Innovatives Versorgungsprojekt für Herzschwäche-Patienten
Bei einer Fachtagung in Linz wurden aktuelle internationale Empfehlungen für die optimale Behandlung von Herzschwäche-Patienten vorgestellt. Eine der Empfehlungen – die Etablierung von integrierten Versorgungsprogrammen – wird jetzt in Linz, Linz-Land und Rohrbach umgesetzt.
Rund 300.000 Menschen in Österreich leiden an Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Wie diese Patientengruppe, die aufgrund der demografischen Entwicklung immer größer wird, betreut werden kann, steht im Mittelpunkt der Tagung "Herzinsuffizienz Update 2016" in Linz. „Ein wichtiges Thema unserer Tagung ist die Präsentation und Diskussion der aktuellsten internationalen Leitlinien zur optimalen Herzinsuffizienz-Therapie“, sagt Tagungs-Organisator Christian Ebner vom Krankenhaus der Elisabethinen Linz. „Dazu gehören unter anderem eine neue medikamentöse Therapiemöglichkeit mit der Substanzkombination Sacubitril/Valsatran oder die Antidiabetika aus der Gruppe der SGLT2-Hemmer. Auch zur Behandlung von Begleiterkrankungen gibt es neue Empfehlungen.
Unverändert wichtige Bedeutung in den europäischen Leitlinien hat die Empfehlung, dass Herzinsuffizienz-Patienten im Rahmen von strukturierten, vernetzten Betreuungsprogrammen, sogenannte Disease Management Programmen (DMP), behandelt werden sollten. „Der Erfolg ist in zahlreichen Studien nachgewiesen. Die Therapieerfolge sind besser als in der herkömmlichen Betreuung, die Lebensqualität Betroffener steigt, die Sterblichkeit und die Häufigkeit von Spitalsaufnahmen sinken“, so Ebner.
Start für innovatives Projekt
In Oberösterreich steht ein solcher vernetzter Betreuungsansatz unmittelbar vor der Umsetzung, berichtet Ebner: „Wir werden auf der Tagung ein innovatives Pilotprojekt vorstellen, das am 1. Jänner 2017 startet und auf eine engmaschige und strukturierte Betreuung von Herzschwäche-Patienten über alle Versorgungsebenen hinweg abzielt.“ Entwickelt wurde das Projekt „Integrierte Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz“ im Rahmen der Zielsteuerung Gesundheit von einer Arbeitsgruppe, der Vertreter der OÖ Gebietskrankenkasse, des Landes OÖ sowie niedergelassene und Spitalsärzte angehörten. „Eine professionelle und strukturierte Zusammenarbeit aller Akteure soll die Patienten letztlich dazu befähigen, ihre chronische Erkrankung gut zu managen und Verschlechterungen zu vermeiden.“
Ein wesentliches Element des Projekts ist, dass sehr klar definiert wird, welche Kooperationspartner – Allgemeinmediziner, Kardiologen, Hauskrankenpflege – wann welche Betreuungs- und Behandlungs-Maßnahmen setzt, um der individuellen Situation zielgenau gerecht zu werden.
Weniger Krankenhausaufenthalte
„In der kontinuierlichen Grundbetreuung können Anzeichen einer möglichen Verschlechterung des Gesundheitszustands frühzeitig identifiziert werden. Nötigenfalls können rasch medizinische Interventionen eingeleitet werden. Intensivere Kontrollen in größeren Abständen, für die eine spezielle Infrastruktur nötig ist, werden in der Regel bei niedergelassenen Kardiologen oder in den spezialisierten Krankenhausambulanzen erfolgen“ beschreibt Ebner wichtige Eckpfeiler. „Durch die optimale Vernetzung der vorhandenen Ressourcen ermöglicht es das strukturierte, ambulante und wohnungsnahe Betreuungsmodell, an Herzinsuffizienz erkrankte Patienten möglichst lange im ambulanten Setting belassen und somit die für diese Erkrankung geradezu charakteristisch hohe Rehospitalisierungsrate reduzieren zu können.“
Pilotprojekte in Linz, Linz-Land und Rohrbach
Das Pilotprojekt wird zwischen Jänner 2017 und Dezember 2018 in den Regionen Linz, Linz-Land und Rohrbach durchgeführt. Auch das Primärversorgungszentrum in Enns wird an dem Pilotprojekt teilnehmen. „Im zweiten Halbjahr 2018 findet eine Evaluierung statt, deren Ergebnis über die Fortsetzung und mögliche Ausweitung des Projekts auf andere Regionen entscheiden wird“, sagt Ebner. „Wir sind davon überzeugt, dass durch die optimierte wohnortnahe Betreuung, die Stärkung der Hausarzt-Praxis und die Reduktion von Entgleisungen der Erkrankung alle gewinnen – die beteiligten Patienten genauso wie ihre Behandler. Wir hoffen also auf eine rege Beteiligung an dem Projekt.“
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