Industriechemikalie PFAS im Wasser
Leonding und Pasching setzen nächste Schritte
Ursachenforschung ist gerade im Bezirk Linz-Land angesagt: Bei mehreren Wasserproben in Leonding und Pasching wurden erhöhte Werte der Industriechemikalie PFAS nachgewiesen. Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich setzen die Gemeinden die nächsten Maßnahmen.
LINZ-LAND. „Die Suche nach dem Verursacher gestaltet sich grundsätzlich schwierig, denn PFAS werden seit Jahrzehnten in den verschiedensten Branchen eingesetzt, so Umweltlandesrat Stefan Kaineder. So kommen die Chemikalien zur Beschichtung von Outdoor-Kleidung zum Einsatz, beim Skiwachs und beim Backpapier. „Es ist kein klassisches Umweltdelikt“, betont die Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Oberösterreich, Daniela König – daher ist eine „Schuldfrage nicht möglich.
Aus etwa 50 Hausbrunnen dürfen die Einwohner von Leonding derzeit kein Wasser trinken oder zum Kochen verwenden. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) stufte die Industriechemikalien als problematisch ein.
„Bereits am 23. Dezember haben wir die betroffenen Bewohner mittels Flugblättern über die Situation informiert“, so Leondings Bürgermeisterin Sabine Naderer-Jelinek. Diese präsentierte nun bei einer Pressekonferenz mit Umweltlandesrat Stefan Kaineder die konkreten Angebote für die betroffene Bevölkerung abseits der Wassergenossenschaften.
Folgende Maßnahmen umsetzen
In den betroffenen Ortschaften können die Besitzer eines Trinkwasserbrunnens kostenlos eine Wasserprobe testen lassen. Naderer-Jelinek: „Betreffende Bürger sollen sich bitte beim Bürgerservice am Stadtamt Leonding melden: 073268780.“ Darüber hinaus werden die Kommunen die Betroffenen zu einer Informationsveranstaltung einladen. Wie seit Weihnachten 2022 können die betreffenden Haushalte, jeweils bis 31. Jänner, Trinkwasser bei der Feuerwehr Hart holen.
Behördliche Sperre der Brunnen sei nicht möglich
„Zudem wurden mittel- bis langfristige Möglichkeiten zur sicheren Trinkwasserversorgung besprochen. Bei den Wassergenossenschaften Harterfeld I und Harterfeld II könnten die Wasserversorgung sehr kurzfristig – wenn gewünscht – über die Stadtwasserleitung sichergestellt werden“, so die Leondinger Stadtchefin. Diese betont, „für die Stadtteile Staudach, Jetzing und Felling wurde mit der Linz AG über die
Weihnachtsfeiertage eine Grobplanung zur Aufschließung durch eine städtische
Wasserleitung der angesprochenen Gebiete erstellt. Über die Durchführung des Projektes, muss letztlich der Gemeinderat entscheiden, die Vorbereitungen dazu laufen.“ Eine behördliche Sperre der Brunnen sei nicht möglich, da aktuelle eine gesetzliche Grundlage auf Bundesebene fehlt.
Situation in Pasching
In Pasching ist die Situation überschaubar. „Wir haben alle Besitzer eines Trinkwasserbrunnens– 15 an der Zahl – informiert, dass es hier Probleme geben könnte“, so Paschings Bürgermeister Markus Hofko. Der Ortschef möchte beruhigen, „dass bei der Wassergenossenschaft Wagram und im Ortsteil Pasching keine Verunreinigungen festgestellt wurden.“
279 Grundwasserproben eingeholt
„Ich gehe davon aus, dass die Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie in die nationale Trinkwasserverordnung mit einem voraussichtlichen Grenzwert von 0,1 μg/l heuer noch kommen werde“, betont Umweltlandesrat Stefan Kaineder. An den Messpunkten in Leonding und an einem in Pasching wurde diese Grenze überschritten. Bei einer flächendeckenden, österreichweiten Untersuchung auf PFAS hat man 2022 in Oberösterreich an 279 Stellen Grundwasserproben gezogen. Bei sieben Messstellen wurde eine Konzentration von 0,05 μg/l nachgewiesen und bei zwei in Leonding mehr als 0,1 μg/l.
Sondermessung veranlasst
Im November beschloss das Land Oberösterreichein Sondermessprogramm im betroffenen Gebiet. Dieses ergab eine deutliche PFAS-Belastung aller getesteten Hausbrunnen in den Leondinger Ortsteilen Staudach und Felling. Die Werte pendelten zwischen 0,14 und 0,52 μg/l. Auch ein Hausbrunnen im angrenzenden Paschinger Ortsteil Wagram hatte einen Wert von 0,19 μg/l.
Flughafen Hörsching nicht Verursacher
Aktuell gibt es für die Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Oberösterreich, Daniela König, keine Indizien dafür, dass der Flughafen Linz der Verursacher der Verschmutzung zu sein, ist. König: „Es bestand der Verdacht, dass der dort über viele Jahre verwendete und mittlerweile verbotene Löschschaum ins Grundwasser gelangt seien könnte. Doch Proben rund um den Flughafen hätten keine erhöhte PFAS-Konzentration ergeben.“
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