Herbstzeitlose – Giftpflanze mit bemerkenswertem Lebenszyklus

©  Gudrun Fuß
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Auf feuchten Wiesen und in Auwäldern kann man ab dem Spätsommer eine lila blühende Pflanze entdecken, deren Blütenform stark an Krokusse erinnert, mit denen sie aber nur sehr weitschichtig verwandt ist. Es handelt sich um die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), die ihre zarten Blüten aus der Erde streckt. Aber nicht nur die Blütezeit im Herbst ist ungewöhnlich, auch ihre Giftigkeit – die Herbstzeitlose zählt zu den giftigsten Pflanzen unserer heimischen Flora – macht sie besonders.

Pflanzen können nicht weglaufen, wenn sie angegriffen werden. Sie haben also andere Methoden entwickelt, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Manche halten sich die hungrigen Mäuler der Pflanzenfresser durch Stacheln und Dornen vom Leib, andere durch giftige Inhaltsstoffe. Zur Abwehr wird in der Pflanzenwelt eine Vielzahl von Giftstoffen wie Alkaloide oder Glycoside eingesetzt. Häufig nutzt eine Pflanze nicht nur einen dieser Stoffe, sondern bedient sich eines Giftcocktails.

Verantwortlich für ihren Platz unter den giftigsten Pflanzen Oberösterreichs ist bei der Herbstzeitlose vor allem das Alkaloid Colchicin, das beim Menschen schon in geringen Mengen von 10 bis 20 Milligramm zum Tode führen kann. Obwohl sich der höchste Gehalt in der Samenschale befindet, geht die größte Gefahr von den im Frühjahr erscheinenden Blättern aus: Immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen, da diese von Kräutersammlern und Kräutersammlerinnen für Bärlauch gehalten werden: Gegenüberstellung Herbstzeitlose mit ihren „Doppelgängern“
Vergiftungssymptome wie Übelkeit, Krämpfe, Kreislaufversagen und Atemlähmung treten nach relativ langer Latenzzeit von zwei bis sechs Stunden auf und führen schließlich nach ein bis zwei Tagen zum Tod. Auch für viele Tierarten wie Pferde ist die Herbstzeitlose selbst im getrockneten Zustand, das heißt im Heu, nicht unproblematisch.

Ungewöhnlicher Lebenszyklus – warum blüht die Herbstzeitlose im Herbst?

Durch ihren ungewöhnlichen, „zeitlosen“ Lebenszyklus, dem sie auch ihrem Namen verdankt, ist die Herbstzeitlose perfekt an den traditionellen Mährhythmus in unserer Kulturlandschaft angepasst. Mit ihrer späten Blüte nutzt sie nach der Herbstmahd der Wiesen eine letzte Phase mit hohem Lichtgenuss. Nach der Blütezeit zieht sie sich mindestens zehn Zentimeter tief in die Erde zurück, wo die Samenanlagen sowie die Knollen vor dem Frost geschützt sind. Blätter und Fruchtkapseln erscheinen erst im Frühling vor dem ersten Wiesenschnitt.

Schneller, höher, weiter, spektakulärer

Im Jahr 2022 stellt der Naturschutzbund in der Artikelserie „Rekorde der heimischen Natur“ beeindruckende Höchstleistungen der Tier- und Pflanzenwelt Oberösterreichs vor und will so auf die beeindruckende Artenvielfalt unseres Landes aufmerksam machen. Weitere Artikel aus der Serie "Rekorde der heimischen Natur"

Sie haben die Herbstzeitlose bei einer Wanderung oder einem Spaziergang gesichtet? Dann bitte melden Sie diese Sichtung oder auch die anderer Tier- und Pflanzenarten auf der Citizen-Science-Plattform des Naturschutzbundes unter www.naturbeobachtung.at. Das Melden von Arten gibt wichtige Hinweise auf deren Verbreitung und Bestandsdichte.

©  Gudrun Fuß
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Foto: Cityfoto
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