessere und naturverträgliche Alternativen zum Mega-Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. Die Keynotes halten Ullrich Eichelmann (Riverwatch) und Niko Paech (Postwachstumsökonom, Universität Siegen). Vorträge kommen von Tobias Hipp (Deutscher Alpenverein), Kaspar Schuler (CIPRA international), Gabriel Singer (Universität Innsbruck), Karl Schellmann (WWF), Vera Immitzer (Photovoltaic Austria) und Jürgen Neubarth (e3 consult).

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Die Konferenz fand am 13. Oktober in Innsbruck statt. | Foto: WWF
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