Koralmbahn
Wolfsberger Grüne kritisieren St. Andräer "Umwidmungswut"

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Dass viel Grünland zum Industriegebiet wird, gefällt den Wolfsberger Grünen nicht. St. Andräer Stadtpolitik verteidigt ihr Vorgehen.

LAVANTTAL. Meist als Jahrhundertprojekt in höchsten Tönen gelobt sorgt die bevorstehende Inbetriebnahme der Koralmbahn auf – Kärntner Seite schon im Dezember dieses Jahres – mittlerweile auch für kritische Töne. Genauer gesagt ist es nicht die Bahn selbst, sondern das Verhalten der Lavanttaler Gemeinden in Hinblick auf ihre Standortpolitik, die bei den Wolfsberger Grünen für Unverständnis sorgt.

Michael Hirzbauer, Bezirkssprecher der Grünen Wolfsberg | Foto: Die Grünen
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"Umwidmungswut" in St. Andrä

„Ein gemeinsamer Wirtschafts- und Lebensraum, der durch die Koralmbahn entstehen könnte, ist eine attraktive Zukunftsvision. Aktuell müssen wir uns allerdings fragen, ob es für die Region rund um Wolfsberg überhaupt ein langfristiges Entwicklungskonzept gibt, von dem wir tatsächlich profitieren können“ kommentiert Michael Hirzbauer, stellvertretender Landessprecher und Bezirkssprecher der Grünen Wolfsberg die Bestrebung, einen neuen Zentralraum zu schaffen, und konkretisiert: „Was wir aktuell rund um Wolfsberg, und ganz besonders in der Nachbargemeinde St. Andrä erleben, gleicht nämlich einer Umwidmungswut, die nur dazu führt, riesige Flächen als Gewerbegrundstücke zu erschließen. Landwirtschaftliche Nutzflächen und Grünland werden zu Industrie-Betonwüsten.“

Hohe Nachfrage nach Gründen

Hirzbauer bezieht sich dabei unter anderem auf die Erweiterung der Industriezone und den Ankauf zusätzlicher Flächen durch ansässige Unternehmen, die Betriebserweiterungen anstreben. Nachdem die „alte“ Industrie- und Gewerbezone (IGZ) in St. Andrä mittlerweile komplett voll ist – hier sind auf einer Fläche von rund 16 Hektar über 1.100 Menschen in rund 50 Betrieben beschäftigt – kaufte die Stadtgemeinde im Vorjahr weitere sieben Hektar Ackerfläche südlich der bestehenden IGZ um 2,5 Millionen Euro, um die Ansiedelung weiterer Betriebe zu ermöglichen. „Die Nachfrage ist sehr groß. Es gibt bereits zwei Verträge mit den Firmen Asco und Mahkovec, die sich dorthin erweitern wollen“, sagt Bürgermeisterin Maria Knauder.

Südlich des bestehenden IGZ wurden sieben Hektar Fläche für weitere Betriebsansiedelungen dazugekauft. | Foto: MeinBezirk.at
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Grüne: "Boden retten"

Die Bodenversiegelung, die die bevorstehende Bautätigkeit mit sich bringen wird, ruft die Grünen auf den Plan. Vor dem Hintergrund der Extremwetterereignisse im Sommer sei insbesondere die Bedeutung des Bodenschutzes zu beachten: „Wir brauchen jeden Quadratmeter Boden, um die Auswirkungen des Klimawandels wie Dürre, Hitze und Überschwemmungen abzufedern. Bei uns scheint man aus dem heurigen Katastrophen-Sommer aber keine Lehren gezogen zu haben, denn es wird munter weiterbetoniert. Es ist höchste Zeit, der Verbauung unserer Zukunft ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben, und unseren Boden zu retten. Und es muss Bewegung in die Sache kommen, wenn es um die Entwicklung einer modernen, klimafreundlichen und lebenswerten Region geht“ so Hirzbauer.

Andreas Fleck, Vizebürgermeister und Wirtschaftsreferent in St. Andrä | Foto: Privat
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"Geprüfte Konzepte"

In St. Andrä will man die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Vizebürgermeister und Wirtschaftsreferen Andreas Fleck meint zu der Kritik der Grünen: „Zum Schutz von Umwelt und Landwirtschaft kommen vom Land Kärnten geprüfte Konzepte zur Bepflanzung, Versickerung, Schutz- und Immissionsstreifen in der IGZ zur Anwendung.“ Fleck spricht von „Veränderungsmut“ anstatt von „Umwidmungswut“: „St. Andrä verfolgt strategisch klug, zukunftsorientiert und Priorität im Einklang mit Mensch und Natur seine Wirtschaftsziele.“ Von den kritischen Statements wolle man sich nicht aus der Bahn werfen lassen: „Wir stellen die Weichen dafür, die Stadt künftig als perfekten Wirtschaftsstandort und lebenswerten Lebensmittelpunkt zu präsentieren“, so Fleck.

Maria Knauder, Bürgermeisterin von St. Andrä | Foto: Privat
  • Maria Knauder, Bürgermeisterin von St. Andrä
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"Dürfen nicht stehenbleiben"

Von einer Gratwanderung spricht Bürgermeisterin Maria Knauder: „Wenn wir keinen weiteren Boden versiegeln, bleibt die Stadtgemeinde in ihrer Entwicklung stehen. Es gäbe keine weiteren Arbeitsplätze und keine Zukunftsperspektiven für die Menschen. Man muss natürlich trotzdem schauen, dass mit den ökologischen Ressourcen schonend umgegangen wird. Es gibt diesbezüglich strenge gesetzliche Vorgaben. Viele Unternehmer bauen schon von sich aus mit einem möglichst geringen ökologischen Fußabdruck.“ Die neuen IGZ-Flächen würden sich aufgrund ihrer Verkehrsanbindung und der relativ weiten Entfernung von Wohngebieten bestens als Industriegebiet eignen. 

Maisäcker in leichter Schräglage, wie hier in der "Schluckersiedlung" bei Siebending sorgen immer wieder dafür, dass Wohnsiedlungen überschwemmt werden.  | Foto: Privat
  • Maisäcker in leichter Schräglage, wie hier in der "Schluckersiedlung" bei Siebending sorgen immer wieder dafür, dass Wohnsiedlungen überschwemmt werden.
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Hauptproblem Ackerland

Die meisten Probleme aufgrund von Extremwetterereignissen in der Stadtgemeinde gäbe es laut Knauder zudem ohnehin nicht aufgrund von zubetonierten Flächen, sondern vor allem wegen großflächiger Mais-Monokulturen: „Ich stelle zubetonierte Flächen als Klimaproblem nicht in Frage, aber Ackerland war und ist bei uns der Hauptgrund für Überschwemmungen, zum Beispiel in Eitweg oder Aich. Der Maisanbau wird stark gefördert, doch die Maisäcker nehmen bei Starkregen nicht genügend Wasser auf. In diesen Bereichen gibt es immer wieder Überschwemmungen, wo wir als Gemeinde Geld in die Hand nehmen müssen, um die Anwohner zu schützen“, so die Bürgermeisterin.

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