Wenn das Zuhause nicht mehr sicher ist

Im Bezirk Landeck gab es 156 Meldungen auf Verdacht einer Gefährdung. | Foto: Firma V/Fotolia
  • Im Bezirk Landeck gab es 156 Meldungen auf Verdacht einer Gefährdung.
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BEZIRK. Die ‚gesunde Watsche‘ gibt es nicht“, stellt LRin Christine Baur, zuständig für Kinder- und Jugendhilfe anlässlich des morgigen Tages der Gewaltlosigkeit klar. Österreich hat 1989 als weltweit viertes Land nach Schweden, Norwegen und Finnland das zentrale Kinderrecht auf gewaltfreies Aufwachsen gesetzlich festgeschrieben. Somit haben Kinder seit einem Vierteljahrhundert ein Recht auf gewaltfreie Erziehung.
In einigen Fällen brauchen leider Kinder und Jugendliche aber immer noch behördlichen Schutz. „Gibt es Anzeichen für Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung, darf niemand wegschauen“, betont Baur. Wenn ein/e Nachbar/in, ein/e Bekannte/r oder Verwandte/r der Familie eine Meldung bei der Kinder- und Jugendhilfe macht, ist dies eine gute Möglichkeit, eine Abklärung, abseits von polizeilichen Erhebungen, einzuleiten. „Die Kinder- und Jugendhilfe geht allen Meldungen nach und kann professionell die Situation einschätzen und handeln. Sie kann dem Kind bzw. der Familie Hilfe anbieten und ist nicht zur Anzeige verpflichtet“, informiert Baur.

156 Meldungen auf Verdacht einer Gefährdung im Bezirk Landeck

Die größten Probleme in einer Familie sind überforderte Eltern, Vernachlässigung, finanzielle Probleme, Suchtprobleme oder psychische Erkrankungen. Meldungen bei der Kinder- und Jugendhilfe kommen häufig von der Polizei, von Verwandten, Bekannten, Schulen, Kindergärten oder Ärztinnen/Ärzten. Aber auch betroffene Eltern, Kinder und Jugendliche melden sich immer häufiger selbst. So gingen von den tirolweit 3.329 Gefährdungsmeldungen im Jahr 2013 im Bezirk Landeck insgesamt 156 Gefährdungsmeldungen ein.

Die MitarbeiterInnen der Kinder- und Jugendhilfe überprüfen meist durch Hausbesuche die Situation in der gemeldeten Familie. „Oft lassen sich Krisen durch Beratungen oder eine ambulante Betreuung lösen“, berichtet Silvia Rass-Schell, Vorstand der Abt. Kinder- und Jugendhilfe. Im Bezirk Landeck erhielten im Jahr 2013 insgesamt 252 Kinder und deren Eltern eine ambulante Hilfe, in ganz Tirol waren es 3.122. Diese – auch „Unterstützung der Erziehung“ bezeichnet – sieht vor, dass die Kinder bzw. die Jugendlichen in der Familie bleiben und die Eltern durch Fachkräfte wie SozialarbeiterInnen oder PsychologInnen beraten und begleitet werden.

Können die familiären Probleme durch eine Hilfe in dieser Form nicht bewältigt werden, kann das Kind bzw. der/die Jugendliche eine kürzere oder längere Zeit in einer familienähnlichen Einrichtung, in einer Pflegefamilie, in einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft oder im Rahmen des betreuten Wohnens begleitet werden. 30 Kinder und Jugendliche aus dem Bezirk Landeck fanden so 2013 im Rahmen der „Vollen Erziehung“ in Stationären Einrichtungen ein kurz- oder längerfristiges Zuhause, wenn die Situation in der Familie nicht mehr tragbar war. Insgesamt wurden in Tirol 833 Kinder und Jugendliche außerhalb der Familie betreut.

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