Lokalgeschichte

Lilienfeld startet digitale Zeitreise mit eigener Topothek

Der Stadtrat als zuständiges Gremium hat in seiner Juni-Sitzung grünes Licht für die Schaffung einer Topothek gegeben. Damit erhält nun auch die Bezirkshauptstadt ab Herbst das beliebte Online-Format.

LILIENFELD. Topotheken sind kollaborative Online-Archive, die in lokalen Einheiten betrieben werden. Sie sind regionalhistorische Nachschlagewerke, deren Schwerpunkt auf der Sicherung und Sichtbarmachung von privatem historischem Material liegt. Topotheken gibt es bereits in mehreren Ländern Europas. Dies ermöglicht einen regionalhistorischen Vergleich historischer Gegebenheiten auf europäischer Ebene, wodurch die Buntheit und die Gemeinsamkeiten des alltäglichen Lebens erfahr- und erlebbar werden. Als virtuelle Sammlungen sind Topotheken beliebig erweiterbar, kennen weder Redaktionsschluss noch Seitenumfang. Die Zielsetzung von Topotheken ist es vor allem, das historische Erbe Europas digitalisiert über das Web verfügbar zu machen. Mit allen Vorteilen, die eine zeitgemäße datenbankmäßige Erfassung bietet. In der Topothek findet man die Bild- oder Dateiinhalte nach: Schlagworten, Datum und Blickwinkel auf der Karte. Für die Anlage und Grundeinrichtung der neuen Lilienfelder Topothek auf der Plattform www.topothek.at hat der Stadtrat einmalige Errichtungskosten von 479 Euro, sowie jährliche Betriebskosten von rund 1.046 Euro genehmigt.

Digitales Gedächtnis für die Region

„Die facettenreiche Geschichte einer Gemeinde, so auch jene Lilienfelds, braucht ein zeitgemäßes Gefäß: Dort, wo die Fülle der Bilder den Rahmen von Museum und Ortschronik sprengt, wo Material, Dokumente und Wissen verstreut sind, ist die zusammenführende Funktionalität einer Datenbank gefragt. Ständig erweiterbar, mit Suchfunktion, Verknüpfungen und Verortungen. Gemeinsam mit den Beständen öffentlicher Bibliotheken, Archiven und Sammlungen bildet die Topothek eine neuartige und einzigartige Möglichkeit der Bewahrung oftmals nicht zugänglicher historischer Dokumente für die Öffentlichkeit. Verborgene Schätze in Privatbesitz werden unter steter Beachtung der Datenschutz- und Bildrechte so gehoben und ohne Rücksicht auf Raum und Zeit für jedermann verfügbar gemacht. So trägt die Topothek wesentlich zur Bildung einer regionalen und historischen Identität der Gemeinden und ihrer Bevölkerung bei. Ich freue mich, dass auch Lilienfeld bald eine eigene Topothek anbieten wird. Diese Plattform ergänzt auch perfekt unsere sonstigen breiten und vielfältigen kulturellen Angebote und Aktivitäten. Ich danke allen, die sich bereits jetzt und auch künftig im Rahmen der Lilienfelder Topothek engagieren, insbesondere Kulturstadtrat Erwin Martinetz und seinem Team“, so Bürgermeister Manuel Aichberger.

Digitales Gedächtnis für die Region

Der zuständige Kulturstadtrat Erwin Martinetz schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Nur regionale bzw. lokale Persönlichkeiten können die örtliche Geschichte umfassend und detailliert sichern. Daher ist das Prinzip der Topotheken, dass ihre Betreuer, die Topothekare und Topothekarinnen, in der jeweiligen Gemeinde verankert sind. Sie können durch ihre Vertrautheit mit den örtlichen Gegebenheiten die regional relevanten Fragen stellen, historische Quellen auffinden und mit ihrer Ortskenntnis die Einträge hochwertig beschlagworten und verorten. Ich freue mich schon einige Lilienfelder Persönlichkeiten für diese spannende Aufgabe gefunden zu haben. Weitere Interessenten sind gerne eingeladen, mich direkt zu kontaktieren. Vor allem jenes historische Material, das sich in verstreutem Privatbesitz befindet, wird in den Topotheken durch die Verschlagwortung und Verortung virtuell vereint. So können Sie mit der Eingabe eines Suchbegriffs wie „Hauptstraße 18“ alle Einträge, auf denen sich dieses Gebäude befindet, ebenso aufrufen wie alle Fotos oder Texte, die sich auf einen Begriff wie „Kinderwagen“ oder „Feldarbeit“ mit einem Klick auf der Ergebnisseite vereinen. Besonders wertvolle Ergebnisse ergeben sich für genealogische Recherche, werden doch auch zahlreiche Vorfahren namentlich auffindbar. Das Originalmaterial verbleibt ebenso wie alle Nutzungsrechte, die über die Darstellung in der Topothek hinausgehen, bei den jeweiligen Besitzern.“

Kick-off im Herbst geplant

Geht es nach den Gemeindeverantwortlichen, sollen über den Sommer noch interne Schulungen für die ersten Topothekare durchgeführt werden. Im Herbst ist dann eine Kick-off-Veranstaltung mit allen relevanten Informationen für Interessierte geplant. Die Ankündigung dazu erfolgt rechtzeitig über die gemeindeeigenen Infokanäle.

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