Kinderärzte dringend gesucht

Die Entwicklung der kinderärztlichen Versorgung im Bezirk Liezen ist nach Meinung des Kinderschutzzentrums Liezen sorgenvoll zu betrachten. | Foto: Pixabay
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  • Die Entwicklung der kinderärztlichen Versorgung im Bezirk Liezen ist nach Meinung des Kinderschutzzentrums Liezen sorgenvoll zu betrachten.
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Ist die kinderärztliche Versorgung im Bezirk Liezen ausreichend?

Mit einem offenen Brief an Verantwortungsträger will das Kinderschutzzentrum Liezen auf die Situation der kinderärztlichen Versorgung im Bezirk Liezen aufmerksam machen. Christiane Sprung-Zarfl ist klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin und richtet sich im Namen des Teams des Kinderschutz-Zentrums Liezen an das Land, die Gesundheitskasse und an die Ärztekammer: "Das Team des Kinderschutz-Zentrums Liezen beobachtet seit einiger Zeit mit großer Sorge die Entwicklung der kinderärztlichen Versorgung in unserem Bezirk. Immerhin reden wir hier vom flächenmäßig größten Bezirk Österreichs mit besonderen Herausforderungen, was die geographischen Erreichbarkeiten angeht."

Ambulante Außenstelle

"Aktuell versorgt Dr. Christian Mossier an zwei Tagen pro Woche die Kinder und Jungfamilien des Bezirks. Eine ‚ambulante Außenstelle Liezen‘ der pädiatrischen Abteilung des LKH Leoben ist in Planung und hochnotwendig. Beides zusammen aber ist – bei aller Wertschätzung dieser Arbeit – maximal eine Basisversorgung", so Christiane Sprung-Zarfl. Und weiter: "Kinderärztliche Versorgung geht jedoch weit über eine Basis- und Notfallversorgung hinaus: Eltern brauchen Ansprechpersonen, zu denen sie Vertrauen haben; Kinder brauchen Ärzte, die sie nicht als kleine Erwachsene behandeln, sondern die die Besonderheiten der verschiedenen Altersgruppen in die Diagnostik und Behandlung miteinbeziehen – weit über das Alter der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen hinaus. Eltern schaffen es meist leichter, bei Heraus- und Überforderung und bei ‚Besonderheiten‘ ihres Kindes, sich als erstes einem Arzt anzuvertrauen."

Fachkenntnis und Zeit

"Ein im medizinischen Kinderschutz geschultes Auge sieht schneller und besser, wenn sich beim Kind und in Familien Überforderungen oder ungünstige Entwicklungen zeigen oder sogar der Verdacht auf körperliche und psychosoziale Vernachlässigung oder Misshandlung aufkommt. Der Umgang mit diesen schwierigen Themen braucht Fachkenntnis, Erfahrung und vor allem Zeit. Zeit, die mit der aktuellen und zukünftigen kinderärztlichen Versorgung sicher nicht ausreichend zur Verfügung steht."

Corona und die Psyche

"Auch die aktuelle Situation wird zunehmend zu einer psychosozialen Krise für Kinder und Jugendliche, deren Auswirkungen wir vermutlich auch noch länger spüren werden und für die ganz besonders Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Pädiatrie oder Kinderheilkunde ist die Lehre von der Entwicklung des kindlichen und jugendlichen Organismus, seinen Erkrankungen sowie dessen Behandlung und Vorbeugung. Was allein durch die verknappte Wortwahl ‚Kinderarzt‘ zum Ausdruck kommt, ist, dass das konsumierte Angebot sich fast ausschließlich auf die ersten Lebensjahre reduziert. Die Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin sind aber eigentlich bis zum 18. Lebensjahr zuständig und können somit medizinische Begleiter während des gesamten Heranwachsens sein und damit Drehscheibe auch für ältere Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen oder psychischen Problemen."

Neidvoller Blick nach Kirchdorf

"Diese Chance für ein gesundes Heranwachsen und für die Förderung von gesundheitsbewusstem Verhalten der Erwachsenen von morgen steht mit der aktuellen fachärztlichen Versorgung (nicht nur bei uns) anscheinend gar nicht im Fokus des Stellenplans. Mit Interesse und zugegeben etwas neidvoll blicken wir über die Ländergrenze hinweg, wo in Kirchdorf eine Gruppenpraxis mit vier PädiaterInnen besteht. Mit etwas Phantasie könnte man sich hier noch PsychologInnen, Ergo- und PhysiotherapeutInnen sowie LogopädInnen dazu vorstellen. Und wenn man ganz mutig ist, auch noch andere Fachärzte, die am ‚kurzen Dienstweg‘ die beste Versorgung für ihren Patienten zusammenstellen."
"Wir als Kinderschutzzentrum stellen die Wahrung der UN-Kinderrechte in den Mittelpunkt unseres Handelns und unterstützen bestmöglich, wenn wir diese Rechte in Gefahr sehen. Das Recht auf Gesundheit ist eines davon", sagt Christiane Sprung-Zarfl.

Die Entwicklung der kinderärztlichen Versorgung im Bezirk Liezen ist nach Meinung des Kinderschutzzentrums Liezen sorgenvoll zu betrachten. | Foto: Pixabay
Christiane Sprung-Zarfl ist klinische und Gesundheitspsychologin. | Foto: KK
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