Man spricht Englisch in Berlin

Wirtschaftskammer OÖ-Direktor Christian Hofer und Präsident Rudolf Trauner.
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3,4 Millionen Menschen leben in Berlin, das die am stärksten wachsende Region in der Wirtschaftsmacht Deutschland ist. Wachstumstreiber: die Kreativindustrie. Sie steht für rund 17 Prozent der gut 100 Millionen Euro Wirtschaftsleistung, wie der oö. Wirtschaftskammer-Präsident Rudolf Trauner, WKOÖ-Direktor Christian Hofer sowie der Wirtschaftspolitik- und Außenhandelsverantwortliche Hermann Pühringer bei einem Treffen mit der Berliner Standortagentur erfuhren.
Inzwischen gehört die deutsche Hauptstadt mit der Berlin Fashion Week zu den Top 5-Modestandorten weltweit. Auch in der Musik, bei Computerspielen oder in der Filmproduktion hat sich Berlin einen Ruf gemacht.

"Arm aber sexy"

Dabei kommt der Stadt zugute, was ihr Bürgermeister im berühmten Zitat "Berlin ist arm, aber sexy" zusammengefasst hat. Sie zieht junge kreative Kräfte an, die hier ihr Unternehmen gründen wollen. Nicht nur, weil die Stadt als "hip" gilt, sondern auch weil die Lebenserhaltungskosten im Vergleich sehr günstig sind. Und gleichzeitig steht viel Geld für die Gründer zur Verfügung, weil Investoren aus den USA und aus Israel die Berliner Kreativwirtschaft für sich entdeckt haben. Hauptgrund: "Man spricht Englisch". Denn statt "Berliner Schnauze" ist durch die zugezogenen Gründer aus aller Herren Länder sehr oft Englisch Unternehmenssprache, wie Ingrid Walther bestätigt. Sie ist in der Berliner Stadtverwaltung für die Förderung des Kreativbereiches zuständig und verrät: "Berlin blickt mit Neid auf das Ars Electronica in Linz, das hier einmal im Jahr eine Ausstellung hat." Das Ars Electronica ist nur kleiner Teil der umfangreichen Exporte Österreichs nach Deutschland. "30,6 Prozent der heimischen Ausfuhren, das entspricht 37,8 Millionen Euro, gingen 2012 nach Deutschland", so Oberösterreichs Wirtschaftskammer-Präsident Trauner. Von den 8350 oberösterreichischen Exportbetrieben liefern 4900 nach Deutschland. Wichtigster Absatzmarkt ist Bayern, vor allem durch die Lieferung der BMW-Motoren aus Steyr.

Kleine und Mittlere Unternehmen haben noch Potenzial in Deutschland

Laut Wirtschaftskammer-Direktor Hofer ist das Potenzial für die heimischen kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland aber noch lange nicht ausgeschöpft. Besondere Chancen gebe es in heimischen Stärkefeldern wie dem Automobil- & Kunststoffbereich, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Umwelt- & Energietechnik, der Informations- & Kommunikationstechnologie, der Gesundheits- & Medizintechnik sowie bei Verkehr und Mobilität. Und nicht zuletzt konnte Österreich auch als touristisches Ziel wieder vermehrt bei den Deutschen punkten - "einerseits wegen der politischen Probleme in der Türkei und in Ägypten, andererseits weil viele Deutsche in der Kindheit ihren Urlaub in Österreich verbracht haben und jetzt zurückkehren wollen", weiß der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Deutschland, Hans Kausl.

"Streikfreiheit" als Österreichs Standortvorteil

Kausl sieht die enge Verflechtung der österreichischen mit der deutschen Wirtschaft als "Segen". 30 Prozent der Exporte nach Deutschland stammen aus Oberösterreich: "Deutschland ist ein anspruchsvoller Markt - technisch top und preislich gut", sei die Forderung an Österreichs Lieferanten, die bei den Nachbarn Geschäfte machen wollen. Österreichische Unternehmen würden in Deutschland für höchste Standards geschätzt und als technisch ebenbürtig gesehen. Und heimische Zulieferer würden vor allem auch von Österreichs Ruf als "streikfreies Land" profitieren

Auf der Suche nach der Regierung
Was Österreich und Deutschland derzeit eint, sind die Regierungsverhandlungen. Auch in Deutschland wird um eine große Koalition gefeilscht. Allerdings erfuhren die Teilnehmer der Wirtschaftsdelegation rund um WKOÖ-Präsident Rudolf Trauner und Direktor Christian Hofer, dass es bei den Nachbarn sachlicher zugehen dürfte. In Gesprächen mit dem CDU-Haushaltssprecher Norbert Barthle, dem CSU-Bundestagsabgeordneten Max Straubinger oder dem Bürgermeister und Senator für Inneres und Sport von Berlin, Frank Henkel, fallen keine spitzen Bemerkungen über den politischen Gegner - das gemeinsame Ziel einer stabilen Regierung scheint im Fokus.

"Autobahnmaut für Ausländer" unwahrscheinlich

Wichtig nicht nur als Vorbild für die österreichische Politik, sondern weil der deutsche Kurs auf Österreich Auswirkungen hat. Hauptsächlich in wirtschaftlicher Hinsicht - weniger in Bezug auf die von der bayerischen CSU geforderte "Autobahnmaut für Ausländer". Der Vorschlag, dass zwar alle Autobahnbenützer zahlen müssten, die Deutschen ihre Beiträge aber über eine geringe Kfz-Steuer ersetzt bekommen und so nur die Ausländer zur Kasse gebeten werden, sei "praktisch schwierig umzusetzen", sagt CDU-Haushaltssprecher Barthle. Vermutlich werde sich eine Arbeitsgruppe damit beschäftigen - "nach dem Motto: wenn Du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis". Selbst für den CSU-Bundestagsabgeordneten Straubinger machen "die Voraussetzungen eine Umsetzung der Maut schwer".

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