"Wir brauchen nicht den Lehrer aus der Gussform"
Hochkarätig besetzter runder Tisch zum Thema Bildung bei der vierten Aktion „LehrerIn fürs Leben“.
„Für jeden Beruf und speziell für Lehrer ist es wichtig, wenn sie Erfolge sehen. Wir wollen den Lehrern auch vermitteln, dass das was sie tun, auch wichtig ist. Daher benötigen wir mehr Spielräume, mehr Autonomie und höhere Budgets an den Schulen“, sagt Bildungslandesrätin Doris Hummer beim runden Tisch bei der BezirksRundschau Oberösterreich.
Die sprachliche Förderung an den Kindergärten sei ein wesentlicher Beitrag für eine weitere erfolgreiche Schullaufbahn. Das sei ein permanenter Prozess, weil auch Kinder im Pflichtschulalter nach Österreich kämen. „Es ist aber faszinierend, dass beispielsweise neunjährige Mädchen aus Tschetschenien binnen eines Jahres perfekt Deutsch können“, so Hummer.
Michaela Keplinger-Mitterlehner, Generaldirektor-Stellvertreterin der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich: „Aus der Wirtschaft zeigt sich, dass ein wertschätzender Umgang das Um und Auf ist für die Motivation der Mitarbeiter. Und sie müssen auch das Gefühl haben, dass sie etwas bewegen und verändern können. Da kann man viel bewirken, natürlich auch bei Lehrerinnen und Lehrern. Solche Befragungen bei den Lehrkräften könnten auch innovative Ansätze für die Verbesserung des Schulsystems zutage bringen.“ Nicht vergessen dürfe man aber, dass die Schuladministration immer mehr zur Herausforderung werden. „Diese Zeit fehlt bei den Schülern.“
Für Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich besteht Handlungsbedarf beim Wirtschaftswissen der Oberösterreicher: „In dem Bereich müssen wir dringend handeln und da sind die Lehrer ein Teilaspekt dieses Systems. Wirtschaft gehört als Querschnittsmaterie noch mehr in den Schulen verankert.“ Projekte, Schulversuche und durch das Engagement vieler Lehrerinnen und Lehrer gebe es hier durchaus sehr positive Ansätze. „Das zeigt auch das Engagement, das bei vielen Lehrerinnen und Lehrern vorhanden ist.“
Christine Wolfmayr von der WKOÖ: „Das Schulsystem kann natürlich nicht allen Anforderungen gerecht werden. Schule muss alle Anstrengungen unternehmen, dass vor allem die schwächeren Schüler gefördert werden.“ Hier zeige sich schon, dass es immer wieder Betriebe gebe, die beispielsweise „Lehrlinge nicht wirklich weiterentwickeln können. Das fehlt es teilweise an Grundlegendem, wie lesen oder schreiben.“ Soziale und persönliche Kompetenzen müssten außerdem verstärkt in den Schulen vermittelt werden. „Das ist in der heutigen Wirtschaftswelt erforderlich“, so Wolfmayr.
Christine Lengauer, Vizepräsidentin der AK OÖ: „Aus der Sicht der Betroffenen, der Lehrerinnen und Lehrer, muss man auch sagen, dass die Arbeitsbedingungen nicht immer einfach sind. Beispielsweise, dass eigene Arbeitsplätze fehlen.“ Unterstützendes Personal – beispielsweise Lerncoaches und Sozialarbeiter – könnte Lehrerinnen und Lehrer hier entlasten, um sich auf die pädagogischen Aufgaben konzentrieren zu können. Die Anerkennung für den Beruf der Kindergartenpädagogin/des Kindergartenpädagogen müsse gesteigert werden. Nur in Österreich und der Slowakei sei innerhalb der EU diese Ausbildung nicht akademisch.
Die Ausbildung an den Bakips sei auf einem extrem hohen Niveau, gab Hummer zu bedenken. „Ich möchte auf jeden Fall ein Mentoring- bzw. Trainee-Programm bei der Einstiegsphase bei den Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen haben. Das gäbe der Qualität in der Ausbildung einen extremen Auftrieb.“ Lehrer müssten zudem authentisch sein. „Die können auch ihre Macken haben. Wir brauchen nicht den Lehrer aus der Gussform“, so Hummer. Einigkeit besteht, dass die Wertschätzung gegenüber den Lehrerinnen, Lehrern, Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen extrem wichtig ist.
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