Wir stehen zusammen
So meistern die Leopoldstädter die aktuellen Herausforderungen
2020 ist wahrlich kein leichtes Jahr. Vier Leopoldstädter erzählen, wie sie diese schwierige Zeit meistern.
LEOPOLDSTADT. Seit März herrscht ein Ausnahmezustand: Zuerst das Coronavirus, nun schon der zweite Lockdown und dann noch der Terroranschlag in der Inneren Stadt. Unsicherheit und Angst sind allgegenwärtig.
Im Jahr 2020 stoßen viele Menschen an ihre körperlichen und emotionalen Grenzen. Umso wichtiger ist es, nun auf ein gutes Miteinander zu setzen und zusammenzuhalten.
Leopoldstädter halten zusammen
"Wir werden uns nicht unterkriegen lassen, wir stehen in dieser schweren Zeit zusammen“, lautet der Tenor einer bz-Umfrage unter den Lesern. Wir haben vier Leopoldstädter um ihr Wort gebeten:
Claudia Hartl, Apothekerin: "Das heurige Jahr zwang uns alle durchaus zu neuen Herausforderungen und manche unter uns stießen an ihre Grenzen. Apotheken sind dazu angehalten Tag und Nacht die Bereitstellung von Medikamenten aufrechtzuerhalten. Das heißt: Arbeiten in zwei Teams und ständiges Testen von Mitarbeitern, die nur annähernd Coronasymptome haben, um den Rest der Mitarbeiter zu schützen und die Aufrechterhaltung des Betriebs, das Offenhalten und damit die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten gegeben bleibt. Ich bin stolz, was unser Team in den letzten Monaten geleistet hat und dabei stets zusammenhält."
"Im Herbst war die Stimmung anders als sonst nach dem Sommer. Die Angst vor dem , was jetzt noch kommt , ist spürbar. Aber nicht genug, dass wir Corona irgendwie handlen müssen –plötzlich ein Terroranschlag im 1. Bezirk. In der Apotheke im Stadion Center nahmen wir in dieser besagten Nacht unzählige Telefonate entgegen. Die Menschen waren ängstlich und verunsichert und suchten Trost und beruhigende Worte. Die Apotheke ist Anlaufstelle für sehr viele Menschen und wir helfen so gut wir können. Wichtig ist jetzt: Ruhe bewahren, Maske tragen, Abstand halten und in Geschäften Geduld haben und Wartezeiten einplanen. Wir tun was wir können. Und wir machen das schon irgendwie!", so die Apothekerin.
Gerhard Fally, Fotograf: "Natürlich sind es herausfordernde Zeiten. Ich merke, dass viele Leute einen Job suchen, denn ich mache aktuell viele Bewerbungsfotos. Man muss kreativ bleiben und sich neue Wege suchen. Ich mache aktuell viel online und vergebe Foto-Termine für den Besuch im Studio. Wichtig ist es auch, Hilfe, etwa Förderungen von der Wirtschaftskammer, anzunehmen. Aber wir müssen durchhalten und werden das schaffen! Ich bin positiv gestimmt, dass der Alltag wieder einkehren wird und blicke durchaus optimistisch in die Zukunft."
Corona Gsteu, Künstlerin: "Ich bin schockiert. Terroranschlag, Corona, Lockdown – schlimmer kann es kaum werden! Ich bin gedanklich viel bei den Menschen, denen es schlecht geht oder die jemanden verloren haben. In Zeiten wie diesen muss man zusammenhalten. Ob Religion oder Politik, man kann sich leicht entzweien. Doch sollten wir uns mehr auf unsere Gemeinsamkeiten konzentrieren."
"Für mich ist ein Ventil wichtig. Ich verarbeite das aktuelle Geschehen mit Zeichnen und Malen. Aber auch hinaus ins Grüne kann helfen. Corona hat gezeigt, dass es wichtig ist, sich selbst Ruhepole zu suchen und sich auch mal auf sich selbst zu konzentrieren. Aber man sollte die Zeit nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Gemeinschaft nutzen. Zusammenhalten - und zusammenstehen sind extrem wichtig! Wir müssen miteinander reden, gut zuhören und einander unterstützen", so Corona Gsteu.
Claudio May, Direktor Haus Prater: "Uns geht es im Pensionisten-Wohnhaus verhältnismäßig gut. Wir versuchen, das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig unseren Bewohner unter Wahrung der aktuell gültigen Regelungen so viel Alltagsnormalität wie möglich zu bieten. Aktivitäten wurden entsprechend angepasst und unser herrlicher Garten wird seit Monaten bestmöglich genützt um auch im Freien aktiv zu sein. Frische Luft und Bewegung ist essentiell.
"Schnelles Agieren und Reagieren mit viel Kreativität ist gefragter denn je. Zugleich braucht es einen kühlen Kopf, um sachlich richtige Entscheidungen zu treffen. Und vor allem ganz viel miteinander reden ist unabdingbar. Wir versuchen unsere Bewohner bestmöglich über die notwendigen Entscheidungen zu informieren, im Gespräch auf Sorgen und Ängste zu reagieren und jeden Tag aufs Neue zu beweisen: Wir schaffen das gemeinsam wenn wir gut aufeinander aufpassen! Jetzt kommt es auf Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung an," so der Direktor des Haus Prater.
Claudio May ergänzt: "Wir müssen alles tun, um dem Virus keine Chance zu geben. Und zwar jeder von uns. Uns muss bewusst sein, dass wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere unmittelbare Umwelt und Gemeinschaft verantwortlich sind. Das ist in einer so großen Hausgemeinschaft wie der unseren essentiell. wichtig ist es auch, Verlässlichkeit und Kontinuität zu demonstrieren. Am Morgen nach dem fürchterlichen Terroranschlag, der sich ganz nahe dem 2. Bezirk ereignet hat, ist jeder Mitarbeiter pünktlichst zum Dienst erschienen. Das schafft Vertrauen und Sicherheit bei unseren Bewohnern."
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