Gewerkschaft drohte aufständischen Betriebsräten mit Rauswurf aus Hotel
"Ihr fahrts mit oder fliegts aus dem Hotel." Vor diese Wahl stellte die Gewerkschaft PRO-GE die Teilnehmer an einer Rhetorik-Ausbildung in Bad Hofgastein. Sie hatten sich wegen der gut fünfstündigen Anreise zur Betriebsratskonferenz in Wien geweigert, an dieser teilzunehmen. Gewerkschaftschef Wimmer zeigt kein Verständnis für die Aufständischen.
Es sollte ein dreitägiges Rhetorikseminar in Bad Hofgastein werden, zu dem 17 Betriebsräte von ihren Unternehmen freigestellt worden waren. Doch dann wurden die Belegschaftsvertreter nach Wien zur Betriebsratskonferenz beordert. Hintergrund: Die Kollektivvertragsverhandlungen der Metallergewerkschaft sind derzeit am Laufen. Dass die Nerven angesichts der Auseinandersetzung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern blank liegen, zeigte sich an der Reaktion der Spitzen der Gewerkschaft PRO-GE.
"Ihr fahrts oder fliegts raus"
Der Bus stand schon vor dem Hotel, aber jeweils fünf Stunden Hin- und Rückfahrt für zwei Stunden Kundgebung in Wien waren den Betriebsräten offenbar zuviel. Als sich beinahe alle Belegschaftsvertreter weigerten, das Seminar zu unterbrechen, kamen Druck und Drohung von der Gewerkschaftsspitze. Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der Metaller, habe ihnen ausrichten lassen: "Ihr fahrts oder fliegts raus (aus dem Hotel, Anm.)." Acht der 17 Gewerkschafter blieben dennoch in Bad Hofgastein – nachdem ihnen auch der Hoteldirektor versichert hatte, dass er niemanden aus seinem Haus werfen werde. Den Aufständischen wurden daraufhin weitere Konsequenzen angedroht – am nächsten Tag brach die Gewerkschaft das Seminar ab und schickte die Teilnehmer nachhause.
Gewerkschaftschef Wimmer: "Kein Verständnis dafür"
Metaller-Chef Rainer Wimmer ist über die Betriebsräte erzürnt und spricht von einer "politisch motivierten" Aktion. Man habe schon am Freitag zuvor alle verständigt, dass diese Kundgebung stattfinden werde: "Für jeden Gewerkschafter sollte es selbstverständlich sein, dass er daran teilnimmt." Besonders ärgert er sich über die mangelnde Solidarität: "Wenn man sich von Haus aus von so einer Geschichte ausschließt, dann bin ich nicht sicher, ob das die richtigen Vertreter sind. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn sich die Leute, die anderen Solidarität lehren sollen, sich so verhalten." Abgesehen davon sei der Besuch der Betriebsratskonferenz auch gesetzlich gedeckt gewesen: "Im Zuge der Schulung können auch praktische Beispiele stattfinden, dass man nicht nur Solidarität lehrt, sondern auch übt."
Betriebsräte berufen sich auf ihre "Chefs"
Von Seiten der Betriebsräte heißt es, dass teilweise nicht einmal die Betriebsratsvorsitzenden ihrer Unternehmen von der Konferenz gewusst hätten. Und dass auch diese keinen Sinn in der Fahrt zur Konferenz nach Wien gesehen hätten.
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