Aufregung in Ansfelden
"Einschüchterung", "Erniedrigung" – und ein Gemeinderat mit Waffe

Alle Augen sind am 7. August, 18 Uhr, auf die nächste Sitzung des Ansfeldner Wohnungsausschusses - hier im Rathaus – gerichtet. Kommt es zum Showdown? | Foto: BRS
3Bilder
  • Alle Augen sind am 7. August, 18 Uhr, auf die nächste Sitzung des Ansfeldner Wohnungsausschusses - hier im Rathaus – gerichtet. Kommt es zum Showdown?
  • Foto: BRS
  • hochgeladen von Klaus Niedermair

In Ansfelden brachte ein FPÖ-Gemeinderat eine Sachbearbeiterin durch sein Verhalten in einer Sitzung zum Weinen. Regelmäßig soll der FPÖ-Politiker Wolfgang Nasztl durch sexistische Aussagen auffallen, so Gemeinderatskollegen. Zudem laufe er laut eigenen Angaben gegenüber SP-Gemeinderatsmitgliedern mit einer Schusswaffe durch Ansfelden. 

ANSFELDEN. Die Oppositionspartei SPÖ fordert eine öffentliche Entschuldigung oder den Rücktritt. Nasztl will der Forderung nach einer öffentlichen Entschuldigung nachkommen. 
Eskaliert ist die schon länger angespannte Situation in der Ansfeldener Gemeindepolitik durch ein Schreiben des Bürgermeisters Christian Partoll an die Mitglieder des Wohnungausschusses. Darin heißt es unter anderem: „Äußerungen sind zu unterlassen, die die Würde von Personen verletzten können oder mit denen ein Umfeld geschaffen wird, das von Einschüchterung, Anfeindung, Erniedrigung, Entwürdigung oder Beleidigung geprägt ist.“
Ursache für das Schreiben war jedoch laut SPÖ-Vizebürgermeister Thomas Unger das Verhalten eines Parteikollegen von Partoll – konkret geht es um den Gemeinderat Wolfgang Nasztl. In dem Schreiben stellt der Stadtchef jedoch den Mitgliedern aller Fraktionen des Wohnungsausschusses die Rute ins Fenster,  „dass „für den Fall, dass es neuerlich zu Angriffen beziehungsweise Übergriffen kommt, die Stadtverwaltung kein Fach- und sachkundiges Personal für Ausschusssitzungen zur Verfügung stellen wird.“

Nasztl: "Frau ist überfordert"

Für FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Nasztl war das eine „emotionale Angelegenheit, ansonsten war nichts. Die Frau ist mit dieser Arbeit überfordert. Da sind Verwaltungsabläufe, die nicht so richtig gelaufen sind. Wir können über nichts bestimmen, über das wir keine Unterlagen haben. Die Übertreibungen seitens der Opposition sind bodenlos.“

„Lassen uns nicht in einen Topf werfen“

Für SPÖ-Vizebürgermeister Thomas Unger ist die Situation untragbar: „Nach dem Bekanntwerden des Briefs haben wir seitens der SPÖ das Gespräch mit dem Bürgermeister und der designierten Stadtamtsdirektorin gesucht. Eines ist klar! Wir lassen es uns als SPÖ nicht gefallen, mit dem FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Nasztl in einen Topf geworfen zu werden.“ Denn das Verhalten, auf das Partoll in dem Schreiben Bezug genommen hat, sei alleinig von Nasztl ausgegangen. 

Ansfeldens Stadtchef Christian Partoll sorgte mit seinem Ordnungsruf an die Mitglieder des Wohnungsausschusses für Aufsehen. Wie geht es nun weiter? | Foto: Ansfelden/GKraftschik
  • Ansfeldens Stadtchef Christian Partoll sorgte mit seinem Ordnungsruf an die Mitglieder des Wohnungsausschusses für Aufsehen. Wie geht es nun weiter?
  • Foto: Ansfelden/GKraftschik
  • hochgeladen von Klaus Niedermair

„Lass dir gleich Titten wachsen!“

Unger fragt sich, warum Bürgermeister Christian Partoll (FPÖ) nach dem Eklat in der Wohnungsausschuss-Sitzung vom April erst Mitte Juni reagiert. „Und dann sind plötzlich alle schuld.“, wie in dem Schreiben angedeutet werde. Der SPÖ-Kommunalpolitiker sieht die rote Linie überschritten, wenn es um das Verhalten des FPÖ-Gemeinderats Nasztl geht. Im Raum stehen "grenzwertige Aussagen", die der FPÖ-Mandatar immer wieder tätige. Unger: „Dazu zählen sexistische Witze bis hin zu frauenfeindlichen Aussagen." Bestes Beispiel sei Nasztls Reaktion auf das Gendern: "Lass dir gleich Titten wachsen!“, habe der FPÖ-Mandatar dieses Thema kommentiert. 

„Das ist eine komplette Lüge“

Konfrontiert mit dieser angeblichen Aussage von ihm, erwidert Nasztl gegenüber der BezirksRundSchau: Das sind „Unterstellungen vom Herrn Vizebürgermeister Thomas Unger. Das ist eine komplette Lüge. Die Opposition versucht einen anzupatzen, damit muss man leben. Ich werde den Herrn Vizebürgermeister Thomas Unger für solche Behauptungen einmal verklagen.“
Aber FPÖ-Gemeinderat Nasztl sorgt laut Infos der BezirksRundSchau auch in anderer Hinsicht bei seinen Gemeindratskollegen für Kopfschütteln und Verunsicherung:

Ansfeldens SPÖ-Vizebürgermeister fordert eine öffentlichen Entschuldigung von FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Nasztl oder seinen Rücktritt. | Foto: SWV OÖ/McGreenie
  • Ansfeldens SPÖ-Vizebürgermeister fordert eine öffentlichen Entschuldigung von FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Nasztl oder seinen Rücktritt.
  • Foto: SWV OÖ/McGreenie
  • hochgeladen von Klaus Niedermair

Mit Schusswaffe in der Gemeinde unterwegs

Laut SP-Vizebürgermeister Unger prahle Nasztl gegenüber andere Mandataren immer wieder damit, dass er dank seines Waffenenpasses mit der Waffe in der Gemeinde unterwegs sein kann. „Ich habe den Herrn Nasztl schon mal auf die Aussagen angesprochen, und ja, er hat mir auch bestätigt, dass er mit einer Waffe unterwegs ist und rechtfertigte es damit, dass er sich wehren kann, wenn er ein Problem hätte“, ist Unger fassungslos. Von der BezirksRundSchau damit konfrontiert, gibt sich FPÖ-Gemeinderat Nasztl wortkarg: „Das ist eine Privatangelegenheit.“
Ansfeldens Stadtchef Christian Partoll will zur Aufregung rund um seinen Parteikollegen nicht viel sagen: „Mir als Bürgermeister ist es wichtig, dass ein gutes Miteinander und ein wertschätzender Umgang herrschen, und das werde ich von allen Beteiligten weiter einfordern. Deshalb habe ich die Kollegen nochmals darauf hingewiesen.“

„Showdown“ beim Wohnungs-Ausschuss

Zum Showdown kommt es heute bei der nächsten Sitzung des Ansfeldner Wohnungsausschusses. Es ist davon auszugehen, dass vom Bürgermeister abwärts eine Vielzahl an Vertretern an der Sitzung teilnehmen. So auch SPÖ-Vizebürgermeister Thomas Unger, der „zum Schutz der Sachbearbeiterin an der Sitzung teilnimmt.“ Für die SPÖ ist ganz klar, „dass sich Wolfgang Nasztl öffentlich entschuldigen muss, oder wir fordern seinen Rücktritt.“

„Richtige Anpatzerei der Opposition“

Nasztl selbst versteht die Aufregung nicht und betont im Gespräch mit der BezirksRundSchau Linz-Land: „Ich werde mich heute öffentlich entschuldigen, damit eine Ruhe einkehrt, das ist auch mit dem Bürgermeister Christian Partoll besprochen. Damit hat sich die Sache für mich. Es ist wieder eine richtige Anpatzerei der Opposition, damit muss man leben. Die rote Fraktion weiß nicht mehr, was sie machen soll, damit sie wieder Wähler bekommt.“

„Stadtchef soll keinen Rundumschlag machen“

„Augenscheinlich macht der Bürgermeister seine Hausaufgaben nicht“, sieht Markus Kullmann, Stadtparteiobmann der ÖVP Ansfelden, Stadtchef Christian Partoll gefordert: „Er soll sich mit den Herrschaften auseinandersetzen, die es betrifft und nicht an alle Leute einen Brief ausschicken und einen Rundumschlag machen.“

„Sachpolitik statt persönlicher Befindlichkeiten“

Für Alfred Pointner, Fraktionsobmann die Grünen Ansfelden, sollen „persönliche Befindlichkeiten nicht im Vordergrund stehen, sondern die Sachpolitik, es geht schließlich um die Umsetzung von Projekten in Ansfelden. Wir haben ja gemeinsam einiges vor.“

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz-Land auf MeinBezirk.at/Linz-Land

Neuigkeiten aus Linz-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.