LLA Imst nahm Betrieb in Pfunds unter die Lupe

„Pensionskalbinnenaufzucht im Berggebiet“: Die Schüler der LLA Imst analysierten die Situation genauestens. | Foto: LLA Imst
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  • „Pensionskalbinnenaufzucht im Berggebiet“: Die Schüler der LLA Imst analysierten die Situation genauestens.
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IMST/PFUNDS. Die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Imst (LLA) hat im Rahmen eines Projektes mit der Schweizer Partnerschule Pfäffikon und in Zusammenarbeit mit der HTL Imst einen Betrieb in Pfunds/Greit neu geplant und Verbesserungsmöglichkeiten vorgestellt.
Nach den Erhebungen der Basisdaten entwickelten die Schüler in einem 4-tägigen Projekt mögliche Zukunftsperspektiven für den Betrieb.
Die Betriebsleiter des „Franznerhofs“, Beate und Johann Thöni aus Pfunds/Greit, bewirtschaften mit ihrer Familie einen Nebenerwerbsbetrieb mit ca. 14 Stück Aufzuchtvieh welches ca. 2 Jahre am Betrieb verbleibt. Zirka 8 ha Grünland in teils steilster Lage werden bewirtschaftet.
In Folge wurde in Arbeitsgruppen die Erhebungsdaten von Schülern und ihren Lehrern aufgearbeitet und Ideen des Betriebsführers und seiner Familie weiterentwickelt.

Betriebswirtschaft:

Die Schüler der Gruppe Betriebswirtschaft ermittelten zuerst die Ist-Situation des Betriebs und gaben die ermittelten Daten ein.
Anschließend wurden verschiedene Varianten für einen Neubau berechnet und hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit analysiert.

Stallbau:
Der „Franznerhof“ ist aufgrund der in die Jahre gekommen Stallungen, aber auch statischer Probleme so arbeitswirtschaftlich nur nachteilig und auf Dauer nur unter hohem Sanierungsaufwand zu bewirtschaften. Als Grundlage diente ein bereits erstellter Plan, welcher zwar den Vorstellungen der Familie entsprach, aber finanziell nicht stemmbar war.
Es wurden daher neue Pläne erstellt, die einerseits den Anforderungen einer „Pensionskalbinnenaufzucht“ genügen, jedoch auch finanziell in einem vertretbaren Rahmen blieben.

Tierzucht:

Der erste Schritt in der Gruppe Tierzucht war die Erhebung des aktuellen Tierbestandes und Aufnahme der Grunddaten. Daraus ermittelte man den Futterbedarf und die Erlöse aus der Tierhaltung. In einem weiteren Schritt beschäftigten sich die Schüler intensiv mit einer neuen Form der Tierhaltung – der Pensionsaufzucht von Jungrindern im Bergebiet. Da der Projektbetrieb ein reiner Aufzuchtbetrieb ist und alle Tiere ankaufen muss, ist diese Form der Aufzucht eine Chance der Tierhaltung für diesen Betrieb und für das Tiroler Oberland. Ziel dieser Tierhaltung ist es, dass Milchviehbetriebe aus wirtschaftlichen und arbeitstechnischen Überlegungen ihre Jungviehaufzucht auslagern. Diese kann optimal von Betrieben im Berggebiet übernommen werden.
Auf der Suche nach einem möglichen Milchviehbetrieb wurde man in Mieming fündig. Der Betrieb von Benedikt Kranebitter bewirtschaftet 32 ha und hat einen Tierbestand von 70 Rindern, davon 40 Milchkühe. Er hat sich auf die Milchverarbeitung und -vermarktung spezialisiert und wäre sehr daran interessiert, einen Teil der Jungviehaufzucht auszulagern. In mehreren Gesprächen konnten man einige wichtige Eckpunkte einer solchen Vertragsaufzucht fixieren.

Pflanzenbau:

Der Betrieb Thöni bewirtschaftet zweimähdige Wiesen, Bergmähder und Hutweiden, die um den Heimbetrieb und in der Pfundser Tschey liegen.
Die fünf Schüler der Pflanzenbaugruppe beschäftigten sich mit den Produktionsbedingungen und machten sich mit der Grundfuttersituation und der Flächenausstattung des Betriebes vertraut.
Um die exakte Ertragsfeststellung machen zu können, wurden die Grundfutter Erträge am Betrieb erhoben und als Trockenmasseerträge vergleichbar gemacht. Für die angedachte Bewirtschaftung sollte die Familie Thöni wieder zweischnittiges Grünland zupachten, um den Grundfutterbedarf auch in ungünstigen Jahren decken zu können.

Ergebnis/Fazit:

Am Donnerstag den 6.2 konnte den interessierten Zuhörern aus der Schweiz, als auch der Familie Thöni ein Ergebnis zur Stallbauthematik präsentiert werden, welches auf Zustimmung seitens des Betriebsleiters stieß. Neben einer großen Kostenreduktion gelang es, die Bedürfnisse der Hofinhaber zu befriedigen.
Weiters konnten erste Kontakte mit einem Milchbetrieb in Mieming geknüpft werden und eine Zusammenarbeit beider Betriebe scheint grundsätzlich denkbar.
Abschließend kann festgehalten werden, dass jene Arbeitsteilung also Aufzucht im Berggebiet und Milchproduktion in Tallagen, welche etwa in der Schweiz schon Jahrzehnte praktiziert wird, in Tirol noch in den Kinderschuhen steckt.
Ein erster Schritt scheint jedoch getan, neue Arbeitsweisen anzudenken und damit Betrieben in exponierten Lagen ein „optimales“ bewirtschaften ihrer Höfe zu ermöglichen.

Trotz aller Versuche der Optimierung muss festgehalten werden, dass Landwirtschaft in solchen Gebieten ohne viel Fleiß, persönlichen aber auch finanziellen Einsatz, nicht möglich ist.
Die Zukunft wird zeigen welche Herausforderungen Kleinbetriebe, wie jener der Familie Thöni, zu meistern haben werden.

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